Neuer Autoversicherer verkauft in zehn Wochen 9000 Verträge · FTD-Interview mit Deutschlandchefin Schwenzer
Von Herbert Fromme und Hanna Grimm, Köln Ein neuer Autoversicherer mit einem Marktanteil im Promillebereich in Deutschland sorgt bei etablierten Konkurrenten für Unruhe. Am 16. Oktober 2007 hatte die britische Gesellschaft Admiral Direkt den Geschäftsbetrieb in Deutschland aufgenommen, innerhalb von zehn Wochen waren 9000 Fahrzeuge versichert. „Das ist mehr als doppelt so viel wie die Zahl, die wir aufgrund unserer Marketingausgaben erwartet hatten“, sagte Deutschlandchefin Sita Schwenzer im FTD-Interview. Der erste Schaden ließ jedoch auch nicht lange auf sich warten, er wurde am 2. Januar gemeldet: Ein Admiral-versicherter Wagen kollidierte mit einem Wildschwein. Der Schaden hat Schwenzer zufolge 2000 Euro gekostet.
Trotz des sehr kleinen Marktanteils sorgt Admiral für lebhafte Diskussionen in der deutschen Branche. Denn die britische Gesellschaft unter Konzernchef Henry Engelhardt ist bekannt für ihre aggressive Strategie, die sie in Großbritannien innerhalb von 14 Jahren zum drittgrößten Autoversicherer gemacht hat. Dazu kommt kraftvolle Unterstützung: Die Münchener Rück ist nicht nur mit 15,07 Prozent der größte Einzelaktionär bei Admiral. Der Rückversicherer trägt auch 65 Prozent aller Risiken, die die Gesellschaft in Deutschland zeichnet.
„Aus den bisher abgeschlossenen Verträgen erwarten wir Prämieneinnahmen von 2,4 Mio. Euro für 2008“, sagte Schwenzer. Eigentlich kein Grund für die Versicherungsbranche, misstrauisch auf die Kölner zu schauen – immerhin nahmen die Autoversicherer 2007 insgesamt 20,7 Mrd. Euro ein. Der Markt ist hart umkämpft, aber trotz sinkender Preise noch hoch profitabel. Direktanbieter wie HUK 24, Allianz 24, DA, Cosmos oder Asstel gewinnen stetig an Bedeutung.
Admiral Direkt bietet Policen nur per Internet oder Telefon an. „Wir gehen andere Wege als bestehende Direktversicherer in der Risikoselektion“, sagte Schwenzer. So stelle Admiral bis zu 46 Fragen, bevor eine Prämie berechnet wird. „Dazu gehören auch Fragen nach Punkten in Flensburg oder nach Vorschäden und deren Art“, sagte sie. Admiral verfolge eine deutsche Tarifierung gemischt mit Elementen, mit denen die britische Gesellschaft gute Erfahrungen gemacht hat. Das Ergebnis: Preise für „gute“ Risiken, die nach Angaben von Konkurrenten äußerst wettbewerbsfähig sind. Für Schwenzer sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren ein effizientes Marketing, präzise Tarifierung und das Schadenmanagement.
Admiral Direkt wirbt vor allem in den Fernsehkanälen N-TV, DSF und RTL II, dazu kommen Preisvergleiche bei Finance Scout. „Wir zielen auf die Wechselkundschaft“, sagte Schwenzer. „Die ist vor allem jünger und männlich.“ Kunden füllen Fragebogen online aus oder rufen im eigenen Callcenter an.
In der Kölner Deutschlandzentrale beschäftigt der Konzern jetzt 74 angestellte Mitarbeiter. „Wir bauen unsere eigenen IT-Systeme, wir haben einen Mietvertrag über zehn Jahre – wir bleiben“, sagte Schwenzer. Man sei nicht angetreten, um mit viel Lärm den deutschen Markt aufzumischen. „Wir können bestimmte Dinge gut, und da sind wir besser als der Durchschnitt.“ Es gehe nicht um kurzfristiges Volumen, sondern um eine langfristige Perspektive. „Der Direktversicherungsmarkt entwickelt sich positiv in Deutschland, langsam, aber eindeutig. Und da haben wir Expertise.“
Zahlen für das angestrebte Volumen oder die von der britischen Admiral geplanten Investitionen will Schwenzer nicht nennen. Das sei Sache der Zentrale in Cardiff. Die expandiert nicht nur nach Deutschland, sondern hat wenige Monate zuvor auch das Geschäft in Spanien aufgenommen. Jetzt visiert Konzernchef Engelhardt Italien an. Er kann gute Nachrichten gebrauchen. Obwohl Admiral am 4. März eine Gewinnsteigerung um 24 Prozent auf 182 Mio. £ bekannt gab, verlor die Aktie 16 Prozent. Er hatte die Zukunft der britischen Autoversicherung nicht ganz so rosig gemalt wie Anleger erwartet hatten.
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Auf die britische Art: Die Betriebswirtin Sita Schwenzer, 33, soll für Admiral Direkt den deutschen Versicherungsmarkt aufmischen – Jardai/Modusphoto.com
Quelle: Financial Times Deutschland
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