Die Angebote der Lebensversicherer werden künftig noch schwerer vergleichbar sein als sie ohnehin schon sind. Das erwartet die Ratingagentur Assekurata, die auf Versicherer spezialisiert ist. Für bestehende Verträge hat sie einen deutlichen Renditerückgang berechnet.
Für die deutschen Lebensversicherer wird 2013 in mehrfacher Hinsicht zum Schicksalsjahr. Die Gesellschaften versuchen, neue Angebote in den Markt zu bringen, die nicht wie die bisherigen Policen starre, oft jahrzehntelang gültige Garantien enthalten. Gleichzeitig müssen sie mit den niedrigen Zinsen fertig werden.
„Es wird keinen Standard mehr geben“, sagte Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse bei der Ratingagentur Assekurata, am Donnerstag in Köln. „Die Tarife werden alle irgendwie anders sein, damit wird ein objektiver Vergleich fast unmöglich.“ Das sei auch so gewollt von den Gesellschaften. „Sie wollen sich Freiräume im Markt verschaffen.“ Vorreiter werde wohl die Allianz sein, die schon 2012 für Mitte dieses Jahres neue Angebote angekündigt hatte.
Versicherer denken über Modelle nach, bei denen die Zinsgarantie nur für eine bestimmte Zeit – etwa 15 Jahre – gilt und danach neu festgelegt wird. In der Diskussion sind auch Formen, bei denen die Garantiezinsen an die Inflationsrate oder den Zins von Bundesanleihen gekoppelt sind.
Die bisherige Produktgeneration mit Garantien für die gesamte Laufzeit der Verträge bringt den Gesellschaften zunehmend Probleme. Sie erzielen für Neuanlagen am Kapitalmarkt immer geringere Zinsen, oft unter drei Prozent. In ihren Beständen haben die Unternehmen aber Verträge mit einer durchschnittlichen Garantie von 3,15 Prozent. Noch verdienen die meisten Gesellschaften deutlich mehr mit ihren Kapitalanlagen, weil sie viele ältere, höher verzinste Papiere im Bestand haben. Aber mittelfristig drohen Probleme.
Deshalb zwingt die Bundesregierung sie dazu, für die hohen Garantien jetzt besondere Rückstellungen zu schaffen. Für 2011 mussten die Unternehmen 1,5 Mrd. Euro für diese Zinszusatzreserve aufbringen, für das Geschäftsjahr 2012 werden es nach Assekurata-Berechnungen 5 Mrd. Euro sein. „Wir erwarten für 2013 weitere 4 Mrd. Euro“, sagte Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will. Mit diesen gewaltigen Summen finanzieren die Lebensversicherer die hohen Zinsgarantien vor und entlasten sich so für die kommenden Jahre.
Aktuell schmälert das das die Überschussbeteiligungen für alle Kunden. In der privaten Rentenversicherung, der im Neugeschäft wichtigsten Sparte, schreiben die Gesellschaften ihren Kunden auf Grund der für 2013 gemachten Deklarationen noch 3,61 Prozent auf den Sparanteil gut, im Vorjahr lag der Wert bei 3,91 Prozent. Der Rückgang ist doppelt so groß wie im Vorjahr. „Die Überschussbeteiligung ist weiter im Sinkflug“, sagte Heermann. Sie habe einen historischen Tiefstand erreicht. Dabei reicht die Spanne von 4,3 Prozent bei der Talanx-Tochter Targo Lebensversicherung bis 3 Prozent bei der Zurich Deutscher Herold.
Die Gesamtverzinsung einschließlich sonstiger Gewinnanteile sinkt allerdings nur geringfügig, von 4,73 Prozent auf 4,63 Prozent. In diesem Wert ist auch die hälftige Beteiligung ausscheidender Kunden an den Bewertungsreserven der Versicherer auf Kapitalanlagen enthalten. Diese Bewertungsreserven sind zurzeit wegen der niedrigen Zinsen besonders hoch. Die Beteiligung der Kunden wird von den Versicherern heftig angegriffen und als handwerklicher Fehler des neuen Versicherungsvertragsgesetzes bezeichnet, das 2008 in Kraft trat.
Eine Gesetzesänderung, mit der die Bundesregierung die Beteiligung der Kunden auf Bewertungsreserven bei festverzinslichen Papieren stark einschränken wollte, blieb im Dezember im Bundesrat stecken – weil die Landesregierungen von Niedersachsen und Bayern negative Auswirkungen auf die Wahlkämpfe fürchteten. Am 29. Januar will der Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag über das Problem beraten.
Wer heute eine Lebensversicherung abschließt, kann im Schnitt nur eine garantierte Rendite von 0,92 Prozent auf seine gesamten eingezahlten Beiträge erwarten, auch wenn der Garantiezins zurzeit bei 1,75 Prozent liegt. Der Grund für die Differenz: Die Garantie bezieht sich nur auf den Sparanteil der Prämie, der zwischen 82 Prozent und 97 Prozent der Gesamtzahlung liegt. Der Rest geht für Kosten oder Risikoschutz drauf und wird nicht verzinst.
Zusätzlich erwarten die Gesellschaften Überschussbeteiligungen und sonstige Gewinne für die Kunden, die in den Musterberechnungen die Rendite auf 3,52 Prozent ansteigen lassen. Für 2012 abgeschlossene Verträge liegt der Wert bei 3,59 Prozent. Allerdings enthält das die Beteiligung ausscheidender Kunden an den Bewertungsreserven, die Bundesregierung und Versicherer lieber heute als morgen abschaffen würden. Ohne diese Beteiligung liegt die erwartete Beitragsrendite bei 3,24 Prozent für 2013 abgeschlossene Verträge, verglichen mit 3,54 Prozent für Verträge aus dem Jahr 2012.
Quelle: Capital.de
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