Der US-Krankenversicherer Anthem will den Konkurrenten Cigna für 54,2 Mrd. Dollar übernehmen. Dadurch würde ein neuer Marktführer entstehen, vor dem derzeitigen Platzhirschen United Health. Experten bezweifeln allerdings, dass die Aufsichtsbehörden ihren Segen für den Zukauf geben. Befeuert durch die US-Gesundheitsreform zeichnet sich auf dem US-Krankenversicherungsmarkt eine Konzentration ab. Statt fünf könnte es bald nur noch drei große Gesellschaften geben.
Aufsicht & Regeln
Grüne kritisieren BaFin-Schulungen
Die Grünen fühlen sich von BaFin-Chef Felix Hufeld schlecht informiert. So zeigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion, dass die Finanzaufsicht bei der Schulung von Mitarbeitern in den vergangenen Jahren auch auf externe Institute mit Verbindungen zur Versicherungsbranche gesetzt hat. Genau danach hatte der Grünen-Finanzpolitiker Gerhard Schick Chefaufseher Hufeld 2014 im Finanzausschuss des Bundestags gefragt – und eine zumindest missverständliche Antwort erhalten.
Solvency II: Signal Iduna prüft Deurag-Fusion
Die neuen EU-weiten Eigenkapitalregeln Solvency II und die Rechtsschutzversicherung passen schlecht zusammen. Das gilt jedenfalls für Unternehmen, die allein diese Sparte betreiben. Ergo hat mit der Zusammenlegung des Rechtsschutzspezialisten DAS mit der Ergo Versicherung reagiert. Ähnliche Gedanken macht sich auch die Signal Iduna, heißt es in Marktkreisen – die Tochter Deurag wird möglicherweise mit der Signal Iduna Allgemeine zusammengelegt. Auch die Erhöhung der Schadenbelastung durch gesetzliche Änderungen an der Anwaltsgebühren zeigt Wirkung. Der Markt ist weiter hart umkämpft, zeigt unsere Tabelle mit Prämienvolumen und Marktanteilen aller Gesellschaften.
Infrastruktur: Eiopa-Vorschlag nutzt deutschen Versicherern
Die Ratingagentur Fitch glaubt, dass die Vorschläge der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa zur Eigenkapitalunterlegung von Infrastrukturinvestitionen das Anlagevolumen der Versicherer in diesem Bereich erhöhen werden. Der Anteil im Portfolio werde verglichen mit anderen Anlagen aber relativ klein bleiben. Auch werde der Ausbau nicht schnell voranschreiten, weil die Versicherer noch Expertise sammeln müssten. Von den neuen Regeln profitierten vor allem deutsche Gesellschaften, glaubt Fitch. Die Versicherer ihrerseits begrüßen die Vorschläge, sehen aber noch Verbesserungspotenzial.
Eiopa entwickelt Europa-Rente
Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa hat ein Konsultationspapier zur geplanten europäischen Privatrente veröffentlicht, der Pan-European Personal Pension (PEPP). Kunden sollen diesen Vertrag leicht zwischen EU-Ländern mitnehmen können, auch der Anbieterwechsel soll einfach sein. In ihrem Papier schlägt Eiopa weitreichende Festlegungen vor, die nicht allen Marktteilnehmern schmecken dürften. So ist die Behörde dafür, dass PEPPs vor allem über das Internet verkauft werden und Anbieter die Renditen auf die Bruttoprämie ohne Abzug der Kosten berechnen. Das würde Versicherer treffen, die über Vertreter und Makler verkaufen.
Infrastruktur: Eiopa schlägt Erleichterungen vor
Versicherer würden gern mehr in Infrastrukturprojekte investieren, doch die EU-Eigenkapitalregeln Solvency II sehen dafür eine hohe Eigenkapitalunterlegung vor. Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa hat jetzt ein Konsultationspapier mit neuen Berechnungsmethoden vorgelegt, die einen schonenderen Eigenmitteleinsatz bei Investitionen in Anleihen und Aktien von Infrastrukturprojekten erlauben. Die Versicherer haben bis zum 9. August 2015 Zeit, sich zu den Vorschlägen zu äußern.
bAV: Weniger Probleme beim Jobwechsel
Eine Woche später als ursprünglich vorgesehen hat die Bundesregierung am Mittwoch den Gesetzentwurf zur Umsetzung der EU-Mobilitätsrichtlinie verabschiedet. Passiert das Papier das Parlament, gelten ab 2018 neue Regeln für bAV-Anwartschaften beim Wechsel des Arbeitsplatzes innerhalb der EU. So sollen arbeitgeberfinanzierte Anwartschaften bereits nach dreijährigem Bestehen unverfallbar sein, bisher beträgt die Mindestdauer fünf Jahre. Die meisten Änderungen gelten auch für innerdeutsche Jobwechsel.
