BaFin-Chef Felix Hufeld sieht die deutschen Lebensversicherer trotz der Krise gut aufgestellt. Die Lage sei zwar ernst, aber nicht existenzbedrohend, sagte er. In Großbritannien können die meisten Unternehmen wohl nicht auf Zahlungen aus ihrer Betriebsunterbrechungspolice hoffen. Das hat die Finanzaufsicht FCA klargemacht. Hiscox streitet sich währenddessen mit Kunden um das Wording seiner Policen. Außerdem: Die Gesetzgebung für eine staatliche Pandemie-Rückversicherung in den USA kommt voran und die Versicherer in Frankreich stellen nach politischem Druck Milliarden bereit.
Aufsicht & Regeln
Bund garantiert mit 30 Mrd. Euro für Warenkredite
Die Regierung und die Kreditversicherer haben eine Garantie für Lieferantenkredite vereinbart. Bei Zahlungsausfällen bis 30 Mrd. Euro verringert sich das Risiko der Branche auf 500 Mio. Euro. Damit ist die Anfang April angekündigte Rückdeckung für Warenkreditversicherungen in trockenen Tüchern. Ziel ist, dass bisher gesunde Unternehmen wegen der Corona-Krise nicht ihre Absicherung verlieren. Es geht um Deckungszusagen von über 400 Mrd. Euro.
Bayern legt bei Betriebsschließungen nach
Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat nach Berichten über die Verweigerung von Kurzarbeitergeld bei Vorliegen einer Betriebsschließungsversicherung das Gespräch mit der Bundesagentur für Arbeit gesucht. Weil es sich um freiwillige Zahlungen der Versicherer handelt, soll es keine Verrechnung mit dem Kurzarbeitergeld geben, sagte ein Sprecher des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Eine entsprechende Klarstellung der Arbeitsagentur liege der Landesregierung vor.
36 Pensionskassen unter BaFin-Beobachtung
Die Finanzaufsicht BaFin sieht derzeit bei 36 Pensionskassen Probleme bei der dauerhaften Finanzierung ihrer Leistungszusagen. Das zeigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Partei AfD. 36 Pensionskassen stehen derzeit unter intensivierter Aufsicht, schreibt das Bundesfinanzministerium. Die Niedrigzinsen machen es den Anbietern immer schwerer, auskömmliche Renditen am Kapitalmarkt zu erwirtschaften. Unterdessen treibt die Regierung ihren Plan für einen Insolvenzschutz für regulierte Pensionskassen voran. Sachverständige sollen bis 20. April eine Stellungnahme abgeben.
USA: Kfz-Versicherer zahlen Milliarden zurück
Am 6. April 2020 hatte der Kfz-Versicherer Allstate als erster Anbieter in den USA wegen der Corona-Krise Prämiennachlässe angekündigt, um auf die gesunkene Kilometerleistung und den damit verbundenen Rückgang der Schäden zu reagieren. Inzwischen haben alle großen Autoversicherer des Landes nachgezogen. In Kalifornien hat der Versicherungsbeauftragte Ricardo Lara die Anbieter sogar zu Prämienrabatten verpflichtet. Schon bald könnte das Volumen der Prämienrückzahlungen in den USA die Marke von 10 Mrd. Dollar (9,1 Mrd. Euro) überschreiten. Rund ein Drittel davon entfällt auf die Anbieter Geico, State Farm und Progressive.
Trump greift Versicherer an
US-Präsident Donald Trump hat Industrieversicherer aufgefordert, Betriebsunterbrechungs- und Betriebsschließungsschäden aufgrund der Covid 19-Pandemie zu zahlen. In vielen Policen seien Pandemien nicht ausdrücklich ausgeschlossen, dann müssten die Versicherer zahlen, erklärte Trump bei seiner täglichen Pressekonferenz zur Pandemie im Weißen Haus. In den USA gibt es eine lebhafte Debatte darüber, ob die Versicherer zahlen müssen oder nicht. Geht das schlecht aus für die Gesellschaften, würde das auch europäische Versicherer wie Allianz, Axa, Munich Re und Swiss Re spürbar treffen.
