Preise steigen trotz hoher Schäden nicht
Von Herbert Fromme, Köln
Die globale Versicherungswirtschaft hat im ersten Halbjahr 2010 mit einem erheblichen Anstieg der Belastungen aus Naturkatastrophen fertig werden müssen. Für Schäden aus diesen Ereignissen zahlten Versicherer global 22 Mrd. Dollar, teilte der weltgrößte Rückversicherer Munich Re mit. Im ersten Halbjahr 2009 waren es nur 13 Mrd. Dollar gewesen. Der gesamte volkswirtschaftliche Schaden aus den Ereignissen stieg von 30 Mrd. Dollar auf 70 Mrd. Dollar.
Diese Summe lag deutlich über dem Durchschnitt der ersten Halbjahre seit 2000, hieß es weiter. Katastrophal wirkten sich vor allem die Erdbeben in Haiti und Chile aus. In Haiti starben bei dem Beben vom 12. Januar 223 000 Menschen. Der Schaden für die Assekuranz war mit 150 Mio. Dollar indes gering, da kaum Gebäude versichert waren.
Chile hatte dagegen durch das Beben vom 27. Februar deutlich weniger Tote zu beklagen – wegen der erdbebenadäquaten Bauweise starben nur 521 Menschen. Der volkswirtschaftliche Schaden belief sich allerdings auf 30 Mrd. Dollar, versichert waren 8 Mrd. Dollar.
Die Schadenbelastung durch Naturkatastrophen ist ein wichtiger Faktor in der Preisfindung für den Rückversicherungsschutz. Hohe Schadenwellen führen meistens zu steigenden Preisen, die Erstversicherer den Großhändlern des Risikoschutzes zahlen müssen. Das ist einer der Gründe, warum der DAX-Konzern Munich Re diese Zahlen stets unterjährig veröffentlicht.
Allerdings erwartet die Branche für die anstehenden Vertragsverhandlungen trotzdem eher einen weiteren Rückgang der Preise. Der Hintergrund: Weil die Zinsen überall niedrig sind, strömt viel frisches Geld in die Branche, die noch vergleichsweise profitabel arbeitet. Mit 396 Mrd. Dollar war die Kapitalbasis der Rückversicherer Ende 2009 fast auf Rekordniveau.
Eine Trendwende zu höheren Preisen könnte allerdings ein schwerer Hurrikan in den USA im zweiten Halbjahr bringen. Nur ein Großschaden von 35 Mrd. Dollar bis 100 Mrd. Dollar würde den weltweiten negativen Preistrend in der Industrie- und Rückversicherung brechen, hatte Ende Juni Ruud Bosman, stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender beim US-Industrieversicherer FM Global, gesagt. Hurrikan „Katrina“ im Südosten der USA hatte die Branche 2005 rund 30 Mrd. Dollar gekostet.
Quelle: Financial Times Deutschland
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