Banken und Versicherer meiden das Geschäft mit Amerikanern. Grund ist dieRegulierung
Sarah Speicher-Utsch, Frankfurt
Lange Zeit haben Banken und Versicherer internationale Kunden gern aufgenommen. Doch nun sortieren viele Finanzkonzerne ihre amerikanischen Kunden wieder aus – wegen verschärfter Meldepflichten in den USA. Der amerikanische Fiskus ist gefürchtet, weil die Vereinigten Staaten ihre Gesetze vehement auch über ihre Grenzen hinaus durchsetzen. Da amerikanische Kunden die Finanzinstitute deshalb oft mehr Zeit und Geld kosten, verzichten viele auf dieses Geschäft.
So haben die Deutsche Bank und die zur italienischen Unicredit-Gruppe gehörende HypoVereinsbank US-Kunden deren Wertpapierdepots gekündigt. Denn ausländische Banken in den USA müssen den Finanzbehörden sehr viel umfangreicher über die Wertpapiergeschäfte ihrer Kunden Auskunft erteilen als zuvor. Die Amerikaner wollen so Steuerschlupflöcher schließen. Da der bürokratische Aufwand für die Institute aber hoch ist, verzichten immer mehr europäische Banken auf US-Kunden.
Seit Anfang 2011 sind Auslandsbanken bei Wertpapiergeschäften von US-Kunden verpflichtet, den individuellen Veräußerungsgewinn oder -verlust zu ermitteln. Dieser ist dann zusammen mit weiteren Daten an die Finanzverwaltung zu melden. Hinzu kommen Spezialvorschriften zur Anwendung von Quellensteuerermäßigungen und Doppelbesteuerungsabkommen.
Washington will verhindern, dass US-Staatsbürger im Ausland Geld vor dem amerikanischen Fiskus verstecken. Deshalb hat die amerikanische Staatsanwaltschaft Anfang des Jahres mit der Privatbank Wegelin sogar zum ersten Mal ein Geldhaus in der Schweiz verklagt. Dem ältesten eidgenössischen Institut wird vorgeworden, US-Kunden aktiv bei der Steuerhinterziehung geholfen zu haben. Im Visier der Steuerfahnder stehen zudem zehn weitere Schweizer Banken, darunter auch Credit Suisse.
Mit dem Foreign Account Tax Compliance Act (Fatca) verschärft Washington ab 2013 den Kampf gegen Steuerflüchtlinge. Wegen des administrativen Aufwands befürchtet die Kreditwirtschaft Kosten in Millionenhöhe. Die USA fordern, dass Banken, Versicherer und Fondsgesellschaften Kundendaten von US-Bürgern an eine nationale Behörde melden.
In der Schweiz erwägen große Versicherer deshalb bereits, das Geschäft mit US-Kunden komplett einzustellen. Die Schweizer Tochter der italienischen Generali hat bereits entschieden, US-Bürger, die nicht in der Schweiz wohnen, nicht mehr zu versichern. Die Allianz verkauft an Kunden mit US-Pass keine fondsgebundenen Verträge. „Das US-Börsenaufsichtsrecht verbietet den Verkauf von Fondsanteilen an US-Staatsangehörige, wenn die Fonds nicht in den USA zugelassen sind“, sagte ein Allianz-Sprecher. Mitarbeit: Herbert Fromme
Quelle: Financial Times Deutschland
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