Digitaler Dienstag Die Versicherungswirtschaft experimentiert – und das nicht zu knapp. Es gibt kaum ein Unternehmen, das nicht mit künstlicher Intelligenz (KI) arbeitet. Schadenprozesse, Underwriting, Kundenservice – überall entstehen Pilotprojekte mit hohem Anspruch und teils beachtlichen Ergebnissen. Doch so groß die Neugier ist, so gering fällt oft der operative Effekt aus. Der Grund dafür ist weniger technischer als struktureller Natur: Was fehlt, ist eine skalierfähige Architektur.
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Bridgepoint unterschreibt HBC-Kauf
Der britische Private-Equity-Investor Bridgepoint hat spät am Montag den Vertrag zum Kauf des Hamburger Maklerkonsolidierers Hanseatic Broking Center (HBC) unterschrieben. Verkäufer ist Preservation Capital, ein ebenfalls in London angesiedeltes Fondsunternehmen. Für HBC bedeutet der Deal, dass frisches Geld für weitere Übernahmen ins Haus kommt. Ein weiterer großer Deal ist dagegen in der Schwebe: Der Kölner Verbund Global ist offenbar den Interessenten zu teuer.
Teures Katastrophenhalbjahr
Die schweren Waldbrände im kalifornischen Los Angeles vom Januar waren die mit Abstand teuerste Naturkatastrophe im ersten Halbjahr weltweit. Sie sind der Hauptgrund dafür, dass es mit einem versicherten Schaden von 80 Mrd. Dollar (68,7 Mrd. Euro) ein besonders teures Auftakthalbjahr für die Branche war. Das zeigt die aktuelle Naturkatastrophenbilanz von Munich Re.
Von Titelflut und Zwangsduzen
Exklusiv Weniger Hierarchien, aber mehr und neue Jobtitel, weniger klassische Statussymbole, dafür mehr Flexibilität im Arbeitsalltag – so lassen sich aktuelle Trends in der Arbeitswelt beschreiben. Der Versicherungsmonitor hat mit Personalberatern darüber gesprochen, wie die Versicherer damit umgehen, welche Fehler sie vermeiden sollten und was Bewerber von ihnen erwarten.
VHV warnt vor Baggerschäden
Der niedersächsische Versicherer VHV warnt in einem aktuellen Bericht vor Leitungsschäden durch Baggerarbeiten. Diese machten 85 Prozent aller Schäden im Tiefbau aus, so die Expertinnen und Experten des Bauversicherers. Gerade im Hinblick auf das von der Bundesregierung freigegebene Sondervermögen, das auch in die Instandsetzung und den Neubau von Infrastruktur investiert werden soll, fordert der Versicherer zwar mehr Tempo, aber auch mehr Prävention und Weiterbildung sowie eine bessere Koordination.
Provinzial könnte Risikoträger für Getsafe werden
Nachdem Getsafe im Juni 2025 seine BaFin-Versicherungslizenz zurückgegeben hat, steht nun offenbar die Provinzial als neuer Risikoträger für 400.000 bestehende Policen bereit. Getsafe-CEO Christian Wiens bestätigte, dass eine mögliche Partnerschaft mit der Provinzial geprüft wird. Weitere Infos gibt das Insurtech nicht, da es sich um ein laufendes Verfahren handele, so Wiens.
Heilwesen-Vertrieb von Axa und Apobank legt los
Die Axa und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) haben die Fusion ihrer auf das Heilwesen spezialisierten Finanzvertriebe unter Dach und Fach. Die Apofinanz geht in der Deutschen Ärzte Finanz auf, die vergrößerte Deutsche Ärzte Finanz nimmt Anfang August die Arbeit auf. Sie gehört zu 51 Prozent der Axa und zu 49 Prozent der Apobank.
