Hurrikan kostet Konzern nach Steuern 600 Mio. Dollar
Von Ilse Schlingensiepen, Köln, und Herbert Fromme, Lissabon Der Hurrikan „Katrina“ kostet die Schweizer Versicherungsgruppe Zurich Financial Services (ZFS) brutto 1,8 Mrd. $. Das teilte ein Unternehmenssprecher in Zürich mit. Damit gehört ZFS zu den am schwersten betroffenen Versicherern. Allerdings hat ZFS sich gegen Großschäden bei Rückversicherern abgesichert, die rund 1,1 Mrd. $ des Schadens übernehmen. Netto verbleibt ein Schaden von 725 Mio. $, nach Steuern gibt das Unternehmen die Last mit 600 Mio. $ an – darin sind Erneuerungsprämien für die Wiederauffüllung des Rückversicherungsschutzes enthalten.
Die Börse reagierte erleichtert auf die unter dem Strich handhabbare Belastung. Der Kurs der ZFS-Aktie stieg um 2,7 Prozent auf 229,50 Schweizer Franken. Die Auswirkungen auf das Unternehmensergebnis im dritten Quartal und im vollen Jahr 2005 wollte der Sprecher nicht beziffern. „Das kann man noch nicht sagen. Wir haben 2004 auch Schadenrückstellungen aufgebaut, die wir möglicherweise nicht mehr brauchen.“ Das könnte sich dann ausgleichend auf das Ergebnis auswirken.
ZFS hatte für das erste Halbjahr 2005 einen Gewinn von 1,8 Mrd. $ gemeldet, das war eine Steigerung um 21,1 Prozent.
Das Unternehmen ist mit zahlreichen Tochterunternehmen in den USA vertreten und wurde vor allem durch Firmen- und Industriepolicen geschädigt. Nicht eingerechnet in den Schaden ist die Belastung der Farmers-Gruppe. Der Privatkundenversicherer wird zwar von ZFS gemanagt, besteht aber aus Gegenseitigkeitsvereinen.
Wie unsicher Schätzungen zur Schadenbelastung durch Naturereignisse wie Hurrikans sind, hatte noch in der vergangenen Woche die Erfahrung der Münchener Rück gezeigt. Der Weltmarktführer in der Rückversicherung war zunächst von einem Schaden in Höhe von 400 Mio. Euro ausgegangen. Jetzt rechnet er mit einer deutlich höheren Bruttobelastung von 1,1 Mrd. Euro bis 1,3 Mrd. Euro, netto rund 500 Mio. Euro nach Steuern.
Die Münchener Rück beziffert den versicherten Gesamtschaden durch „Katrina“ mit 30 Mrd. $, andere Experten wie die Katastrophenmodellfirma Risk Management Solutions rechnen mit bis zu 60 Mrd. $. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s spricht bereits vom teuersten Schaden in der Geschichte der Assekuranz.
Den Wirbelsturm „Rita“ sieht die Münchener Rück bei einem Gesamtschaden von 5 Mrd. bis 10 Mrd. $. „Rita“ schlug vor allem auf See zu und beschädigte zahlreiche Öl- und Gasanlagen.
Clive Tobin, Chef des Versicherungsunternehmens XL Insurance, sieht den Schaden aus der so genannten Offshore-Energieversicherung bei „Katrina“ und „Rita“ auf einer Stufe. „Das kostet jeweils 3 Mrd. bis 5 Mrd. $“, sagte Tobin gestern beim Treffen der europäischen Riskmanager in Lissabon. Der Schaden habe „beträchtliche Auswirkungen auf die künftige Deckung von Energierisiken“, sagte Tobin. Bei kommerziellen Risiken an Land schlage besonders die Betriebsunterbrechungsversicherung für das Hotel- und Unterhaltungsgewerbe zu Buche, etwa für die zahlreichen Kasinos.
Zitat:
„Es gibt Auswirkungen auf die Deckung von Energierisiken“ – C.Tobin, XL Insurance
Quelle: Financial Times Deutschland
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