Banken und Aktionäre einigen sich auf Sanierungsplan für Hamburger Fondshaus· 36 Mio. Euro Verlust im ersten Halbjahr
VON Patrick Hagen, Köln
Der angeschlagene Schiffsfinanzierer HCI Capital hat sich mit Banken und Großaktionären auf ein Rettungspaket geeinigt. Zugleich gab das Hamburger Emissionshaus einen Halbjahresverlust von 36 Mio. Euro bekannt.
HCI leidet darunter, dass Privatanleger kaum noch Anteile an geschlossenen Fonds kaufen. Mit solchen Fonds finanzieren Emissionshäuser wie HCI oder Lloyd Fonds Schiffe, Flugzeuge oder Immobilien. Da die Nachfrage nach Schiffstransporten wegen der schwachen Konjunktur eingebrochen ist, brauchen die Reeder sehr viel weniger Tonnage. Unter Investoren haben Schiffsfonds deshalb keinen besonders guten Ruf. Eine Reihe ist bereits in schwerer See und benötigt frisches Geld von den Anlegern.
Unter dem Sanierungskonzept stellen die Banken HCI bis Anfang 2010 von einem Großteil seiner Eventualverbindlichkeiten frei: HCI hat Bürgschaften in Höhe von 1,5 Mrd. Euro, vor allem für Schiffsfinanzierungen. Dazu kommen Platzierungsgarantien von 640 Mio. Euro, beides gegenüber Banken.
Im Mittelpunkt der Probleme bei HCI stehen die vielen Schiffe, die das Fondsunternehmen in guten Zeiten bestellt hatte, die aber jetzt kaum jemand braucht. Zusammen mit Reedern hat HCI 80 Schiffe bei Werften in Auftrag, sie werden in den kommenden Jahren abgeliefert. Wie in der Branche üblich, wurden diese Schiffe bestellt, bevor das Eigenkapital zur Finanzierung bei Anlegern eingeworben wurde. HCI musste den Banken gegenüber garantieren, dass alle Fonds platziert würden – heute eine Utopie.
Gleichzeitig gab HCI den Banken Bürgschaften für die Bankfinanzierung während der Bauzeit der Schiffe. Wegen der Krise an den Schifffahrtsmärkten und der Anleger-Zurückhaltung wird HCI es schwer haben, alle Schiffe über Fonds zu finanzieren. Das Unternehmen verhandelt mit Werften und Reedern und konnte dabei bereits einige Aufträge abbestellen, in gefragtere Schiffstypen umwandeln oder verschieben. Dennoch läuft eine gewaltige Neubauwelle auf das Fondshaus zu.
Die größten HCI-Gläubiger HSH Nordbank und Commerzbank haben dem Konzept bereits zugestimmt. Auf sie entfallen nach Angaben von HCI drei Viertel der Eventualverbindlichkeiten. Mit einem Moratorium verzichten die Banken zunächst auf mögliche Ansprüche daraus. In einem zweiten Schritt soll HCI dann von den Eventualverbindlichkeiten ganz freigestellt werden. Vor allem die kriselnde HSH Nordbank, die als globaler Marktführer in der Schiffsfinanzierung zu den größten HCI-Gläubigern gehört, hat großes Interesse an der Rettung. Ihr drohen sonst hohe Abschreibungen.
Ebenfalls dabei sind die zwei Großaktionäre: das Emissionshaus MPC, das 40,8 Prozent an HCI hält, und der Hamburg Schiffseigner Döhle-Gruppe mit 21,4 Prozent. Die übrigen Gläubigerbanken müssen dem Konzept noch zustimmen. „Wir haben in unseren Gesprächen mit den Banken und unseren Hauptgesellschaftern die wichtigsten Schritte geschafft, um HCI durch die Marktkrise zu bringen“, sagte HCI-Vorstandschef Ralf Friedrichs mit Zweckoptimismus.
Zusätzlich plant HCI eine Kapitalerhöhung von 22 Mio. Euro. Sie wird durch Döhle und MPC garantiert. Die Banken haben sich außerdem bereit erklärt, Kredite über 36 Mio. Euro bis zum 30. September 2010 zu stunden – davon entfallen 27 Mio. Euro auf die HSH Nordbank. Die gestundeten Kredite sollen in Eigenkapital oder langfristige Finanzierungen gewandelt werden.
Der hohe Verlust von 36 Mio. Euro im ersten Halbjahr stammt laut HCI vor allem aus Wertberichtigungen und Sondereffekten in Höhe von 30 Mio. Euro. Davon entfallen rund 16 Mio. Euro auf Schiffe. Die Platzierung von Fondsanteilen lief schleppend. HCI warb 73 Mio. Euro bei Anlegern ein, im Vorjahreszeitraum waren es 341 Mio. Euro. Den größten Anteil machten Schiffsfonds mit 48 Mio. Euro aus, nach 199 Mio. Euro im Vorjahr. Damit lag HCI aber vor den Konkurrenten MPC und Lloyd Fonds, die auf 54 Mio. Euro und 25 Mio. Euro kamen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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