TUI-Tochter trennt Teile der VTG-Lehnkering ab · Container-Reederei erwartet 2003 wieder Gewinnanstieg
Die Schifffahrts-und Transporttochter der TUI, Hapag-Lloyd, hat den Verkauf eines umsatzstarken Teils ihres Logistikgeschäfts eingeleitet. Die Pläne stünden allerdings noch ganz am Anfang, sagte Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt gestern bei der Präsentation der Bilanz für 2002. TUI-Chef Michael Frenzel hatte vergangene Woche überraschend angekündigt, dass Teile der VTG-Lehnkering veräußert würden. Dabei geht es um die Binnenschifffahrt, Tanklager, Dienstleistungen für die Chemieindustrie und Straßenlogistik.
Hapag-Lloyd wird mit dem Verkauf mehr als 500 Mio. Euro Umsatz verloren gehen. Die Konzernmutter TUI freut sich dagegen über einen erklecklichen Beitrag zum Abbau ihrer 5,4 Mrd. Euro Schulden. Die Aktivitäten könnten im Paket sowohl an einen Finanzinvestor gehen, als auch an ein Unternehmen, das in diesem Bereich aktiv ist, sagte Behrendt. Die Optionen werden von der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein geprüft.
„Die Schwerpunkte für VTG haben sich verschoben. Sie liegen heute eindeutig im Bereich der Schiene“, so Behrendt. In dem ausgeschriebenen Bereich Bulk-und Speziallogistik erwirtschafteten im vergangenen Jahr 2500 Mitarbeiter einen Umsatz von 558 Mio. Euro. Der Gesamtumsatz von VTG-Lehnkering betrug 971 Mio. Euro, der operative Gewinn 21 Mio. Euro.
VTG-Lehnkering werde sich künftig auf die Rolle als führender Anbieter integrierter Schienenlogistik in Europa konzentrieren. Dazu hatte es 2001 auch die europäischen Eisenbahnaktivitäten des australischen Anbieters Brambles übernommen.
Zur Logistiksparte der Hapag-Lloyd gehören auch der französische Mobilbautenspezialist Algeco und die Spedition Pracht. Der Kernbereich der Gruppe besteht außerdem aus dem Schifffahrtsbereich mit der Hapag-Lloyd Container Linie und Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. Trotz der Namensgleichheit werden die Charterfluglinie Hapag-Lloyd und der Billigflieger Hapag-Lloyd Express operativ nicht von den Hamburgern, sondern direkt von der TUI geführt.
Der Gesamtumsatz von Hapag-Lloyd lag 2002 bei 3,77 Mrd. Euro. Der kleine Rückgang gegenüber den 3,89 Mrd. Euro im Vorjahr ist vor allem dem schwachen Dollar zuzurechnen. Der operative Gewinn des Konzerns ging von 299 Mio. Euro auf 202 Mio. Euro zurück.
Die Container-Schifffahrt trug 2,1 Mrd. Euro zum Umsatz bei und erwirtschaftete 98 Mio. Euro, nach 186 Mio. Euro im Vorjahr. Das habe noch immer über den Erwartungen gelegen, sagte der für das Geschäft zuständige Vorstand Günther Casjens. Andere große Linien-Reedereien wie P&O Nedlloyd hätten mit Verlusten zu kämpfen. Grund für die starke Position der Hapag-Lloyd sei vor allem die hohe Produktivität. „1996 transportierten wir rund 900 000 Standardcontainer, die unsere 3300 Mitarbeiter abwickelten. Heute schlagen wir mehr als doppelt so viele Container mit der gleichen Kopfzahl um.“
Für 2003 rechnet Casjens wieder mit einem klaren Gewinnwachstum. Die Frachtraten hätten wieder angezogen. Die Situation unterscheide sich allerdings in den verschiedenen Regionen stark.
Die 40 Hapag-Lloyd-Schiffe trugen 2002 rund 1,9 Millionen Standardcontainer über die Weltmeere, das waren zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Für 2003 erwartet Casjens ein Volumen von 2,1 Millionen Containern. Wenn in drei bis vier Jahren weitere Container-Riesen in Dienst gestellt sind, soll das jährliche Transportvolumen drei Millionen erreichen.
Sorgen macht Hapag-Lloyd das Kreuzfahrt-Geschäft. „Hapag-Lloyd Kreuzfahrten leidet nicht nur unter den Auswirkungen des 11. September und des Irak-Krieges, sondern nun auch unter SARS“, so Behrendt. „Die Gäste sind verunsichert.“ 2002 machte die Sparte zwar 5,4 Mio. Euro Gewinn bei einem Umsatz von 151 Mio. Euro. Das erste Quartal schloss aber erneut mit roten Zahlen. Das Unternehmen will sich deshalb noch mehr auf das Premiumsegment mit der MS „Europa“ als Flaggschiff konzentrieren und sich fast völlig aus der Flusskreuzfahrt zurückziehen.
Bild(er):
Besatzungsmitglieder des Containerschiffs „Essen Express“ der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd säubern auf hoher See das Deck – Argus/Vielmo.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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