US-Investorenlegende erhöht Beteiligung an Münchner Rückversicherer auf mehrals drei Prozent · Aktienkurs legt zu
VON Herbert Fromme, Köln
US-Milliardär und Investorenlegende Warren Buffett schwingt sich zum Großaktionär der Munich Re auf. Wie der weltgrößte Rückversicherer gestern mitteilte, meldete Buffett zum 18. Januar eine Beteiligung von 3,045 Prozent. Bereits vor zwei Jahren hatte sich Buffett mit weniger als einem Prozent an der Münchner Gesellschaft beteiligt. Damals sprach er davon, die Anteile im Handelsbestand halten zu wollen – was suggerierte, dass er sie auch rasch wieder verkaufen könne.
Die Aktie stieg gegen den Trend um 1,2 Prozent auf 109,80 Euro. Eine Sprecherin der Munich Re begrüßte den Einstieg. „Wir freuen uns über jeden Investor“, sagte sie. Der Zukauf belege die nachhaltige Strategie des Unternehmens. Auch am schärfsten Munich-Re-Rivalen Swiss Re hält Buffett drei Prozent.
Für das Management unter Nikolaus von Bomhard ist Buffetts Schritt eine gute Nachricht. Der 79-jährige Amerikaner ist bekannt dafür, meist mit Erfolg dann Aktien von Unternehmen zu kaufen, wenn er sie für unterbewertet hält. Das könnte dem Kurs der Munich-Re-Aktie guttun, der in den vergangenen Monaten deutlich schlechter verlief als der Dax und der Index europäischer Versicherer.
Außerdem kennt Buffett sich mit Rückversicherung gut aus – auch das adelt die Investition. Seine Holding Berkshire Hathaway kontrolliert den großen US-Rückversicherer Gen Re, dem in Deutschland die Kölnische Rück gehört.
Daneben betreibt Berkshire mit weniger als 40 Mitarbeitern unter der Marke Berkshire Hathaway Reinsurance eine zweite sehr lukrative Rückversicherung, die sich auf großvolumiges Geschäft spezialisiert hat – ein bedeutender Teil sichert andere Rückversicherer gegen schwerste Risiken ab. Mit dem Autoversicherer Geico und einer Reihe anderer Gesellschaften beteiligt sich Buffett daneben auch am Geschäft mit Endkunden, vor allem in den Vereinigten Staaten.
Mit der höheren Beteiligung an Munich Re zeigt Buffett den Märkten auch, dass er sich nicht vom Kerngeschäft entfernen will. Befürchtungen in diese Richtung waren laut geworden, als er im November die Übernahme der Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe für 44 Mrd. $ bekannt gab. Der Schritt überraschte, weil er dort die Mehrheit halten wird, während er bei seinen zahlreichen Investments außerhalb der Versicherungswirtschaft – wie beim Kreditkartenanbieter American Express oder dem Getränkekonzern Coca-Cola – Anteile von rund zehn Prozent oder darunter sucht.
Buffett kauft in München zu einem Zeitpunkt zu, an dem die Rückversicherer ihre großen Erwartungen an eine Marktwende erst einmal begraben müssen. Nach dem Terrorüberfall vom 11. September 2001 waren die Preise für Rückversicherungen kräftig gestiegen. Seit etwa vier Jahren fallen sie, wenngleich die meisten Rückversicherer immer noch ordentlich verdienen. Der Versuch von Munich Re, Swiss Re und anderen, im Gefolge der Lehman-Pleite ihre Preise deutlich zu erhöhen, ist gescheitert – in der Vertragserneuerung 2009 auf 2010 gingen sie eher zurück.
Bei Swiss Re hat sich Buffett auch als Nothelfer engagiert – nicht ganz uneigennützig: Anfang 2009 brauchten die Schweizer dringend 3 Mrd. Franken, weil sie sich mit der Absicherung ausfallgefährdeter Papiere verspekuliert hatten und eine Ratingherabstufung drohte – für einen Rückversicherer eine Katastrophe. Buffett half, lässt sich aber die Summe mit satten zwölf Prozent verzinsen. Er kann die Papiere, sofern Swiss Re sie nicht zuvor zu 120 Prozent des Nennwerts zurückkauft, 2012 in Aktien umwandeln. Dann hielte er rund 25 Prozent des Rückversicherers.
Allerdings ist das Swiss-Re-Management zuversichtlich, die Anleihe zurückkaufen zu können. Außerdem übernimmt Buffett unter einem schon 2007 abgeschlossenen Deal seit 2008 und noch bis 2012 rund 20 Prozent aller Risiken der Swiss Re im Kerngeschäft Schaden- und Unfallrückversicherung.
Für Swiss Re hat sich die enge Verbindung mit dem US-Investor als hilfreich in der Krise herausgestellt – doch sie kommt die Schweizer nicht billig. Spekulationen, nach denen Buffett Swiss Re mit der Tochter Gen Re fusionieren wollte, sind von Swiss Re immer wieder heftig bestritten worden.
Zwar hätte ein Zusammenschluss den Charme, den weltgrößten Rückversicherer zu schaffen. Doch gibt es erhebliche Überschneidungen in der Kundenbasis beider Gesellschaften – das könnte dazu führen, dass Kunden wegen der Risikostreuung einen Teil ihres Geschäfts nicht bei dem fusionierten Unternehmen lassen würden. Noch weniger auf der Tagesordnung steht eine Dreierfusion aus Gen Re, Swiss Re und Munich Re, über die gestern spekuliert wurde.
Quelle: Financial Times Deutschland
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