Hackerangriff auf Allianz-Tochter in den USA
Die US-Lebensversicherungstochter der Allianz ist Opfer eines Hackerangriffs geworden. Laut Medienberichten könnten Daten von bis zu 1,4 Millionen Kunden sowie Daten von Finanzberatern und Mitarbeitenden in die Hände von Cyberkriminellen gefallen sein. Die Hacker hatten sich am 16. Juli 2025 Zugang zu einem cloudbasierten Customer-Relationship-Management-System (CRM) eines Drittanbieters verschafft, das von Allianz Life genutzt wird. Das dürfte auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin interessieren, die den Versicherer bereits wegen IT-Mängeln auf dem Schirm hatte.
Solvency II-Review: Diversity-Strategie wird Pflicht
Exklusiv Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa will Versicherer zu mehr Vielfalt in ihren Führungsgremien verpflichten. Erst- und Rückversicherer sollen ein Diversity-Konzept erarbeiten und über die Fortschritte bei der Umsetzung berichten. Die Änderungen würden fast alle deutschen Gesellschaften betreffen und bedeuten eine beträchtliche Ausweitung der Berichtspflichten, erklärt Gunbritt Kammerer-Galahn von der Kanzlei Taylor Wessing. Die entsprechenden Richtlinien sollen ab Anfang 2027 gelten.
Französische Quartalszahlen
Was die Woche bringt An dieser Stelle nehmen wir die Themen der kommenden Woche in den Blick und stellen wichtige Branchentermine vor. Dieses Mal: Halbjahreszahlen von Scor und Axa
Transportsparte wächst – dank Reiseversicherung
Die Prämieneinnahmen in der Transport- und Luftfahrtversicherung sind im vergangenen Jahr leicht gestiegen, so der aktuelle Managementbericht des Versichererverbands GDV zur Sparte. Das Wachstum ging allerdings fast ausschließlich auf das Konto der Sonderzweige, vor allem der Reiseversicherung. Hier gibt es einige neue Anbieter und hohe Nachfrage. Die Hauptsparte Warenversicherung verzeichnete dagegen einen deutlichen Rückgang.
Marsh: Prämien in der Industrieversicherung sinken
Zum vierten Mal in Folge sind die internationalen Prämien in der Industrieversicherung gesunken. Im zweiten Quartal dieses Jahres sogar stärker als zuvor. Der Negativtrend geht über fast alle Sparten und Regionen hinweg und wird sich laut dem Großmakler Marsh fortsetzen. Lediglich in der Haftpflichtversicherung dürfen sich die Gesellschaften über leicht steigende Prämien freuen.
Keine Alarmstimmung wegen Share-Point-Lücke
Exklusiv Die Sicherheitslücke in Microsofts Share-Point-Software ist ernst, aber nicht dramatisch, sagte Sven Erichsen, Cyber-Experte beim Spezialmakler Finlex. Der Angriff, der chinesischen Hackergruppen zugeschrieben wird, sei nicht mit früheren Großangriffen auf Microsoft-Produkte vergleichbar. Dennoch trifft er deutsche Unternehmen und Organisationen besonders stark.
Versicherung, Klima und Kapitalismus
Herbert Frommes Kolumne Der ideologische Krieg um den Klimawandel ist in vollem Gange. In den USA hat die Regierung Trump die Auffassung, dass es keinen von Menschen gemachten Klimawandel gibt, zur Staatsideologie gemacht. Manche Unternehmen schließen sich an, oft unter Druck. Auch in Deutschland nimmt die Begeisterung für die Klimaziele ab, die Munich Re verlässt Klimainitiativen. In dieser Situation argumentiert Allianz-Vorstand Günther Thallinger, dass der Kapitalismus durch den Klimawandel sehr real gefährdet ist.
Die Munich Re zaudert beim Klima
Exklusiv Die Munich Re, einst als Vorzeigeunternehmen im Kampf gegen die Klimakrise gefeiert, verabschiedet sich gleich aus mehreren internationalen Klima-Initiativen. Das Unternehmen betont, dass es an seinen Klimazielen festhält. Die Allianz erklärt, dass sie Mitglied in der Net Zero Asset Owner Alliance bleibt. Experte Carsten Zielke glaubt, dass der Rückversicherer seinen Entschluss noch bereuen könnte.














