Banken wollen raus aus Geschäften mit Schiffsfonds · Zeitpunkt günstig ·Anleger haben das Nachsehen
Von Katrin Berkenkopf
und Patrick Hagen
Die anstehende Liquidierung eines von MPC Capital aufgelegten Schiffsfonds nach dem Verkauf mehrerer Schiffe sorgt für Unruhe in der Branche. Druck der Banken habe die Verkaufsentscheidung befördert, sagen Schifffahrts- und Bankenkreise einhellig. Dagegen besteht der beteiligte Reeder Claus-Peter Offen darauf, dass er einfach die deutlich gestiegenen Schiffspreise genutzt habe, um den Fonds zu einem guten Ende zu bringen. Fest steht: Für die Banken ist der Zeitpunkt günstig, sich zu verabschieden. Privatinvestoren drohen Verluste.
Vor zehn Jahren beteiligten sich Anleger bei MPC Capital mit mindestens jeweils 20 000 Euro an dem Fonds Santa-A-Serie. Der Fonds beteiligte sich an vier Schiffen mit Platz für je 2500 Container. Die Mehrheit an den Schiffen gehört Offen. Doch mit der Wirtschafts- und Finanzkrise gab es für die Frachter keine neue Beschäftigung mehr. Deshalb liegen sie arbeitslos in Kiel.
Ende 2009 stellten die Anleger im Rahmen eines Sanierungskonzeptes frisches Kapital bereit. Aber die Banken, die sich an der Finanzierung über eine Schiffshypothek beteiligten, lehnten die geplante neue Tilgungsstruktur ab.
In der Zwischenzeit hat sich der Markt verändert. „Seit Jahresbeginn haben sich die Preise für Containerschiffe verdoppelt“, sagt Offen. Deshalb habe er die Entscheidung getroffen, die Schiffe lieber zu verkaufen, als weiter mit den Banken zu verhandeln. „Das war allein unsere Entscheidung.“ Und weil die Preise derzeit so attraktiv sind, möchte Offen auch fünf etwas größere Containerschiffe verkaufen, für die MPC Capital mithilfe von zwei Fonds ebenfalls im Jahr 2000 Kapital eingeworben hat.
Die Santa-A-Schiffe sollen an einen griechischen Investor gehen. Die Privatanleger haben bereits zugestimmt. Sie werden am Ende wohl mit einem blauen Auge davonkommen, können aber von den einst prognostizierten Renditen nur träumen. „Der Gesamtmittelrückfluss aus der Beteiligung über die Gesamtlaufzeit und inklusive steuerlicher Effekte ist voraussichtlich leicht positiv“, erklärt eine MPC-Sprecherin. Das liegt auch daran, dass diese Schiffe fast zehn Jahre gefahren sind und Schulden getilgt haben. Anlegern in jüngeren Schiffen, die noch höhere Hypothekendarlehen abzubezahlen haben, drohen hingegen direkte Verluste.
Für die Banken ergibt der Verkauf Sinn. In Zeiten, da sich die Schiffswerte auf sehr niedrigem Niveau bewegten, war das problematisch. Hätten sie da auf einen Verkauf gedrungen, hätten sie Verluste aus ihren Darlehen realisieren und auch andere Schiffsengagements abschreiben müssen. Doch jetzt sind die Schiffe wieder mehr wert, die Liquidierung führt nicht zur Abschreibung – entlastet aber das Eigenkapital der Banken.
MPC Capital geht generell davon aus, dass Banken mehr Druck auf Fonds ausüben werden. „Im dramatischen Marktumfeld 2009 war die Veräußerung von Schiffen nicht im Interesse der finanzierenden Banken, da die Verkaufserlöse kaum zur Rückzahlung der Darlehen gereicht hätten“, sagt die Sprecherin. „Inzwischen aber machen steigende Marktpreise einen Verkauf der Schiffe attraktiver.“
Wie dringend die Geldhäuser aus der Schifffahrt aussteigen wollen, zeigt der weltgrößte Schiffsfinanzierer HSH Nordbank. Er hat Schiffskredite in Höhe von 8 Mrd. Euro in die eigene Abbaubank geschoben, die Bad Bank der HSH. Reeder fürchten jetzt, die Bank könnte verstärkt auf Schiffsverkäufe dringen, um die ungewollten Kredite schnell und verlustfrei loszuwerden. Die Bank bestreitet das. „Wir erwarten aber, dass die Kunden einen Beitrag leisten“, sagt ein Sprecher.
Auf das Wohlwollen der Banken werden noch viele Fonds angewiesen sein. Nach Berechnungen des Verbandes Deutscher Reeder stecken 959 Schiffe deutscher Eigner derzeit in Finanzierungsschwierigkeiten. Ein Großteil ist über Fonds von privaten Anlegern mitfinanziert worden. Diese notleidenden Schiffe brauchen bis 2012 jährlich 170 Mrd. Euro, erklärte der Verband nach dem maritimen Gipfel der Bundesregierung am Montag in Berlin. Auch das Verhalten der Banken war dort ein Thema. Die Sorgen der Schifffahrt, dass die Banken vermehrt zur Verwertung von Frachtern schreiten könnten, wurden dabei nicht ausgeräumt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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