Generali zahlt Dividende in zwei Tranchen
Die Generali sucht einen Kompromiss in der Frage, ob die Gesellschaft für 2019 eine Dividende ausschütten oder die Zahlung aussetzen soll – wie von der EU-Aufsicht Eiopa und einer Reihe nationaler Aufsichtsbehörden verlangt. Sie will die fällige Ausschüttung in zwei Tranchen vornehmen, eine im Mai und eine Ende des Jahres. Das Top-Management unter Konzernchef Philippe Donnet verzichtet auf 20 Prozent des Grundgehalts.
Moody’s erwartet Dividendenverzicht auf breiter Front
Auch wenn die BaFin ein pauschales Dividenden-Ausschüttungsverbot für unnötig hält und die Aufseher in der Schweiz und in Großbritannien ebenfalls von harten Verboten absehen, dürften die Versicherer in vielen europäischen Ländern auf Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe verzichten. Davon geht die Ratingagentur Moody’s aus. Die Analysten erwarten allerdings, dass das den Anreiz für Investoren verringert, Versicherer-Aktien zu kaufen. Dafür dürften sich die Maßnahmen positiv auf Kapitalstärke und Solvenz der Versicherer auswirken.
Digitales Rettungspaket für die Krise
Durch das krisenbedingte Kontaktverbot sind die meisten Außenstellen der Versicherer geschlossen, auch viele Makler haben ihr Büro dichtgemacht und verzichten auf den persönlichen Kundenkontakt. Gleichzeitig steigt die Bereitschaft der Kunden, sich um ihre Versicherungsangelegenheiten zu kümmern. Versicherer und Vermittler, die mit ihrer Digitalisierung noch nicht so weit sind, dass sie auf elektronischen Wegen mit ihnen kommunizieren können, haben jetzt ein Problem. Für diese Unternehmen haben das Kölner Insurtech PBM, die Digitalagentur Dotkomm und der IT-Berater Adesso jetzt ein digitales Rettungspaket geschnürt.
GDV warnt vor zu viel Druck
In den vergangenen Wochen ist viel Kritik an den Versicherern laut geworden, weil sich etliche Gesellschaften geweigert hatten, Schäden aus Corona-bedingten Betriebsschließungen zu übernehmen. GDV-Präsident Wolfgang Weiler nimmt die Branche in Schutz. Niemand dürfe gezwungen werden, unversicherte Schäden zu übernehmen. Er lobt den in Bayern gefundenen Kompromiss und andere Initiativen, sagt aber auch: „Kulanz hat ihre Grenzen.“
Britische Aufsicht macht Druck in Dividendenfrage
Eine gute Woche nach der ersten Aufforderung streichen die britischen Versicherer Aviva, Direct Line, Hiscox und RSA die Ausschüttungen an Aktionäre, Legal & General widersetzt sich der Empfehlung der Aufsicht. Auch große deutsche Versicherer wollen trotz der Krise eine Dividende zahlen. Das unterschiedliche Vorgehen innerhalb Europas verärgert einige Unternehmen.
Assekurata: Solvenzquoten sinken
33 von 86 Lebensversicherern haben die von der Aufsicht gewährte Fristverlängerung aufgrund der Corona-Krise nicht in Anspruch genommen und ihre Solvenzberichte für 2019 pünktlich bis zum 7. April vorgelegt. Das Zwischenfazit der Ratingagentur Assekurata: Die durchschnittliche Solvenzquote beträgt 461 Prozent. Der Wert liegt damit nicht nur unter dem branchenweiten Vorjahresschnitt von 480 Prozent, sondern auch unter den 504 Prozent, die diese 33 Anbieter für 2018 gemeldet hatten. Rechnet man Übergangsmaßnahmen und die Volatilitätsanpassung heraus, schaffen fünf Anbieter die erforderlichen 100 Prozent nicht. Ein Lebensversicherer kam sogar nur auf etwas mehr als 10 Prozent.
Getsafe beantragt BaFin-Lizenz
Exklusiv Der Assekuradeur Getsafe hat eine Lizenz bei der Finanzaufsicht BaFin für die Schaden- und Unfallversicherung beantragt. Unternehmensgründer Christian Wiens (im Bild rechts) verspricht sich von dem Schritt einen besseren Kundenservice und mehr Freiheiten bei der Entwicklung innovativer Produkte. Er hofft, dass der neue Risikoträger Ende des Jahres an den Start gehen kann. Anderen jungen Digitalversicherern hat Getsafe einiges voraus, glaubt er.












