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Herbert Fromme

Ein aufregender Juni

 Herbert Frommes Kolumne  Im Juni wollen die neuen Chefs von Zurich und Ergo ihre strategischen Weichenstellungen vorlegen. Sicher ist wohl bei beiden, dass die Digitalisierung und die Kostensenkung eine große Rolle spielen. Die Axa räumt vor der Amtsübergabe von Henri de Castries an Thomas Buberl in der obersten Führung schon einmal auf, das dürfte das Vorspiel für größere Änderungen im gesamten Konzern sein. Auch Allianz-Deutschlandchef Manfred Knof dürfte seine Strategie offenlegen. Im Herbst sehen die Branchenschwergewichte anders aus als heute.

Buberl und de Castries räumen die Axa auf

Der Abschied der französischen Axa aus dem britischen Lebensversicherungsgeschäft ist komplett. Nachdem sich der Konzern bereits in den vergangenen Wochen von seinem Offshore-Geschäft auf der Isle of Man sowie der Maklerplattform Elevate getrennt hatte, verkauft er jetzt noch die verbleibende Großbritannien-Tochter Sun Life an den Abwicklungsspezialisten Phoenix Group. Damit machen Noch-Chef Henri de Castries und sein Nachfolger Thomas Buberl den Versicherer klar für die Amtsübernahme im September. Außerdem stellte der Versicherer das neue Management-Team vor, das ab September mit Buberl zusammenarbeiten wird.

Captives widmen sich schwer versicherbaren Risiken

Unternehmen sehen sich einer schnell verändernden Risikolandschaft gegenüber: Lieferkettenrisiken nehmen zu, ebenso die Gefahren durch Cyberangriffe, politische Unruhen und Terroranschläge. Da sich nicht alle Risiken in vollem Umfang mit konventionellen Policen abdecken lassen, transferieren die Konzerne sie verstärkt an firmeneigene Versicherer, die sogenannten Captives. Diesen Trend beobachtet der Versicherungsmakler Marsh. Auch die Absicherung von Mitarbeitern über Employee Benefit-Programme ist zunehmend Aufgabe der Captives.

Zinszusatzreserve wird stark ansteigen

Seit 2011 müssen Lebensversicherer für die hohen Garantien der Vergangenheit zusätzliche Mittel stellen, die Zinszusatzreserve. Die Ratingagentur Standard & Poor’s erwartet, dass sie bis zum Jahr 2021 auf 80 Mrd. Euro anwachsen wird. Im Jahr 2022 müssten die Gesellschaften bei gleichbleibenden Ausgangsbedingungen auch schon für Verträge mit dem ab 2017 gültigen Höchstrechnungszins von 0,9 Prozent zusätzliche Sicherheiten stellen.

Malta: EU-Aufseher müssen für Ordnung sorgen

 Meinung am Mittwoch  Durch die wichtige Europäisierung der Finanzaufsicht können uns Fehlleistungen und Bad Governance nationaler Finanzaufseher nicht egal sein. Sie schaden immer auch dem europäischen Finanzsystem und der Glaubwürdigkeit seiner Institutionen. Dass Standards immer noch nicht flächendeckend eingehalten werden, zeigt das Beispiel Malta. Es ist höchste Zeit, dass die europäischen Aufsichtsbehörden ihren gesetzlichen Auftrag ernst nehmen, Interessenskonflikte und die Unabhängigkeit der nationalen Aufseher zu prüfen.

Cyberpolicen dürfen kein Lösegeld decken

Unternehmen können sich nicht bei hierzulande ansässigen Anbietern gegen Lösegeldzahlungen als Folge von Cyber-Erpressungen versichern. Denn den hiesigen Gesellschaften ist es verboten, im Rahmen von üblichen Cyber-Policen Unternehmen gegen die Lösegeldzahlungen nach Erpressungen abzusichern. Sie müssten dafür separate Verträge abschließen. Doch die rechtliche Situation ist in Bewegung: Bis Ende des Jahres will die BaFin prüfen, ob Lösegeldforderungen im Rahmen von Cyber-Policen mit gedeckt werden können – wenn bestimmte Voraussetzungen eingehalten werden.

Öffentliche: „Cyberversicherung wie Dynamithandel“

Die Öffentlichen Versicherer schätzen den Einstieg in die Cyberversicherung als sehr riskant ein. Mangelnde Erfahrungen mit Cyberschäden, neue Anforderungen an die Schadenregulierung und das Kumulrisiko in der Rückversicherung verhindern bislang einen echten Einstieg in das Cyber-Geschäft. In der Lebensversicherung sei das öffentliche Lager gut aufgestellt – auch unter Solvency II, sagte Verbandspräsident Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl. Dass die Sparkassen, die derzeit selbst unter hohem Druck stehen, auf die Idee kommen, ihre Versicherungstöchter zu verkaufen, bezweifelt der Verbandschef.

Allianz: Regulierung behindert Digitalisierung

Bei der Digitalisierung ist die starke Regulierung des Versicherungsmarktes für die etablierten Anbieter Segen und Fluch zugleich. Die Vielzahl an Vorschriften hält einerseits Unternehmen wie den Internet-Giganten Google fern. Andererseits behindere sie aber auch Versicherer in ihrem Bemühen, kundenfreundlicher zu werden und Prozesse effizienter zu gestalten, sagte Allianz Leben-Vorstand Alf Neumann auf einer Konferenz in Köln. Peter Schneider, Geschäftsführer beim Analysehaus Morgen & Morgen, forderte eine höhere Beratungsqualität bei neuartigen Lebenspolicen.

Axa verliert Vertrag mit Santander

Die Axa Deutschland hat den Vertrag mit der Santander Consumer Bank, einer Tochter der spanischen Bank Santander, für die Versicherungskooperation in der Lebensversicherung in Deutschland verloren. Nach Informationen des Versicherungsmonitors hatte die Allianz in der Ausschreibung der Bank die Nase vorn. Über die Kooperation werden bislang jährlich Neuverträge mit Summen im dreistelligen Millionenbereich vermittelt. Santander arbeitet in der Schadenversicherung mit zahlreichen weiteren Versicherern zusammen.

D&O in der Hauptversammlung – Planet der Affen?

 Legal Eye – Die Rechtskolumne  Traditionsgemäß startet die Hauptversammlungssaison in Deutschland im Mai. Studieren problembewusste Aktionäre dieser Tage die Tagesordnungen für die alljährlichen Aktionärstreffen, so vermissen sie nur zu oft die D&O-Versicherung auf der Agenda. Fragen hierzu – insbesondere zur Höhe der Versicherungssumme – werden vom Versammlungsleiter in der Regel abgeblockt. Ein Umschwung ist aber absehbar. Aktionäre werden es sich nicht mehr gefallen lassen, sich erst dann mit der D&O-Versicherung zu beschäftigen, wenn sie über lausige Vergleiche abstimmen müssen.

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