NRW will in der internationalen Forschung mitspielen
Wenn Michael Hamacher vom Lead-Discovery-Center (LDC) in Dortmund Infos aus seiner Bibliothek besorgt, braucht er dafür keine dicken Wälzer zu schleppen. Der promovierte Biologe forscht im Labor an Substanzen, die sich – flüssig oder in Pulverform – in den Vertiefungen kleiner Kunststoffplättchen befinden. Die ganze Sammlung dieser Plättchen, die alle unterschiedliche Stoffe enthalten, heißt Bibliothek. Sie dient den Wissenschaftlern als Forschungsgrundlage.
Im LDC arbeiten die Experten an Wirkstoffen für neue Medikamente – gegen Krebs, Alzheimer oder Diabetes. Die Ergebnisse stellen sie der Pharmaindustrie zur Verfügung. An lebenden Zellen untersuchen die Spezialisten, welches Ergebnis ein Wirkstoff hervorruft und wann eine Substanz am besten gegen eine Krankheit wirkt. „Wir greifen Projekte in frühen Entwicklungsstadien auf und entwickeln sie weiter zu pharmazeutischen Wirkstoffen“, sagt Hamacher, der die LDC-Administration leitet. Ideengeber für neue Studien sind die Max-Planck-Institute. Mit Universitäten soll es schon bald Kooperationen geben.
„Die Einfälle und das Geld kommen aus der Wissenschaft, wir haben das Know-how und die Technik, um die Projekte umzusetzen“, sagt Hamacher. Geld dafür fließt aus dem Topf des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, und auch das NRW-Wissenschaftsministerium will das LDC unterstützen.
Mehr Geld für Forschung Das Land möchte in der Medizin- und Pharmaforschung ganz nach vorn. „Unser Ziel ist es, in der Medizinforschung international spitze zu werden“, sagt FDP-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart. Das lässt er sich etwas kosten: Seit 2005 hat er die Gelder für Forschung und Innovation um 25 Prozent auf 597 Mio. Euro erhöht. Mit dem Förderprogramm „Stärken stärken“ unterstützt die Landesregierung weitere Initiativen: darunter das Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln oder das Helmholtz-Zentrum in Bonn.
Nordrhein-Westfalen ist inzwischen Mittelpunkt der Stammzellforschung. Hier sitzen einige der angesehensten Forscher Deutschlands – Martin Zenke in Aachen, Oliver Brüstle in Bonn oder Jürgen Heschele in Köln. Darüber hinaus leistet sich das Land ein eigenes Kompetenznetzwerk. Kostenpunkt: 1 Mio. Euro pro Jahr. Davon profitiert auch die Forschungsgruppe Stammzellbiologie und Regeneration von der Universität Münster. Seit drei Jahren arbeiten die Wissenschaftler an einem Wirkstoff, der tote Nervenzellen im Gehirn reaktivieren soll.
Bei Krankheiten wie Parkinson sterben Zellen im Gehirn ab, die Stammzellen sollen sie ersetzen. Mit einer Injektion ins Gehirn könnten Ärzte eines Tages den Patienten von der Schüttellähmung heilen. Eine Revolution ist das aber noch nicht. „Wir betreiben Grundlagenforschung“, sagt Gruppenleiter Jens Schwamborn. „Der Weg zu einem erprobten Medikament ist noch weit.“
Anne-Christin Gröger
Quelle: Financial Times Deutschland
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