Katastrophenschäden 2000 deutlich niedriger

Schweizer Rück glaubt jedoch an zufälligen Ausschlag nach unten. Von Herbert Fromme, Köln

Eisenbahnunglück: So genannte man-made Katastrophen – hier das Unglück von 1999 bei London – forderten mehr als die Hälfte der Todesopfer

AFP

Die internationale Versicherungswirtschaft hat trotz verheerender Fluten weltweit im Jahr 2000 deutlich weniger für Katastrophenschäden bezahlt – 11 Mrd. $ statt 31 Mrd. $ im Vorjahr. Das ergab eine Auswertung der Schweizerischen Rückversicherung (Swiss Re). Ihre Zahlen stützen eine ähnliche Beobachtung der Münchener Rück, die vergangene Woche veröffentlicht wurde. Allerdings untersuchten die Schweizer Rückversicherer nicht nur die Naturkatastrophen, wie ihre Münchener Kollegen, sondern auch die von Menschen hervorgerufenen Schäden, im Versicherungsjargon man-made Katastrophen genannt. Hier konnten sie nur eine leichte Entspannung in der Schadenbelastung von 4,2 auf 3,5 Mrd. $ feststellen.

Die Katastrophenstatistiken der Rückversicherer sind kein finsterer Voyeurismus, sondern wichtige Grundlage ihrer Risikobeurteilung. Versicherungsunternehmen kaufen selbst Schutz bei den Rückversicherern, um Risiken zu streuen und sich gegen Katastrophenereignisse abzusichern. Deshalb müssen die Rückversicherer die Katastrophentrends sehr genau im Auge haben.

Sie sind überzeugt davon, dass die Preise für Rückdeckungen schon seit Jahren nicht mehr dem tatsächlichen Risikopotenzial entsprechen und drängen auf Erhöhungen – dabei dienen ihnen die Statistiken als Argumentationshilfe.

Die volkswirtschaftlichen Schäden aus den Katastrophen beziffert die Swiss Re mit 38 Mrd. $ deutlich unter denen des Jahres 1999 mit 100 Mrd. $.

Von den 11 Mrd. $ versicherten Schäden gingen 7,6 Mrd. $ auf Naturereignisse zurück. Die Flutschäden schlugen mit 2,5 Mrd. $ zu Buche – „ein Hinweis auf das oftmals unterschätzte Schadenpotenzial der Überschwemmungen“, so die Schweizer Rück. Im Jahr 2000 erreichte nur die Tokai-Überschwemmung im September in Japan einen versicherten Schaden von mehr als 1 Mrd. $ – ein starker Kontrast zum Vorjahr, das mit sieben Stürmen und Erdbeben in Milliardenhöhe als das zweitteuerste Jahr in die Versicherungsgeschichte einging. „Sowohl die Häufung von Stürmen und Erdbeben in Gebieten mit hoher Wertekonzentration im Jahr 1999 als auch deren Ausbleiben im Jahr 2000 sind zufällig“, glaubt die Swiss Re. Der Trend zu höheren Schäden sei ungebrochen, denn die Risikofaktoren bestünden unverändert fort – die zunehmende Besiedlungsdichte und die höhere Wertekonzentration besonders in gefährdeten Zonen wie den Küsten. Bei den man-made Katastrophen setzte sich der negative Trend der vergangenen Jahre fort. Explosionen und Großbrände schlugen mit 1,4 Mrd. $ zu Buche, Luft-und Raumfahrtunfälle mit 1,3 Mrd. $. Ein einziges Feuer in einer Kuwaiter Erdölraffinerie kostete die Assekuranz 400 Mio. $.

Erschreckend ist die Zahl der Todesopfer bei man-made Katastrophen. Rund 9000 der 17000 Katastrophenopfer des Jahres 2000 starben bei Fähr-, Eisenbahn-oder Busunglücken sowie anderen großen Ereignissen, 8000 bei Naturkatastrophen. Allerdings liegt die Gesamtzahl deutlich unter den 105000 Toten des Jahres 1999, als allein ein Erdrutsch in Venezuela 50000 Opfer forderte.

Quelle: Financial Times Deutschland

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