Die deutschen Autoversicherer werden trotz starken Wettbewerbs in absehbarer Zeit keinen neuen Preiskampf starten, erwartet die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P). Die meisten Versicherungsgruppen sind auf stabile Ergebnisse aus der Kfz-Versicherung angewiesen, angesichts der schwierigen Lage der Lebensversicherer. Prämiensteigerungen werden im kommenden Jahr aber geringer ausfallen als in den vergangenen Jahren. Mittel- und langfristig sieht S&P einige Herausforderungen auf die Branche zukommen.
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S&P: Rückversicherer müssen innovativer werden
Schlechte Nachrichten für Rückversicherer: Die Preise für Rückdeckungen werden nach Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) auch in diesem und im kommenden Jahr weiter sinken. Besonders betroffen ist das Geschäft mit US-Katastrophenrisiken. Um ihre Profitabilität zu halten, müssten die Anbieter innovativer werden und sich neue Geschäftsfelder erschließen. Handlungsbedarf sieht Johannes Bender, Director bei S&P, vor allem bei Cyber- und Flutrisiken und in der Lebensrückversicherung.
S&P: Kaum Handlungsspielraum für Rückversicherer
Weil die Rückversicherer sehr großen Wert auf eine vorsichtige Kapitalanlagepolitik legen, bleiben ihnen kaum Möglichkeiten, im derzeitigen Niedrigzinsumfeld höhere Renditen zu erwirtschaften. Zu diesem Ergebnis kommt die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P). Sie geht davon aus, dass sich die Kapitalanlage der Unternehmen in den nächsten Jahren nur minimal ändern wird. Die Rückversicherer werden allenfalls ihren Bestand an Anleihen mit einem Rating von BBB weiter ausbauen.
Mittelgroße Schäden bedrohen Rückversicherer
Die Kapitalbasis der Rückversicherer ist nach Erkenntnissen der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) sehr gut. Gegen selten auftretende Extremereignisse ist die Branche daher gut geschützt. Die technischen Gewinne der Rückversicherer sind allerdings auch bei deutlich kleineren Schäden in Gefahr. Laut S&P ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Schaden- und Kostenquote eines Rückversicherers auf über 100 Prozent steigt, zurzeit doppelt so hoch wie noch 2012.
S&P: Versicherer scheuen höhere Risiken
Die niedrigen Zinsen setzen die Versicherer zunehmend unter Druck. Die Befürchtungen einiger Experten, dass die Gesellschaften zu einer riskanteren Kapitalanlage übergehen könnten, haben sich bisher allerdings nicht bewahrheitet. Laut einer Analyse der Ratingagentur Standard & Poor’s haben sich die Anlageschwerpunkte westeuropäischer Versicherer in den vergangenen fünf Jahren kaum verändert. Stattdessen setzen die Unternehmen auf veränderte Produkte.
Schaden- und Unfallversicherer bleiben gefordert
Meinung am Mittwoch Das Referendum in Großbritannien und die erweiterte lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank haben die Suche nach festverzinslichen Kapitalanlagemöglichkeiten mit ansprechendem Risiko-Ertrags-Profil nicht einfacher gemacht. Die Kapitalanlagerenditen der Versicherer bleiben unter Druck. Umso wichtiger ist nachhaltig ertragreiches Underwriting in der Schaden- und Unfallversicherung. Hier lassen sich durchaus Erfolge verzeichnen, vor allem in den Problemsparten vergangener Jahre. Die Bereitschaft zu intensiverem Preiswettbewerb dürfte in den nächsten Jahren eher niedrig bleiben.
Viel Bewegung in der Lebensversicherung
Meinung am Mittwoch „Lower for longer“ ist wohl das Zinsszenario, auf das sich die Branche einzustellen hat. Diese Prognose treibt vielfältige Veränderungen voran, bei Produkten, Kapitalanlagen, Kosten- und Unternehmensstrukturen und den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Viele Versicherer verabschieden sich von klassischen Lebenspolicen. Die Zinszusatzreserve bewirkt fast schon zu schnell eine Absenkung der Bestandsgarantien in den nächsten 4 bis 5 Jahren Richtung heutiger Neugeschäftsgarantie-Niveaus. Der Höchstrechnungszins sinkt früher als es manchem Branchenvertreter recht ist. Unmittelbare Entlastung bringt diese Maßnahme jedoch kaum.
