Die Maklerverbände VDVM und BMVF haben eine gemeinsame Stellungnahme zum IDD-Umsetzungsgesetz vorgelegt, in der sie das vorgesehene Honorarverbot für Makler heftig kritisieren. VDVM-Präsident und Marsh-Geschäftsführer Georg Bräuchle sagte, ein solches Verbot gebe die europäische Vermittlerrichtlinie nicht her. Die Verbände glauben, dass die vorgelegten Regeln den Verbrauchern einen Bärendienst erweisen – etwa weil Versicherungsberater ausdrücklich vermitteln dürfen, aber nicht der fünfjährigen Stornohaftungszeit unterliegen.
Aufsicht & Regeln
Prisma Life mit Finanzproblemen
Der Liechtensteiner Versicherer Prisma Life hatte offenbar schwere Finanzprobleme. Im Geschäftsbericht für 2015 teilen Vorstand und Verwaltungsrat mit, dass es Zweifel an der Fortführung der Geschäftstätigkeit im Jahr 2017 geben könne. Prisma Life gehört dem Cottbuser Finanzunternehmer Sören Patzig. Inzwischen seien die akuten Probleme gelöst, teilt Prisma Life auf Anfrage von Versicherungsmonitor und Süddeutscher Zeitung mit. 2017 soll das Unternehmen ganz oder teilweise verkauft werden. Interesse angemeldet hat schon die Schweizer Mutschler-Gruppe, die mit der Hannover Rück zusammenarbeitet.
Zielke: Solvency-Zahlen vergleichbar machen
Im Mai 2017 müssen europäische Versicherer ihre Solvency II-Zahlen öffentlich mitteilen. Viele Unternehmen, die hier Probleme haben, machen sich deshalb Sorgen. Aufsicht und Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft warnen davor, die Zahlen verschiedener Gesellschaften zu vergleichen – obwohl sie genau für den Zweck der Kundenunterrichtung einführt wurden und natürlich auch benutzt werden. Der Versicherungsanalyst Carsten Zielke bietet Versicherern eine Analyse an, die zeigen soll, ob die ausgewiesenen Solvenzquoten nachhaltig sind. Billig ist das nicht.
Allianz guckt bei Start-ups ab
Versicherer können von der ergebnisorientierten und auf die Kundschaft ausgerichteten Arbeitsweise von Start-ups lernen, sagte Daniel Poelchau, Chef der Digital Factory der Allianz Deutschland, auf einer Veranstaltung zur Digitalisierung in Berlin. Statt langwieriger Großprojekte setze die digitale Fabrik des Versicherers nach dem Vorbild digitaler Anbieter auf schnelle Ergebnisse, die dann fortlaufend getestet werden, so Poelchau. GDV-Syndikus Peter Präve sagte, dass es gegen Online-Vertragsabschlüsse aus rechtlicher Sicht nichts einzuwenden gibt.
Nahles mit Renten-Gesamtkonzept
Nach der Veröffentlichung des Gesetzentwurfs zur Stärkung der Betriebsrente vor wenigen Wochen hat Arbeitsministerin Andrea Nahles am Freitag ihr Gesamtkonzept für eine Rentenreform vorgelegt. Vorgesehen sind eine Mindesthöhe des gesetzlichen Rentenniveaus und eine Obergrenze für den Beitragssatz über das Jahr 2030 hinaus. Selbstständige sollen außerdem grundsätzlich zur gesetzlichen Vorsorge verpflichtet werden. Nahles rechnet selbst nicht damit, dass sie alle ihre Ideen vor Ende der Legislaturperiode wird umsetzen können.
Regierung schreibt Provisionsabgabeverbot fest
Die Bundesregierung hat den Gesetzentwurf zur Umsetzung der europäischen Vermittlerrichtlinie IDD vorgelegt – und überrascht mit einer Festschreibung des Provisionsabgabeverbots. Experten hatten fest mit einem Wegfall der Vorschrift gerechnet. Der GDV begrüßt, dass Vermittler Provisionen auch künftig nicht an Kunden weitergeben dürfen. Das Verbot soll allerdings nicht für Honorarberater gelten. Vermitteln Honorarberater einen Brutto-Vertrag, muss der Versicherer die enthaltene Vergütung stattdessen an den Kunden weiterreichen. Hans-Georg Jenssen vom VDVM warnt vor einer Benachteiligung von Maklern.
Schäuble für private Infrastrukturinvestitionen
Während der Finanzexperte der Grünen Gerhard Schick die Beteiligung privater Investoren an Infrastrukturprojekten im Rahmen von Public-Private Partnerships als zu teuer ablehnt, hält Finanzminister Wolfgang Schäuble mehr unternehmerisches Denken bei öffentlichen Bauprojekten für nützlich. Da private Investoren selbst ins Risiko gehen, prüften sie Investments vorher genau, sagte Schäuble anlässlich der Vorstellung eines Buches, das Schick gemeinsam mit dem Europaabgeordneten Sven Giegold und dem Bankmanager Udo Philipp geschrieben hat.
