Jetzt aber: Verdi und Talanx unternehmen einen zweiten Anlauf zum ersten Sozialpartnermodell. Möglichst bis Ende des Jahres soll der Haustarifvertrag für die Talanx-Belegschaft stehen, sagten Vertreter des Versicherers und der Gewerkschaft. Mit dem neuen Modell für eine garantielose betriebliche Altersversorgung ohne Arbeitgeberhaftung wollte die frühere Arbeitsministerin Andrea Nahles der zweiten Säule wieder mehr Schwung verleihen. Aber bislang lässt der erste Abschluss auf sich warten.
Aufsicht & Regeln
Schlechte Noten für Restschuldpolicen
Stiftung Warentest hat Kreditversicherungen bei 25 Banken untersucht und bewertet viele Angebote als teuer und lückenhaft. Projektleiterin Stephanie Pallasch moniert, dass Banken die Versicherungskosten nicht im effektiven Jahreszins ausweisen müssen. Deshalb haben die Tester das nachgeholt. In einem Beispielfall der Deutschen Skatbank für einen Kredit über 10.000 Euro steigt der Zinssatz von 2,89 Prozent ohne Versicherung auf 12,3 Prozent mit einer Absicherung für Tod, Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit. Und im Schadenfall droht teils eine unangenehme Überraschung.
Binding: Der Fokus liegt auf der ersten Säule
Exklusiv Lothar Binding ist finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Im Interview mit dem Versicherungsmonitor spricht er über die Reform der staatlich geförderten Riester-Rente, mit der er noch für die laufende Legislaturperiode rechnet. Aktuell arbeitet die Regierung an einem Eckpunktepapier. Die von der Branche geforderte Abschaffung der Beitragsgarantie hält er für überlegenswert. Außerdem erklärt Binding, warum er eine leistungsfähigere gesetzliche Rentenversicherung für möglich hält und welche Erfolgschancen er dem angekündigten Provisionsdeckel für Lebensversicherungen und Restschuldpolicen gibt.
GDV macht Vorschläge für Solvency II-Proportionalität
Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist nicht zufrieden damit, wie das Proportionalitätsprinzip beim Regelwerk Solvency II umgesetzt wird. Dadurch werde in Unternehmen Kapital gebunden, das für Investitionen in wichtige Projekte fehle, moniert der Lobbyverband. Er fordert klare, automatisch greifende Kriterien, durch die sich Aufsichts- und Kapitalanforderungen an das Risikoprofil der Unternehmen anpassen. Beim anstehenden Solvency II-Review sollte auch hier nachjustiert werden.
Neue Regeln für Banken und Protektor
Das Parlament hat weitgehend ohne weitere Diskussion Regeln für den Sicherungsfonds der Lebensversicherer Protektor verabschiedet, lediglich ein Linken-Abgeordneter ging in der Aussprache darauf ein. Das könnte auch daran gelegen haben, dass das eigentliche Thema des Gesetzes die Bankenbranche ist. Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten kritisiert den Vorgang. Den Fonds hält er nicht für ausreichend, es sei nur eine Frage der Zeit, bis eine Gesellschaft nicht mehr genügend Solvenz hat. Peter Schwark vom Versichererverband GDV weist das als Panikmache zurück.
FDP und Aon: Staat soll bei D&O handeln
Die FDP-Bundestagsfraktion hat eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung in Sachen D&O-Versicherung gerichtet. Sie verlangt Informationen über den Zustand der Sparte und zu möglichen Auswirkungen auf die Wirtschaft – gerade in Covid-Zeiten. Indirekt verlangt die Partei gesetzgeberische oder regulatorische Schritte der Regierung oder der BaFin. Führende Manager des Maklers Aon begrüßen den Vorstoß öffentlich in sozialen Medien, sie können sich einen staatlich gestützten D&O-Pool sowie Haftungserleichterungen vorstellen.
