Abschlag von mehr als 40 Prozent · Großaktionär Fondiaria protestiert
Von Herbert Fromme, Köln Der größte Schweizer Lebensversicherer Swiss Life – früher Schweizerische Rentenanstalt – bietet seine frischen Aktien mit einem unerwartet hohen Abschlag von mehr als 40 Prozent an. Damit reagiert das Unternehmen auf den schlechten Verlauf von Versicherungsaktien in den letzten Tagen. Analysten hatten 20 bis 25 Prozent erwartet. Die Papiere, mit denen das Unternehmen 834 Mio. Franken vom Kapitalmarkt holen will, werden Aktionären ab dem 24. Mai für 100 Franken angeboten. Gestern schloss die Swiss-Life-Aktie 1,4 Prozent tiefer mit 162,25 Franken. Seit Anfang Januar hat das Papier 29,5 Prozent verloren.
Der hohe Abschlag beim Ausgabepreis erleichterte es dem Management, auf der gestrigen Generalversammlung eine Mehrheit für die Maßnahme zu erreichen. Der Widerstand des Großaktionärs Fondiaria blieb fruchtlos. Der italienische Versicherer, der 9,4 Prozent an der Swiss Life hält, argumentierte auf der Versammlung, die genauen Gründe für die Kapitalerhöhung seien unklar.
Zusätzlich zur Kapitalerhöhung beschafft sich die Swiss Life 317 Mio. Franken frisches Geld über eine Wandelanleihe. Das Unternehmen braucht das Geld, um die Banca del Gottardo, die Gotthardbank, für 1,34 Mrd. Franken direkt in den Besitz der Holding zu transferieren. Zur Zeit gehört die Bank zum Sicherungsfonds des konzerneigenen Lebensversicherers. Effektiv kaufen die Aktionäre die Bank den Lebensversicherungskunden ab.
Zwei Jahre lang hatte Swiss Life vergeblich versucht, einen Käufer für die Gotthardbank zu finden, die sie vor fünf Jahren für 2,4 Mrd. Franken erworben hatte. Das Unternehmen wollte mit dem Verkauf eigentlich den teuren Ausflug in das Bankgeschäft beenden, der Teil einer allgemeinen Überexpansion war. Die daraus folgende Krise brachte den Versicherer vor zwei Jahren nahe an den Abgrund.
2002 machte Swiss Life 1,69 Mrd. Franken Verlust, vor allem wegen der hohen Abschreibungen auf übernommene Gesellschaften wie die Gotthard-Bank. Im vergangenen Jahr erzielte die Gruppe wieder einen moderaten Gewinn von 233 Mio. Franken. Eine Dividende wird nicht gezahlt, allerdings versprach Verwaltungsratspräsident Bruno Gehrig für 2004 wieder eine Ausschüttung.
Konzernchef Rolf Dörig sagte auf der Generalversammlung, er wolle langfristig einen Gewinn von 10 Prozent des Eigenkapitals erzielen. Im laufenden Jahr sei besonders die Entwicklung in den beiden großen Auslandsmärkten Deutschland und Frankreich ermutigend.
In der Schweiz konnte Swiss Life den Negativtrend bei den Prämieneinnahmen stoppen, sagte Dörig. Allerdings belastet das niedrige Zinsniveau weiterhin vor allem das Geschäft mit Einzel-Kapitallebens- versicherungen.
Die Swiss Life gehört in Deutschland mit 1,07 Mrd. Euro Prämieneinnahmen zu den bedeutenden Makler-Lebensversicherern. Das Geschäft wird über eine Niederlassung in München betrieben. 2002 bot die Swiss Life den deutschen Teilbetrieb zum Verkauf an. Interesse hatten damals unter anderem AMB Generali, der Bauspar- und Finanzkonzern BHW und die Münchener-Rück-Tochter Ergo. Der Verkauf kam nicht zustande, die Swiss Life erklärte Deutschland zum Kernbestandteil ihres Geschäfts, den man nicht verkaufen werde. Immer wieder aufflackernde Gerüchte, dass erneut Gespräche über einen möglichen Verkauf geführt werden, dementiert das Schweizer Management energisch.
Quelle: Financial Times Deutschland
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