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Lloyd’s: Investoren brauchen vernünftige Zinsen

 Exklusiv  Burkhard Keese, Finanzchef bei Lloyd’s of London, glaubt, dass der Versicherungsmarkt die guten Ergebnisse, die er 2023 abgeliefert hat, auch in Zukunft wiederholen kann. Die Preise im Industrie- und Rückversicherungsmarkt werden nicht so schnell nachgeben, weil alle Versicherer die Profitabilität hochhalten müssen, sagte er im Interview mit dem Versicherungsmonitor. Denn die Investoren der Gesellschaften benötigen eine vernünftige Verzinsung, um bei der Stange zu bleiben.

Scor nutzt KI-Tool von DGTAL

Die deutsche Niederlassung des Rückversicherers Scor nutzt künftig die auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Plattform „Driller“ des Insurtechs DGTAL. Sie soll für die Leistungsprüfung bei Berufsunfähigkeitsfällen eingesetzt werden. Driller ist ein KI-gestütztes Portfolio-Tool, das große Datenmengen durchforsten und Zusammenhänge erkennen kann. Mit der Software soll der Leistungsprüfungsprozess deutlich beschleunigt werden. Ein erstes Pilotprojekt soll im April 2024 an den Start gehen.

Rückversicherer: Nur noch ein gutes Jahr

Die vier großen Rückversicherer Munich Re, Swiss Re, Hannover Rück und Scor haben 2023 dank höherer Preise, geringerer Schäden und besserer Investmentergebnisse gut verdient. Auch für das laufende Jahr prognostizieren die Ratingagenturen Fitch und Moody’s den Konzernen einen weiteren Profitabilitätsschub. Er könnte allerdings von kurzer Dauer sein.

W&W: Neue Kunden, weniger Gewinn

Der schwäbische Versicherungs- und Bausparkonzern Wüstenrot & Württembergische (W&W) hat im vergangenen Jahr einen deutlich geringeren Überschuss erwirtschaftet als in den Vorjahren. Hohe Unwetterschäden, steigende Schadenaufwendungen in der Kfz-Versicherung sowie ein schwächelnder Immobilienmarkt drückten das Ergebnis des Konzerns. Deutliche Zuwächse erzielte die Gruppe im Bauspar- und Neukundengeschäft.

So viele Unwetter wie noch nie

Im vergangenen Jahr gab es weltweit 142 Naturkatastrophen. Das ist laut Experten der Swiss Re die höchste Zahl seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Unwetter verursachten versicherte Schäden in Höhe von 108 Mrd. Dollar. Damit war 2023 das vierte Jahr in Folge mit Schäden über 100 Mrd. Dollar. Mehr als die Hälfte davon wurde von schweren Gewitterstürmen verursacht – auch das ist ein neuer Rekord. Für Deutschland sehen die Experten ein erhöhtes Risiko für starken Hagelschlag. Wenn nicht geeignete Maßnahmen ergriffen werden, könnte sich die Höhe der versicherten Schäden in den nächsten zehn Jahren verdoppeln.

LBBW: PFAS teurer als Asbest

Schadenersatz-Forderungen wegen per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) könnten die Versicherer weltweit noch teurer zu stehen kommen als der Asbest-Skandal. Davor warnt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in einer aktuellen Analyse. Besonders gefährdet seien Gesellschaften mit viel US- sowie Schaden- und Unfallgeschäft, allen voran Rückversicherer. Erst kürzlich war eine PFAS-Klage des Chemieriesen BASF gegen seine Haftpflichtversicherer in den USA bekannt geworden. Europäische Versicherer sind gegen das Risiko noch unzureichend geschützt, warnt die LBBW.

M&A-Aktivitäten auf Rekordhöhe

In der europäischen Versicherungsbranche gab es im Jahr 2023 ein Rekordvolumen an Fusionen und Übernahmen, kurz M&A (Mergers & Acquisitions). Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Beratungsunternehmens FTI Consulting. Spitzenreiter in Europa sind Großbritannien und Irland. Die meisten M&A-Aktivitäten sind laut der Studie auf die Maklerkonsolidierung zurückzuführen.

