Hannover Rück will bei Prämien hart bleiben

Hagel und Flut werden im deutschen Markt zu Preiserhöhungen führen, glaubt Hannover Rück-Chef Ulrich Wallin. Den Zufluss an Kapital in die Rückversicherungsbranche registriert er ungerührt. Von marktweiten Preissenkungen will das Unternehmen nichts hören.

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Preissenkungen will die Hannover Rück nicht mitmachen, teilte Chef Ulrich Wallin in Monte Carlo mit

© Herbert Fromme

Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück erwartet für den deutschen Markt deutlich höhere Preise in den Verhandlungen zur Jahreswende 2013/2014. „Die Hagelschäden und die Flut haben den Markt rund 5 Mrd. Euro gekostet“, sagte Vorstandsmitglied Michael Pickel in Monte Carlo. Davon entfallen 2,5 Mrd. Euro auf die Flut, 1,5 Mrd. Euro auf die Hagelstürme, die Ende Juli Baden-Württemberg und Teile von Norddeutschland trafen, und 1 Mrd. Euro auf Hagelschläge im Juni und August.

„Vor allem die Kfz-Kaskoversicherung ist schwer betroffen“, sagte Pickel. Der Durchschnittsschaden sei mit mehr als 5000 Euro deutlich höher als bei früheren Schäden, als er eher bei 2500 Euro lag.

Konzernchef Ulrich Wallin machte klar, dass die Hannoveraner einen allgemeinen Preissenkungstrend nicht mitmachen wollen. „Da, wo uns die Prämien nicht ausreichen, haben wir kein Problem damit, Prämienvolumen aufzugeben.“

Wallin stemmt sich gegen einen Trend, den Analyst Andreas von Embden von JP Morgan/Cazenove so zusammenfasst: „Die entscheidende Frage ist nicht, ob die Preise fallen, sondern um wie viel sie fallen.“

Die Hannover Rück-Führung glaubt nicht, dass der Zufluss von frischem Geld von Hedgefonds und anderen institutionellen Anlegern die Balance im Welt-Rückversicherungsmarkt verändert. „Der Markt ist nicht mehr hart oder weich“, sagte Wallin. „Deutsche Katastrophendeckungen gehen hoch, Luftfahrtrisiken runter.“ Da sei die Feinsteuerung des Bestandes durch den Rückversicherer von größter Bedeutung.

„Wir haben uns die Frage gestellt, ob das zusätzliche Kapital unser Feind oder unser Freund ist“, sagte Vorstand Jürgen Gräber. „Und wir glauben, dass es eher unser Freund ist.“ Hannover Rück nutze alternatives Kapital seit 1994, könne mit Hilfe von Verbriefungen hohe Risiken aus der eigenen Bilanz nehmen und agiere als Platzierer und Organisator für Alternativen Risikotransfer.

Klar spürbar sind die Auswirkungen der niedrigen Zinsen. „Wir sind nicht mehr in der Phase fallender Kapitalerträge, sondern niedriger Kapitalerträge“, sagte Wallin. Bei fallenden Erträgen profitiere eine Gesellschaft noch von den langlaufenden Papieren, bei niedrigen Kapitalerträgen nicht mehr. „Jeder Prozentpunkt weniger Kapitalerträge bedeutet, dass wir drei Prozentpunkte besser in unserer Schaden-Kostenquote werden müssen, um dasselbe Ergebnis zu erzielen.“ Für 2013 ist er aber weiter sehr zuversichtlich, die anvisierten 800 Mio. Euro nach Steuern zu verdienen und im Volumen um 5 Prozent zu wachsen.

Ein Teil des Erfolgs ist laut Wallin die niedrige Kostenquote. „Wir haben Kosten von 2,8 Prozent, vergleichbare Unternehmen rund 7 Prozent.“ Auch wenn man den Kostenvorteil abrechne, der durch Hannover Rücks Vertriebsweg über Makler entstehe, bleibe eine Differenz von drei Prozentpunkten.

Herbert Fromme

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