Das Narrativ der Versicherungsbranche, dass der verstärkte Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) nicht zu einem Arbeitsplatzabbau führen wird, bröckelt zunehmend. Simon Moser (links), CEO des Insurtechs Muffintech, glaubt, dass die Versicherer in Zukunft deutlich weniger Mitarbeiter haben werden. Er hält eine Reduktion um 50 bis 60 Prozent für realistisch. Ob sich auch die Lebensversicherungsprodukte für die Kunden durch KI verändern werden, ist unklar.
Priebe: Lebensversicherer können Lösungen bieten
Volker Priebe, Privatkunden- und Produktvorstand der Allianz Leben, sieht jede Menge Wachstumschancen für Lebensversicherer. Punkten könnten sie bei jungen Menschen wie auch Babyboomern kurz vor der Rente. Auch für gesamtwirtschaftliche Aufgaben wie die Stärkung des europäischen Wirtschaftsraums und die nachhaltige Transformation der Wirtschaft hätten sie Lösungen parat. Verbraucherschützer sehen Baustellen bei den hohen Kosten und oft niedrigen Rentenhöhen.
EU-Kommission reformiert PEPP
Die europäische Kommission will die private Altersvorsorge in der EU stärken und hat dafür das länderübergreifende Altersvorsorgeprodukt „Pan-European Personal Pension Product“ (PEPP) reformiert. Der Gesamtverband der Versicherer und der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute begrüßen diesen Schritt und betonen, dass er erforderlich sei, um Altersvorsorgeprodukte in der EU zugänglicher zu machen und dadurch stärker zu verbreiten. Verbraucherschützer sehen das eher kritisch.
Kfz: Branche mahnt BaFin zur Zurückhaltung
Nachdem die Finanzaufsicht BaFin angekündigt hatte, sich im kommenden Jahr die Rabattierungssysteme von Schaden- und Unfallversicherern genauer anschauen zu wollen, folgten die Reaktionen prompt. Vertreter der Versicherungswirtschaft warnten vor zusätzlicher Bürokratie und betonten, dass Preisdifferenzierungen in einem vom Wettbewerb geprägten Markt legitim seien. Verbraucherschützer kritisieren dagegen hohe Neukundenrabatte und fordern mehr Transparenz und Fairness in der Tarifgestaltung.
Kontroverse Stimmen zur EU-Kleinanlegerstrategie
Befürworter und Kritiker der EU-Kleinanlegerstrategie haben sich am Mittwoch vor dem Finanzausschuss des Bundestags einen Schlagabtausch geliefert. Im Zentrum standen Pläne für ein Teil-Provisionsverbot und das Konzept des Value for Money. Eine Vertreterin der EU-Kommission verteidigte beides in der Anhörung. Anlass war ein Antrag der Unionsfraktion. Sie fürchtet, dass die Strategie dem Ziel zuwiderläuft, eine höhere Beteiligung von Sparern am Kapitalmarkt zu erreichen.
Bernardino: Aktuare müssen sich wandeln
Die Digitalisierung stellt die Versicherer vor eine Vielzahl von Fragen. Welche Daten liefern einen Mehrwert? Welche Aussagekraft steckt in ihnen? Den Aktuaren kommt dabei eine wichtige Rolle zu, betonte Gabriel Bernardino, Chef der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa, bei einer virtuellen Konferenz. „Die Rolle der Aktuare wird im digitalen Zeitalter wichtiger denn je.“ Allerdings müssten sie sich weiterentwickeln und neue Fähigkeiten erlernen. Lars Gatschke, Versicherungsexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin, sieht großen Gesprächsbedarf über ethische Aspekte der Digitalisierung. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um wichtige Fragen zu einer vertretbaren Datennutzung zu klären.
Studie: Kunden bei Run-off nicht im Nachteil
Für Kunden bedeutet es nach derzeitigem Kenntnisstand keine Schlechterstellung, wenn ihr Lebensversicherungsvertrag von einem Run-off-Spezialisten übernommen wird. Das sagte der Versicherungswissenschaftler Fred Wagner bei der Vorstellung einer aktuellen Studie der Universität Leipzig in Berlin. Die Verwaltungskosten zählen zu den größten Herausforderungen für die Anbieter, räumte Christian Thimann von der Athora Deutschland Gruppe ein.