KI: Vom Trend zur Anwendung

Immer mehr Versicherer wenden künstliche Intelligenz (KI) an, insbesondere die generative KI. Während die Technologie stetig reift, ist die Branche auch immer besser für die Risiken gerüstet, die daraus erwachsen. Zu diesem Schluss kommen die Munich Re und ihre Tochter Ergo in ihrem aktuellen Tech Trend Radar. Darin widmen sich die Unternehmen sämtlichen technologischen Trends, neben dem Dauerbrenner KI zum Beispiel auch in den Bereichen Gesundheit und Cyber.

Munich Re verändert Aufsichtsrat

 Leute – Aktuelle Personalien   Die Munich Re will zwei Größen der deutschen Wirtschaft in den Aufsichtsrat holen: Siemens-Konzernchef Roland Busch und der ehemalige Bundesbank-Präsident Jens Weidmann (Bild) sollen auf der Hauptversammlung am 25. April in das Kontrollgremium gewählt werden. Außerdem: Der Kreditversicherer BNP Paribas Cardif nimmt Veränderungen an der Geschäftsleitung vor, das Insurtech Cytora erweitert seinen globalen Beirat, und der Spezial-Industrieversicherer HDI Global rüstetet in der kanadischen Niederlassung personell auf.

EU-Ausschuss hält an Provisionsvertrieb fest

Gute Nachrichten für die Verfechter des Provisionsvertriebs: Der Ausschuss für Wirtschaft und Währung im Europäischen Parlament hat über seinen Bericht zur Kleinanlegerstrategie abgestimmt und dabei vorgeschlagen, an der Koexistenz verschiedener Vergütungssysteme beim Verkauf von Anlageprodukten festzuhalten. Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Versichererverbands GDV, begrüßt die Entscheidung. Der GDV hatte ebenso wie Vermittlerverbände lange gegen ein vollständiges Provisionsverbot gekämpft, das zwischenzeitlich auf EU-Ebene gedroht hatte.

VIG Re wächst kräftig

Der Prager Rückversicherer VIG Re hat im Jahr 2023 seinen Umsatz um 14 Prozent gesteigert. Die Tochter der Vienna Insurance Group konzentriert sich auf Osteuropa, wächst aber auch in anderen Regionen deutlich, vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für ukrainische Versicherer will die VIG Re weiterhin Rückversicherungsschutz bieten, sagte Firmenchef Johannes Martin Hartmann dem Versicherungsmonitor.

Frank Grund kehrt zu Assekurata zurück

 Leute – Aktuelle Personalien  Der ehemalige Chef der Versicherungsaufsicht der BaFin Frank Grund sucht offenbar neue Aktivitäten während seines Ruhestands. Grund kehrt zur Ratingagentur Assekurata zurück und unterstützt als externer Spezialist das Rating-Komitee. Außerdem: Die Munich Re hat einen neuen Strategiechef mit prominentem Hintergrund, die Allianz verabschiedet sich nach drei Jahrzehnten von ihrem Head of Group Investor Relations, und State Farm bekommt im Sommer einen neuen CEO.

Hannover Rück: Noch zwei Jahre Verlust in Kfz

Die deutschen Kfz-Versicherer werden wohl erst 2026 wieder profitabel arbeiten. Davon geht Michael Pickel aus, Chef der Hannover Rück-Tochter E+S Rück. Hohe Schäden und unzureichende Preiserhöhungen hatte die Anbieter 2023 in die Verlustzone gebracht. Um dort wieder herauszukommen, seien weitere Preiserhöhungen nötig, mahnte er. Es war Pickels letzte Bilanz-Pressekonferenz. Ende des Jahres geht er in den Ruhestand, sein Nachfolger wird Thorsten Steinmann, der von der Swiss Re zur Hannover Rück wechselt.

Munich Re wird kreativ bei Personalsuche

Der Rückversicherer Munich Re sucht händeringend Fachkräfte, vor allem im Bereich IT und Künstliche Intelligenz. Um bei solchen Experten als Arbeitgeber gegen Tech-Konzerne bestehen zu können, muss sich der Konzern etwas ausdenken. Mehr Gestaltungsspielraum, erweiterte Karrieremöglichkeiten und entspannte Homeoffice-Regelungen gehören dazu, sagte Personalvorstand Achim Kassow im Interview mit dem Handelsblatt. Außerdem hat der Konzern den potenziellen Bewerberpool ausgeweitet und sucht auch Kapitäne, Hackerinnen und Mediziner.

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