Unternehmen lehnen höhere Versicherungsprämien ab
Herbert Fromme , Bonn
Die deutsche Industrie wehrt sich gegen Versuche der Versicherer, die Naturkatastrophen in Japan, Australien und Neuseeland als Begründung für Preiserhöhungen zu nutzen. „Allzu forschen Äußerungen, die nun endlich den ersehnten Auslöser für eine flächendeckende Prämienanhebung sehen, sollte man mit Bedacht begegnen“, sagte Philipp Andreae, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Versicherungs-Schutzverbands (DVS). Der DVS vertritt die Industrie in Versicherungsfragen.
Versicherer hätten weniger als 10 Prozent des volkswirtschaftlichen Schadens von 300 Mrd. Dollar in Japan zu tragen, sagte Andreae mit Verweis auf Zahlen der Swiss Re. Das liege weit unter der Weltmarktkapazität für Katastrophenschäden.
Schließlich habe die Branche auch die versicherten Schäden nach dem Erdbeben in Chile Anfang 2010 in Höhe von 8 Mrd. Dollar gut verdaut. „Der Einfluss auf die Prämien war, wie wir gesehen haben, letztlich aber nicht gravierend“, sagte Andreae.
Die Industrieunternehmen profitieren seit drei Jahren von der heftigen Konkurrenz unter den Industrieversicherern wie Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), HDI-Gerling Industrie, Chartis – früher AIG – und Zurich. Da gerade die Marktführer AGCS und HDI-Gerling Industrie gute Gewinne ausweisen, haben die Versicherer schlechte Argumente für Preiserhöhungen. Sie verweisen nun gern auf den Druck, der seit den Großkatastrophen von Rückversicherern kommt.
Weil die Versicherer mit massiven Preiserhöhungen bislang scheitern, werden sie zunehmend restriktiver bei der Zahlung von Schäden, monierte Andreae. „Die Versicherer sollten sich fragen, ob es für alle Beteiligten wirklich sinnvoll ist, wenn die Schadenbearbeitung an die Gerichte ausgelagert wird.“ Ein Beispiel sei der Streit zwischen dem Armaturenhersteller Dornbracht und Chartis nach einem Großfeuer, der 2010 gerichtlich zugunsten Dornbrachts entschieden wurde. Auch in der Haftpflichtversicherung habe sich der Blick der Schadenabteilungen verengt, beklagte er. Dort schaue man vor allem darauf, welche Deckungsausschlüsse es gebe.
Quelle: Financial Times Deutschland
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