Datenbasierte Versicherungen haben das Potenzial für eine genauere Risikotarifierung, allerdings ist die Einführung aus rechtlichen Gründen nicht in jeder Sparte möglich, warnten Teilnehmer des Fachgesprächs des Vereins zur Förderung der Versicherungswissenschaft in Berlin. So sind Telematik-Tarife in der PKV-Vollversicherung nach Angaben von Volker Marko von der Allianz Deutschland nicht zulässig. Ein Vertreter von IBM warnte die deutsche Assekuranz davor, den Trend zu datenbasierten Tarifen zu verschlafen, in anderen Ländern sei die Entwicklung deutlich weiter fortgeschritten.
Aufsicht & Regeln
Eiopa pocht auf Brexit-Regeln
Die EU-Versicherungsaufsicht Eiopa hat die Aufsichtsbehörden der Mitgliedsstaaten aufgefordert, dafür zu sorgen, dass gültige Regeln für die Ansiedlung von Unternehmen aus Großbritannien eingehalten werden. Das sagte Eiopa-Präsident Gabriel Bernardino bei der 7. Fachkonferenz der Behörde. Beim Brexit müssten alle Marktteilnehmer auf den schlimmsten Fall vorbereitet sein, nämlich den harten Brexit. Bernardino sprach sich auch dafür aus, Tempo bei der Vereinheitlichung des Aufsichtsvorgehens in den einzelnen Ländern zu machen. Die gesamteuropäischen Rentenprodukte, die PEPPs, sollen dabei eine wichtige Rolle spielen. Auch mit Insurtechs befasst sich die Behörde intensiv.
Aktuare profitieren von Digitalisierung
Aktuare haben 2016 im Schnitt 88.000 Euro verdient und damit vier Prozent mehr als im Vorjahr. Das zeigt die Untersuchung „Gehaltsbarometer 2017“ der Deutschen Aktuarvereinigung. Durch die Digitalisierung rechnen die befragten Versicherungsmathematiker mit neuen Aufgaben etwa im Bereich Data Science. Die Mehrheit betrachtet die Entwicklung als Chance und nicht als Bedrohung für den eigenen Berufsstand. Der Verband sieht sich in seiner 2018 greifenden Ausbildungsreform durch die Ergebnisse der Befragung bestätigt.
Hessen-Minister: Deutschlandrente als Blaupause
Vor zwei Jahren hatte das schwarz-grün regierte Hessen die zentral verwaltete Deutschlandrente ins Gespräch gebracht. Das bei der Assekuranz verhasste Konzept könnte in der neuen Legislaturperiode als Blaupause dienen, sagte der hessische Finanzminister Thomas Schäfer (Bild) beim Versicherungssymposium der Technischen Hochschule Köln. Er plädierte für eine rasche Einführung. Wirtschaftswissenschaftler Bert Rürup sprach sich gegen überhastete Reformen aus, sieht in Einheitssystemen wie der Deutschlandrente aber einen gewissen Charme. Der ehemalige AWD-Chefökonom ging mit den Versicherern überraschend hart ins Gericht.
Ringdarlehen: Grüne bohren nach
Die Grünen im Bundestag haben den Vorwurf aufgegriffen, dass sich einige Versicherer vor Inkrafttreten von Solvency II gegenseitig nachrangige Darlehen gewährt haben, um ihre Eigenmittel zu erhöhen. Finanzexperte Gerhard Schick hat die Bundesregierung in einer Anfrage zu ihrem Erkenntnisstand zu Ringdarlehen gefragt. Staatssekretär Michael Meister sieht keinen Handlungsbedarf, weil die Darlehen ab 2026 ohnehin nicht mehr als Eigenmittel gelten, geht aber offenbar davon aus, dass es solche Darlehenssysteme vor Einführung von Solvency II gab.
BdV rechnet mit höheren PKV-Beiträgen
Der Bund der Versicherten (BdV) und der Analyst Carsten Zielke haben die Solvenzberichte von 40 Krankenversicherern unter die Lupe genommen. Bei 16 Gesellschaften sehen sie die Gefahr, dass auf die Kunden in den nächsten drei bis fünf Jahren Beitragssteigerungen oberhalb der medizinischen Inflation zukommen. Zielke kritisierte die mangelnde Transparenz vieler Berichte. BdV-Chef Axel Kleinlein sieht vor allem bei große Anbieter mit vielen Kunden und komplexen internen Modellen Verbesserungsbedarf.
