Allianz zentralisiert Industriegeschäft

Von Herbert Fromme, München Die Allianz-Gruppe will das stark verlustbringende Geschäft mit der Großindustrie weltweit innerhalb von zwei Jahren sanieren. Dafür unternimmt der Münchener Versicherungskonzern zurzeit eine weitreichende Umorganisation. „Wir wollen langfristig in diesem Segment Gewinne produzieren“, sagte Detlev Bremkamp, Vor-standsmitglied der Konzernholding Allianz AG.

Preiserhöhungen seien dringend notwendig. „Manche Kunden zahlen 15 oder 20 Prozent von dem, was sie vor fünf Jahren gezahlt haben“, sagte Bremkamp. Die Terrorüberfälle in den USA hätten die Situation noch deutlicher gemacht, aber das Problem habe schon vorher bestanden – nicht nur bei der Allianz.

Die Gruppe habe nach dem 11. September eine Pause zum Nachdenken eingelegt, erklärte Steve Schleisman, Chef der neuen zentralen Industrieversicherungseinheit Allianz Global Risks Rückversicherung AG. „Aber seit einer Woche zeichnen wir in Deutschland, Frankreich und Italien Geschäft für 2002.“ Beschwerden der Industrie, die Versicherer spielten auf Zeit und wollten im Dezember ein Diktat erlassen, seien ungerechtfertigt, sagte Bremkamp.

Er mahnte eine rasche Lösung des Terrorismusproblems an. Die Allianz könne keine Deckungen für Schäden durch physischen und elektronischen Terror bieten, „schon deshalb nicht, weil dafür kein Rückversicherungsschutz zu haben ist“. Die Risiken seien unberechenbar und daher unversicherbar. Deshalb müsse es zu Gesprächen zwischen Versicherern und Regierungen kommen. „Die Industrie braucht bis zum 1. Januar 2002 eine Lösung.“ Allianz Global Risks ist künftig für Konzernkunden mit mehr als 500 Mio. Euro Jahresumsatz sowie bestimmte Branchen wie die Großchemie zuständig. In diesem Segment erzielte die Allianz weltweit im Jahr 2000 einen Umsatz von 2,5 Mrd. Euro – und einen technischen Verlust von mehr als 600 Mio. Euro. Einen Teil des Defizits trugen die Rückversicherer, doch mehr als 200 Mio. Euro blieben bei der Allianz. Der Industrieverlust wird wegen der Attentate in den USA für 2001 noch höher ausfallen, genau beziffern wollte Bremkamp ihn nicht.

Auch 2002 werde trotz neuer Struktur noch nicht die Wende bringen. „Wir haben viele Altlasten, zum Beispiel Mehrjahresverträge mit viel zu niedrigen Preisen“, sagte Schleisman. Erst ab 2003 erwartet die Allianz ein positives Ergebnis.

Die Allianz Global Risks nimmt ihre Arbeit am 1. Januar 2002 auf. Ihr Chef Schleisman, 55, hat mehr als 20 Jahre Erfahrung bei der US-Gesellschaft AIGt. „Wir werden in der dezentralisierten Allianz-Kultur eine Sonderstellung einnehmen“, sagte Schleisman. Künftig sollen die lokalen Allianz-Töchter im Industriegeschäft nach zentralen Vorgaben arbeiten. „Das sind rund 1500 Leute“, sagte Schleisman. Formal bleiben die Einheiten den örtlichen Töchtern angesiedelt, unterstehen aber Allianz Global Risks. Auch die gesamte Rückversicherung wird dort gebündelt. „Das erhöht unsere Marktstellung im Einkauf von Rückdeckungen“, sagte Bremkamp. Das Transport-und Luftfahrtgeschäft werde demnächst ähnlich zentralisiert – auch da wird Sanierer Schleisman Chef.

Zitat:

„Terrorrisiken sind unberechenbar und un-versicherbar“ – Detlev Bremkamp

www.ftd.de/allianz .

Quelle: Financial Times Deutschland

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