BSV: Warum die Gerichte unterschiedlich urteilen
Zahlreiche Restaurants, Gaststätten und Hotels klagen zurzeit gegen ihre Versicherer, weil diese in der Betriebsschließungsversicherung (BSV) keine Schäden aus der Corona-Pandemie akzeptieren. Ob die Kläger vor Gericht gute Chancen auf Erfolg haben, hängt im Wesentlichen von der Ausgestaltung einer Klausel in den Verträgen ab. Die Verträge lassen sich in zwei Typen einordnen, sagte Franz Janssen von der Kanzlei Taylor Wessing in Düsseldorf bei einem Webinar. Für einen Typen stehen die Chancen vor Gericht schlecht, für den anderen dagegen deutlich besser.
Eiopa kritisiert mangelnden Risikotransfer
Etliche Versicherer haben sich Rückdeckungen zugelegt, die ihnen helfen sollen, die Solvenzkapitalanforderungen unter dem EU-Aufsichtsregime Solvency II zu reduzieren. Jetzt hat die europäische Versicherungsaufsicht ein kritisches Auge darauf geworfen: Sie vermutet in einem Konsultationspapier, dass bei einigen Vertragskonstruktionen der Risikotransfer zu kurz kommt. Auch etablierte Elemente wie proportionale Quotenrückversicherungen zählt sie dazu, wenn darin hohe Provisionszahlungen vereinbart sind. Diese Verträge könnten künftig Anerkennungsprobleme bekommen, fürchtet Stefan Materne, Professor an der Technischen Hochschule Köln.
Folksam gibt Millionen Daten weiter
Der schwedische Versicherer Folksam hat die Datensätze von rund einer Million Menschen an Facebook, Google, Microsoft, Linkedin, Adobe und andere Digitalunternehmen weitergegeben. Das teilte die Gesellschaft am Dienstag mit. Dabei wurden auch Sozialversicherungsnummern, Schwangerschaften und Gewerkschaftsmitgliedschaften enthüllt. Folksam ist einer der größten Versicherer des Landes. Eine illegale Nutzung der Daten durch die Partner sei bislang nicht bekannt.
FCA-Musterprozess: Urteil bis Weihnachten
Experten rechnen damit, dass der oberste Gerichtshof in Großbritannien noch bis Weihnachten ein Urteil zu der Frage fällen wird, ob Betriebsunterbrechungspolicen Schäden durch den Corona-Lockdown abdecken. Um das grundsätzlich klären zu lassen, hatte die britische Finanzaufsicht FCA eine Musterklage gegen acht Versicherer auf den Weg gebracht. Der Londoner High Court hatte sich größtenteils auf Seiten der Versicherungsnehmer gestellt. Einige Versicherer wollen das nicht akzeptieren und in Berufung gehen. Sollte der Supreme Court der High Court-Entscheidung in puncto Entschädigungshöhe folgen, dürfte es für die Anbieter teuer werden.
Versicherungsteuer-Gesetz verabschiedet
Das umstrittene Gesetz zur Modernisierung des Versicherungsteuerrechts hat den Bundestag mit den Stimmen der Regierungskoalition passiert. Die Abgeordneten von AfD, FDP und Linke stimmten dagegen, die Grünen enthielten sich. Das Gesetz begrenzt die Steuerfreiheit auf Personenversicherungen. Profitieren Dritte von den Leistungen, fallen ab 2022 auf Neuverträge Steuern an. Das zielt etwa auf Absicherungen für Profisportler zugunsten von Vereinen.
Zwischen verkorkstem Image und goldenem Zeitalter
Wie steht die Versicherungswirtschaft im Corona-Jahr 2020 da? Um diese Frage ging es bei der „Elefantenrunde“ auf der Vermittlermesse DKM. Trotz drohender Umsatzrückgänge, unklarer wirtschaftlicher Aussichten und des Streits um Betriebsschließungsschäden zeigten sich Axa-Vorstand Nils Reich, HDI-Manager Patrick Dahmen und Allianz Leben-Chef Andreas Wimmer betont optimistisch. Der neu entstehende Bedarf an Absicherung bedeute große Geschäftschancen für die Assekuranz. Ideal-Chef Rainer Jacobus mahnte allerdings, dass die Versicherer Situationen wie derzeit in der Betriebsschließungsversicherung vermeiden sollten. Der von einer Nischensparte ausgehende Imageschaden könne fatal für die gesamte Branche sein.