Zinszusatzreserve wird stark ansteigen
Seit 2011 müssen Lebensversicherer für die hohen Garantien der Vergangenheit zusätzliche Mittel stellen, die Zinszusatzreserve. Die Ratingagentur Standard & Poor’s erwartet, dass sie bis zum Jahr 2021 auf 80 Mrd. Euro anwachsen wird. Im Jahr 2022 müssten die Gesellschaften bei gleichbleibenden Ausgangsbedingungen auch schon für Verträge mit dem ab 2017 gültigen Höchstrechnungszins von 0,9 Prozent zusätzliche Sicherheiten stellen.
Heftige Unruhe
Herbert Frommes Kolumne In der Branche herrscht eine Unruhe wie schon lange nicht mehr. Solvency II, die ersten Solvenzzahlen und die „Manndeckung“ der BaFin zeigen Wirkung. Langjährige Geschäftsmodelle geraten ins Wanken, Vorstände müssen dringend neue Antworten finden. Auch bei den Vermittlern ist die Unsicherheit angesichts der Herausforderungen durch die Digitalisierung und die Kostensenkungsmodelle der Versicherer groß. Wer gewinnt? Die Versicherer, die auf hohe Finanzkraft setzen und ihre Leute im Innen- und Außendienst fair behandeln.
Harte Landung oder gute Aussichten?
Herbert Frommes Kolumne Munich Re und Standard & Poor’s haben sich in dieser Woche zu den globalen Aussichten der Versicherungswirtschaft geäußert – und kommen zu deutlich unterschiedlichen Aussagen. Für Allianz-Chef Oliver Bäte sind die Probleme der Weltwirtschaft so wichtig, dass er sie in der Hauptversammlung zur zentralen Herausforderung für sein Unternehmen erklärte, noch vor den Niedrigzinsen. Was steckt hinter diesen Einschätzungen? Außerdem: Noch einmal zu den Kosten in den Kfz-Sparten, ein Nachtrag zu meiner Kolumne vom 22. April zur Digitalisierung in der Kfz-Versicherung
Solvency II: Schöne, neue, transparente Berichtswelt?
Meinung am Mittwoch Mit dem risikobasierten Aufsichtsregime Solvency II und entsprechenden Berichtspflichten ab 2017 über das Geschäftsjahr 2016 wird sich der Detaillierungsgrad öffentlich verfügbarer Daten zur Finanzlage der Versicherer verbessern. Jedoch hat auch die Komplexität zugenommen, was Transparenz und Vergleichbarkeit erschwert. Wer Solvency II-Berichte lesen will, muss über Fachwissen verfügen, um die unterschiedlichen Solvenzquoten richtig interpretieren zu können. Für Versicherer, Aufsicht und Fachnutzer gibt es viel zu tun, um die Vielfalt an Informationen in kundenverständlicher Form aufzubereiten.
Enterprise Risk Management im Blick behalten
Meinung am Mittwoch Solvency II ist ein Meilenstein in der Entwicklung von Enterprise Risk Management-Systemen (ERM) europäischer Versicherungsunternehmen. Die ERM-Systeme deutscher Versicherungsgruppen haben sich in Vorbereitung auf die Einführung des neuen Aufsichtsregimes signifikant verbessert. Die erfolgreiche Einführung von Solvency II sollte jedoch nicht gleichbedeutend sein mit dem Ende der konzeptionellen und strategischen Weiterentwicklung dieser Systeme. Denn ein gutes ERM gewinnt auch für das Rating von Versicherern zunehmend an Bedeutung.
Ratingagenturen strafen AIG ab
Auf die Ankündigung des US-Versicherungsriesen AIG, seine Schadenreserven für Altlasten um 3,6 Mrd. Dollar aufzustocken, haben mehrere Ratingagenturen negativ reagiert. Moody’s stufte die Schaden- und Unfallsparte von AIG herab, A.M.Best will den Versicherer streng beobachten. Die betroffenen Versicherungsverträge liegen zum Teil zehn Jahre und mehr zurück. Auch die Ankündigungen von AIG, sparen zu wollen und Teile des Konzerns zu verkaufen, kam bei den Ratingagenturen nicht gut an.
Bittere, aber nützliche Medizin
Meinung am Mittwoch Im Film „Die Feuerzangenbowle“ heißt es: Mit der Schule ist es wie mit der Medizin. Sie muss bitter schmecken, sonst nützt sie nichts. So gesehen ist die Zinszusatzreserve (ZZR) auf einem guten Weg. Sie wächst kräftig. Meines Erachtens senkt die ZZR effektiv die Garantien der deutschen Lebensversicherer und verbessert damit ihre langfristige Finanzierbarkeit auch in einem fortwährenden Niedrigzinsumfeld. Zu hinterfragen bleibt allerdings, ob alle deutschen Lebensversicherer die Dosierung der ZZR in den nächsten Jahren vertragen.








