Dauer des Krisengesprächs weckt verhaltene Hoffnung
Von Michael Gassmann, Düsseldorf, und Herbert Fromme, Köln Das Krisengespräch über die Rettung des Babcock-Borsig-Konzerns hat bis gestern Abend kein Ergebnis gebracht. Nach neun Stunden wurden die am Mittag begonnenen Gespräche, an denen auch Ministerpräsident Wolfgang Clement teilnahm, in der Düsseldorfer Staatskanzlei fortgesetzt. Die lange Verhandlungsdauer weckte verhaltene Zuversicht. „Offenbar ist Wille zur Einigung vorhanden“, hieß es bei Babcock. Ein Scheitern war jedoch ebenfalls möglich.
Letzte Frist für eine Entscheidung ist der heutige Börsenbeginn. Der Vorstand würde sich bei längerem Zögern dem Vorwurf aussetzen, die Insolvenz zu verschleppen. Der 3. Juli war der letzte Termin, zu dem die Juni-Gehälter für die 22 000 Beschäftigten bereitstehen mussten. An dem Gespräch nahmen 13 Vertreter der Gläubigerbanken, des Unternehmens und der Landesregierung teil. Überraschend hatte sich auch die US-Investmentgruppe One Equity Partners (OEP) am Vortag eingeschaltet.
Gefahr für Werftenverbund
Nach Informationen der FTD stand in Düsseldorf auch die Neuordnung der deutschen Werftindustrie auf dem Spiel, die ein wesentlicher Teils der Rüstungsbranche ist. Nach den fertigen Plänen stockt OEP den Anteil am Kieler U-Boot-Bauer HDW von 75 Prozent auf 100 Prozent auf, Babcock gibt die restlichen 25 Prozent ab. Die Hälfte des HDW-Kapitals geht dann an neue Partner. 20 Prozent übernimmt der US-Rüstungskonzern Northrop Grumman, 15 Prozent gehen an die MAN-Tochter Ferrostaal, die restlichen 15 Prozent an ThyssenKrupp. Dies untermauert die Kooperation mit den ThyssenKrupp-Werften Blohm+Voss sowie den Nordseewerken.
Geld für Löhne fehlt
Eine Insolvenz von Babcock Borsig könnte den seit Jahren angestrebten deutschen Werftenverbund in letzter Minute verhindern. Zudem müsste OEP bei einer Pleite 224 Mio. Euro Forderungen gegen Babcock abschreiben, erfuhr die FTD. Das Geld stammt aus dem zentralen Cash-Management, das HDW bis April als Babcock-Tochter für den gesamten Konzern vorgenommen hatte.
Babcock benötigt sofort 200 Mio. Euro für Löhne und offene Rechnungen. OEP will das Problem lösen, indem es die profitablen US-Aktivitäten kauft. Mit Abhitzekesseln, Kraftwerksservice und Lufttechnik plante Babcock dort rund 750 Mio. Euro Umsatz im laufenden Jahr. Der Plan läuft dem Sanierungskonzept von Roland Berger entgegen, wonach die Energietechnik Kernsparte ist. Der gesamte Kapitalbedarf zur Liquiditätssicherung und Umsetzung des Konzepts beträgt 700 Mio. Euro.
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Quelle: Financial Times Deutschland
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