Fintechs suchen Kooperation
Digitale Anbieter aus der Finanzbranche setzen gegenüber etablierten Banken und Versicherern mehrheitlich auf Kooperationen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Beratungsfirma Roland Berger. Die Fintechs versprechen sich davon Zugang zu einer breiten Kundenbasis und zu finanziellen Ressourcen. Immerhin 32 Prozent der befragten Gründer sehen Geschäftspotenzial im Versicherungsbereich. Deutschland attestieren sie noch Nachholbedarf bei den Rahmenbedingungen für Start-ups.
Grund: Keine ZZR-Erleichterungen in Sicht
Viele Versicherer hoffen auf Erleichterungen bei der Berechnung der Zinszusatzreserve. Nach Einschätzung von Versicherungsaufseher Frank Grund können die Gesellschaft in naher Zukunft damit allerdings nicht rechnen. „Ich sehe das im Moment nicht kommen“, sagte er bei einer Fachkonferenz der Süddeutschen Zeitung in Köln. Er ermahnte Versicherer, die bei den neuen EU-Eigenkapitalregeln Solvency II Übergangsmaßnahmen nutzen, sich um realistische Pläne zur Erfüllung der Mindestkapitalanforderungen nach Ende der Übergangszeit zu bemühen – sonst könnte die Genehmigung für die Maßnahmen zurückgezogen werden. Auch deutliche Absenkungen der Abschlusskosten in der Lebensversicherung sind Grund ein wichtiges Anliegen.
BaFin: Verschärfung der Aufsichtspraxis?
Legal Eye – Die Rechtskolumne Die BaFin plant die Veröffentlichung eines Rundschreibens zu den aufsichtsrechtlichen Mindestanforderungen an die Geschäftsorganisation von Versicherungsunternehmen. Das Konsultationsverfahren zu dem Entwurf endet in wenigen Tagen. Im Wesentlichen werden einschlägige Auslegungsentscheidungen aus dem Dezember 2015 und Januar 2016 zusammengeführt. Der Entwurf enthält darüber hinaus einige begrüßenswerte Konkretisierungen aufgrund erster praktischer Erfahrungen mit dem neuen Aufsichtsregime, allerdings auch einige Verschärfungen der derzeitigen Aufsichtspraxis, die noch einmal überdacht werden sollten.
Moneymeets darf weiter Provisionen teilen
Der Kölner Online-Versicherungsmakler Moneymeets hat auch in zweiter Instanz vor dem Oberlandesgericht Köln Recht bekommen: Er darf weiterhin Kunden die von Versicherern gezahlten Provisionen offenlegen und mit ihnen teilen. Die Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler, zu der der unterlegene Kläger gehört, fordert jetzt die Politik auf, gegen „Beratungs-Piraterie“ aktiv zu werden.
Nahles-Rente: Kontroverse um Garantieverbot
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hält den Gesetzentwurf zur Stärkung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) grundsätzlich für gelungen. Falsch findet der Verband, dass bei der sogenannten Nahles-Rente keinerlei Garantien erlaubt sind. Der Chef der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung Heribert Karch sieht in dem Garantieverbot dagegen einen zentralen Baustein. Der Gesetzentwurf hat aus seiner Sicht das Zeug, in Deutschland für einen Paradigmenwechsel nach internationalem Vorbild zu sorgen. Allerdings fordert er eine deutliche Anhebung des von Sozialabgaben befreiten Sparbetrags in der bAV.
Grüne wollen transparentere Vergleichsportale
Die Bundestagsabgeordneten der Grünen machen sich für mehr Transparenz bei Vergleichsportalen stark. Die Verbraucher müssten einschätzen können, ob es wirtschaftliche Verflechtungen zwischen dem Betreiber eines Portals und den darauf vertretenen Unternehmen gibt und wie groß die Marktabdeckung ist, heißt es in einem Antrag, den die Partei in den Bundestag eingebracht hat. Deshalb müsse klar ersichtlich sein, ob ein Portal von Provisionen profitiert, welche Unternehmen fehlen und welchen Kriterien ein Vergleich folgt. Die Grünen begründen ihre Forderung mit der wachsenden Bedeutung von Online-Abschlüssen.
Die Grenzen von Big Data
Versicherer können das volle Potenzial von Big Data-Analysen nicht nutzen, erklärt Michael Kamps von der Wirtschaftskanzlei CMS Hasche Sigle auf einem Versicherungssymposium der TH Köln. Denn nicht alles, was technisch möglich ist, entspricht auch den gesetzlichen Vorgaben zum Datenschutz. Viele Informationen dürfen nicht genutzt werden. Unternehmen sollten sich intensiv mit diesem Thema beschäftigen, denn die Sanktionen für Datenschutzverletzungen werden sich 2018 weiter erhöhen, wenn die EU-Datenschutzgrundverordnung in Kraft tritt, so Kamps.