Cyber: EU-Verordnung könnte Nachfrage stärken
Unternehmen drohen nach einem Datenverlust deutlich höhere Strafen, wenn demnächst neue EU-Datenschutzregeln in Kraft treten. Das könnte die Nachfrage nach Cyber-Policen in Deutschland beleben. Allerdings ist umstritten, ob Versicherer hierzulande überhaupt für solche Bußgelder aufkommen dürfen.
OECD warnt Versicherer vor Risiko-Anlagen
Nach dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank hat jetzt auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vor den Risiken des Niedrigzinsumfelds für Versicherer und Pensionsfonds gewarnt. Die Unternehmen sollten sich auf der Jagd nach höheren Renditen nicht zu riskanten Anlagestrategien verleiten lassen, rät die Organisation. Das bringe Gefahren mit sich, bis hin zur Insolvenz einzelner Gesellschaften. Aufseher und die Politik sollten daher ein genaues Auge auf die Anlagestrategien der Unternehmen haben.
Lebenspolicen vererben: Was beim Beraten wichtig ist
Eine komplizierte Konstellation im Bezugsrecht bei Lebensversicherungen kann dazu führen, dass Kunden im Fall einer Pleite das angesparte Geld an den Insolvenzverwalter verlieren. Makler müssen ihre Kunden darauf aufmerksam machen. Versäumen sie ihre Beratungspflicht, machen sie sich haftbar.
Immer mehr PKV-Anbieter müssen Rechnungszins senken
Die privaten Krankenversicherer spüren die Effekte der Niedrigzinsphase. Lediglich zwei Anbieter haben bei der jüngsten Erhebung die Zielmarke eines aktuariellen Unternehmenszinses von 3,5 Prozent erreicht. Alle anderen müssen bei der nächsten Gelegenheit in den geschlechtsspezifischen Tarifen den Zins anpassen, was Beitragsanhebungen zur Folge hat. Oft helfen aber die Rückstellungen für Beitragsrückerstattung, um die Effekte für Kunden abzufedern. Diese Mittel belaufen sich branchenweit auf mindestens 14 Mrd. Euro.
IT-Sicherheitsgesetz verabschiedet
Das IT-Sicherheitsgesetz hat heute gegen die Stimmen der Opposition den Bundestag passiert. Stimmt der Bundesrat zu, gelten für die Versicherungsindustrie und andere ausgewählte Branchen bald IT-Mindeststandards und Meldepflichten für schwerwiegende Störfälle. Anders als ursprünglich vorgesehen, drohen bei Zuwiderhandlungen Geldstrafen. Es bleibt bei der Unsicherheit, welche Unternehmen genau unter das Gesetz fallen. Der GDV begrüßt die Regelungen.
Marktwächter nimmt sich Lebensversicherungen vor
Der neu geschaffene Finanzmarktwächter will sich im Versicherungsbereich als erstes die Standmitteilungen der Lebensversicherer vornehmen – und ruft Kunden dazu auf, die Dokumente zur Analyse an die Verbraucherzentrale Hamburg zu schicken. Geplant ist, Qualitätsstandards für die als unverständlich kritisierten Mitteilungen zu definieren. Überhaupt sei in der Lebensversicherung angesichts vieler vorzeitiger Vertragsabbrüche mehr Transparenz geboten, sagten Verbraucherschützer in Hamburg. Bundesjustizminister Heiko Maas lobte die Umsetzung des Marktwächters. Er erhofft sich davon raschere Informationen über Fehlentwicklungen.
EU-Vermittlerrichtlinie auf der Ziellinie
Die Arbeit an der Novelle der EU-Vermittlerrichtlinie könnte laut einem leitenden Beamten des Wirtschaftsministeriums Ende Juni beendet sein. Derzeit laufen die Trilog-Verhandlungen. Weil es im Detail aber noch unterschiedliche Meinungen zwischen Parlament, Rat und Kommission gibt, ist unklar, ob der Zeitplan eingehalten werden kann. Ein Provisionsannahmeverbot für unabhängige Vermittler ist offenbar vom Tisch.