Run-off-Warnung aus Jamaika
Finanzexperten von CDU und Grünen haben sich auf einer GDV-Veranstaltung kritisch zur Übertragung geschlossener Lebensversicherungsbestände geäußert. Anja Karliczek (CDU) sprach von einem Vertrauensverlust, Gerhard Schick (Grüne) drohte mit gesetzgeberischen Maßnahmen. Beide waren sich einig, dass die laufenden Sondierungen für eine sogenannte Jamaika-Koalition nicht an Fragen zur Versicherungspolitik scheitern werden. Unterschiedliche Einschätzungen zeigten sich etwa bei der Frage, ob beim neuen Aufsichtsregime Solvency II nachgebessert werden sollte.
GDV fordert Atempause bei Regulierung
Der GDV hat auf seiner internationalen Konferenz zur Versicherungsregulierung vor weiteren neuen Regeln gewarnt. Der neue Verbandspräsident Wolfgang Weiler verbat sich entsprechende Vorschläge der europäischen Aufsicht Eiopa zu Solvency II, die er als unausgereift und unkoordiniert bezeichnete. Er erneuerte seine Forderungen nach Erleichterungen bei der Zinszusatzreserve. Die Referenten waren sich einig, dass das Standardmodell unter Solvency II vereinfacht werden muss. Ein Vertreter des Bundesfinanzministeriums äußerte sich kritisch zum Run-off von Lebensversicherungsbeständen und warnte vor einem ungeordneten Brexit.
Barmenia: Run-off-Thema ruft Politik auf den Plan
Die Altersvorsorge war in der vergangenen Legislaturperiode ein zentrales Thema für die Bundesregierung. Das wird auch so bleiben, erwartet Barmenia-Chef Andreas Eurich. Die Diskussionen um die Abwicklung und den Verkauf großer Altbestände wird die Politik auch nach den Koalitionsverhandlungen weiter beschäftigen. Außerdem wies Eurich auf einer SZ-Fachkonferenz auf die begrenzte Aussagekraft von Solvenzquoten hin. Auch ein Versicherer mit guten Quoten könne insolvent gehen. Dieses Problem müsse die Branche angehen.
Briten planen Haftungsregeln für autonomes Fahren
Großbritannien plant eine Modernisierung der Haftungsregeln im Straßenverkehr. Angesichts der Entwicklung hin zum autonomen Fahren hat die Regierung ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Regeln für die Folgen von Unfällen aufstellt, die von selbstfahrenden Autos verursacht werden. Damit will das Land den Weg frei machen für einen vielversprechenden Markt. Großbritannien nähert sich mit dem Gesetz der in Deutschland bereits geltenden Gefährdungshaftung an, sagte ein Experte des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft.
BaFin: Unternehmen sollen Pensionskassen stärken
Weil es Pensionskassen wegen der schwierigen Kapitalmarktlage immer schlechter geht, plädiert BaFin-Versicherungsaufseher Frank Grund für ein stärkeres Engagement der Arbeitgeber und Aktionäre. Sie müssten Milliardenbeträge investieren, um die Not der Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung zu lindern. Der aktuellen Run-off-Debatte steht Grund mit gemischten Gefühlen gegenüber: Zum einen gehöre es zum Kerngeschäft, Portfolien regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Zum anderen sei eine öffentliche Debatte dem Vertrauen in die Assekuranz nicht gerade förderlich.
A.M. Best: Protektionismus bedroht Versicherer
Global tätige Versicherer stoßen auf immer mehr Hindernisse bei grenzüberschreitenden Tätigkeiten. Protektionistische Maßnahmen sind laut einer aktuellen Studie der Ratingagentur A.M. Best auf dem Vormarsch. Dazu zählen neben dem Brexit auch die aktuellen Steuerpläne der US-Regierung. Auch in Schwellenländern gibt es zahlreiche Beschränkungen für ausländische Anbieter. Als dem Trend entgegenstehend würdigt A.M. Best das Abkommen zwischen der EU und den USA, das eine weitgehende Gleichbehandlung von Rückversicherern vorsieht.











