Hackerangriffe, Erpressungsversuche, niedrige Deckungssummen. Cyberkriminalität wird zu einem immer größeren Problem für Firmen und Versicherer. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen kommen zunehmend ins Visier von Hackern, berichtet Daniel Blazquez vom Spezialversicherer Markel auf der Fachkreistagung Cyberversicherung in Köln. Vor allem Angriffe mit Ransomware-as-a-Service, also Schadsoftware, die Kriminelle mieten können, sind auf dem Vormarsch.
Aufsicht & Regeln
Grund kritisiert Solvenzquoten von Run-off-Anbietern
Bei seiner letzten BaFin-Konferenz nahm Versicherungsaufseher Frank Grund kein Blatt vor den Mund. Er monierte „erstaunlich kreative Ansätze bei der Berechnung der Solvenzquoten“ bei einigen Versicherern – und nannte externe Run-off-Anbieter als Beispiel. „Mit ihnen kamen hierzulande Usancen auf, die wir so nicht kannten“, sagte er bei der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht in Bonn. Es gibt aber noch andere Themen, die ihn umtreiben, wie Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit.
Schnelle Umsetzung der Fokusgruppen-Vorschläge
Florian Toncar, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, will bei der Reform der privaten Altersvorsorge Tempo machen. Aktuell läuft die Prüfung des Berichts, den die von ihm geleitete Fokusgruppe im Juli vorgelegt hat, schon im Herbst sollen die Arbeiten an einem entsprechenden Gesetzentwurf beginnen, kündigte er bei einer Handelsblatt-Konferenz an. Die Umsetzung soll sich eng an den Empfehlungen der Fokusgruppe orientieren – mit denen die Versicherer allerdings nur teilweise zufrieden sind.
Lebensversicherer: Politik behindert uns
Mit deutlicher Kritik an den politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen starteten die Versicherer in das Strategiemeeting Lebensversicherung des Handelsblatts. Statt des stets angekündigten Bürokratieabbaus gebe es immer neue Anforderungen im Bereich der Informationspflichten. Bei der Diskussion um Provisionen waren sich die Branchenvertreter ebenfalls einig. „Ein Provisionsverbot würde die Altersvorsorge zum Erliegen bringen“, sagte Guido Bader, Chef der Stuttgarter Lebensversicherung und Vorstandsmitglied der Deutschen Aktuarvereinigung.
AfW: EU-Provisionspläne rechtswidrig
Der Vorschlag der EU-Kommission für eine Richtlinie zum Kleinanlegerschutz widerspricht nach einem vom Vermittlerverband AfW in Auftrag gegebenen Gutachten Europa-Recht. Sie enthalte ein Provisionsverbot für Versicherungsmakler, das zu einer Wettbewerbsverzerrung innerhalb der Vermittlerschaft führe. Die angeführte Begründung gehe fehl, schreibt Autor Hans-Peter Schwintowski. Der Vorschlag sieht vor, dass bei der Beratung auf unabhängiger Grundlage keine Provisionszahlung möglich ist. Ein Vertreter der EU-Kommission hatte im Juni betont, dass es sich um kein Provisionsverbot für Makler handele.
Geusen: Den Maklern eine Stimme verleihen
Exklusiv Der AfW warnt vor einem Provisionsverbot für Makler durch die Hintertür durch die EU-Kleinanlegerstrategie. Der Vermittlerverband bereitet aktuell eine Stellungnahme samt Gutachten zu dem Vorhaben vor, sagt Franziska Geusen im Interview mit dem Versicherungsmonitor. Sie ist seit März 2023 Vorständin des Vermittlerverbands AfW. Die junge Maklerin spricht über Nachwuchsarbeit in einer Branche mit Nachfolgesorgen, ihre Ziele für die Zeit im Verbandsvorstand und erläutert ihre Position im Hinblick auf Maklerpools.
Watschen für schweizerische Lebensversicherer
Private Altersvorsorge und die Rolle der Lebensversicherer sind auch außerhalb Deutschlands angesichts der demografischen Entwicklung ein großes Thema. Die schweizerische Finanzaufsicht Finma hat nun die Ergebnisse einer großen Untersuchung zu den Informationen veröffentlicht, die die Versicherer ihren Kunden beim Verkauf von Lebensversicherungen zur Verfügung stellen. Für die Anbieter ist die Analyse der Finma eine echte Ohrfeige: „Transparenz und Informationen beim Abschluss von Lebensversicherungen sind häufig ungenügend“, lautet der erste Satz einer entsprechenden Mitteilung.
Moody’s RMS erhöht Hawaii-Schadenschätzung
Moody’s RMS erhöht die Schätzung für den wirtschaftlichen Schaden durch die Waldbrände auf der zu Hawaii gehörenden Insel Maui auf 4 Mrd. Dollar bis 6 Mrd. Dollar. Der Katastrophenmodellierer, der zur Rating-Agentur Moody’s gehört, nennt keine Zahl für den gesamten versicherten Schaden, schätzt den versicherten Anteil am Gesamtschaden aber auf 75 Prozent oder mehr. Allein für die verbrannten Gebäude in Lahaina und Kula setzt Moody’s RMS einen Versicherungsschaden von 2,5 Mrd. Dollar bis 4 Mrd. Dollar an. Moody’s RMS und die Ratingagentur AM Best erwarten, dass die Inflation die Kosten noch nach oben treiben wird.
Vesttoo-Betrug beschäftigt Bermuda
Nachdem das von einem Betrugsskandal erschütterte Insurtech Vesttoo sich in den USA in die Insolvenz geflüchtet hat, macht die Aon-Tochter White Rock jetzt auch in Bermuda Ansprüche geltend. Die dortige Finanzaufsicht BMA hat mitgeteilt, dass sie sich mit dem Unternehmen auf einen gemeinsamen Kurs geeinigt hat, um maximalen Ersatz für die betroffenen Versicherungskunden zu erreichen. Mittlerweile sei erwiesen, dass der Betrugsursprung außerhalb liegt, hat Vesttoo derweil mitgeteilt.
Lebensversicherungskundin verliert vor dem BGH
Bei besonders gravierenden Umständen können Kunden ihre Lebensversicherung auch dann nicht rückabwickeln, wenn sie beim Abschluss vom Anbieter nicht oder unzureichend über das Widerspruchsrecht aufgeklärt wurden. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden (Az. IV ZR 268/21). Die Klägerin hatte im konkreten Fall beim Versicherungsantrag alle Rechte daraus als Sicherheit für ein Baufinanzierungsdarlehen an eine Bank abgetreten. Allgemeingültige Ableitungen ermöglicht das Urteil laut dem BGH allerdings nicht.
Mohn: „Einen großen Wurf erwarte ich eher nicht“
Exklusiv Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) sieht den Bericht der Fokusgruppe der Bundesregierung für eine Reform der privaten Altersvorsorge als verpasste Chance. Die Leiterin des Teams Finanzmarkt Dorothea Mohn hat für den Verband teilgenommen. Im Interview mit dem Versicherungsmonitor zieht sie Bilanz zu den Verhandlungen, spricht über eine mögliche Aufstockung der sogenannten Aktienrente und ihre Erwartungen an eine Reform der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge.










