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Herbert Fromme

Abschied von ehernen Wahrheiten

 Herbert Frommes Kolumne  „Versicherungen werden nicht gekauft, sie müssen verkauft werden“, oder „Direktvertriebe sind für einzelne Sparten wie Kfz gut, nicht für die komplexeren Policen“. Für viele Versicherungsmanager sind das in Stein gemeißelte Wahrheiten. Wer sie leugnet, zahlt mit Marktanteilsverlust und Bedeutungslosigkeit, glauben sie. Doch ist das wirklich so? Oder stimmt etwas nicht mit den traditionellen Angeboten und Vertriebswegen der Versicherungswirtschaft? Im Markt verlieren Vertreter und Makler jedenfalls an Boden. Richtig gefährlich wird es, wenn einzelne Anbieter gute, personalisierte Angebote auf den Markt bringen.

Industrie 4.0 braucht neue Absicherungen

Mit der zunehmenden digitalen Vernetzung der Industrie könnten Risiken bisher ungeahnten Ausmaßes auf die Versicherungsbranche zukommen. Das geht aus einer aktuellen Marktprognose des Großmaklers Aon hervor. Bisher fehlen aber Erfahrungswerte, mit denen Versicherer Risiken richtig einschätzen und kalkulieren können. Neben Cyberpolicen gewinnen vor allem Ausfallversicherungen für neue Technologien an Bedeutung. Hier sind Unternehmen und Assekuranz gefragt, Deckungslücken zu vermeiden.

Banken verkaufen viel, aber mit wenig Wert

Banken sind der wichtigste Vertriebskanal für private Altersvorsorgeverträge. Sie erzielten 2018 einen Anteil von 36 Prozent am Neugeschäftsvolumen. Das geht aus einer Vertriebswege-Studie des Maklers und Beraters Willis Towers Watson hervor. Demnach sind Banken auch bei den Einmalbeiträgen weit vorn. Das Nachsehen haben die Finanzinstitute jedoch, wenn es um den Anteil an laufenden Beiträgen und die Höhe der durchschnittlichen Beiträge geht. Dort haben andere Vertriebswege die Nase vorn.

Finanzwende-Kampagne gegen MLP

Die Bürgerbewegung Finanzwende attackiert den Finanzvertrieb MLP. Das Unternehmen verschaffe sich unter der Vorspiegelung von Bildungsangeboten Zugang zu Studierenden, um ihnen dann fragwürdige Produkte zu hohen Provisionen zu vermitteln, warnen die Verbraucherschützer. Im Fokus der neuen Kampagne steht die Kooperation mit der „Hochschulinitiative Deutschland“. MLP weist die Vorwürfe zurück.

Der harte Kampf um die Aufmerksamkeit des Kunden

Die große Rolle, die Internetkonzerne wie Facebook, Google oder Amazon und Onlineportale wie Check24 im Alltag der Menschen spielen, macht es für Versicherer immer schwerer, wahrgenommen zu werden. Das gelte besonders für Gesellschaften wie HUK-Coburg und Cosmos Direkt, die sich gegen eine Auflistung bei Vergleichsportalen entschieden haben, sagten ihre Vorstandschefs Klaus-Jürgen Heitmann (Foto) und David Stachon auf dem Versicherungstag der Süddeutschen Zeitung. Entscheidend im Wettbewerb sei eine hohe Kundenzufriedenheit. Ob diese analog oder digital erreicht werde, sei zweitrangig.

500 Mio. Euro Insolvenzabsicherung sind nötig

In der Diskussion um eine Neugestaltung der Insolvenzversicherung für Reiseveranstalter stellen sich die Versicherer auf neue Deckungssummen von bis zu 500 Mio. Euro ein. Das halten auch Aktuare für notwendig und möglich. Bei der Deckelung auf bislang 110 Mio. Euro habe „der Gesetzgeber wohl nicht richtig aufgepasst“, sagte Andreas Meyerthole von der aktuariellen Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss. Das Beispiel Österreich zeige, dass deutliche höhere Summen ohne Probleme zu stemmen sind.

Insurlab Germany: Fokus auf Weiterbildung und IoT

Mit elf neuen Mitgliedern und 130 neuen Start-ups ist das Insurlab Germany im vergangenen Jahr deutlich gewachsen. Auch mit dem Accelerator-Programm 2019 ist Sebastian Pitzler, Geschäftsführer des Vereins, sehr zufrieden. Für dieses Jahr stehen mit der neuen Messeveranstaltung „InsureNXT/CGN“ und dem eigenen Weiterbildungsprogramm, der Insurlab Academy, zwei große Projekte auf der Agenda. Thematisch sind die Mitglieder des Vereins vor allem Ökosystemen und dem Internet of Things (IoT) interessiert.

GDV: Asmussen folgt auf Fürstenwerth

 Leute – Aktuelle Personalien  Jörg Asmussen, zurzeit Investmentbanker und früher Staatssekretär im Finanzministerium sowie Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, wird neuer Vorsitzender der Geschäftsführung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Er folgt auf Jörg von Fürstenwerth, der im Oktober 2020 in den Ruhestand geht. Asmussen war lange SPD-Mitglied und gilt sowohl in Berlin als auch international als sehr gut vernetzt. Der Versuch des GDV, den Top-Posten erstmals mit einer Frau zu besetzen, blieb erfolglos.

Gabor: Ökosystem-Dschungel hat keinen Erfolg

Die Versicherer in Deutschland tun sich keinen Gefallen damit, wenn sich jede Gesellschaft ihr eigenes Ökosystem bastelt. Davon zeigte sich Carolin Gabor, Chefin des Versicherungsvergleichsportals Joonko, auf dem Versicherungstag der Süddeutschen Zeitung überzeugt. Stattdessen sollten sie beim Aufbau von Plattformen ihre Kräfte stärker bündeln oder den Anschluss an bestehende Plattformen suchen.

Corona-Virus erfordert neue Versicherungslösungen

Infolge der Verbreitung des neuen Corona-Virus stehen in China bereits viele Betriebe still, in Deutschland hat es mit dem Autozulieferer Webasto jetzt das erste Unternehmen getroffen. Für einen solchen Fall dürften die meisten Firmen bislang nicht abgesichert sein, denn die Betriebsunterbrechungspolice greift hier nicht. Makler erwarten aber jetzt verstärkte Diskussionen über eine Erweiterung der Betriebsschließungsversicherung oder parametrische Deckungen.

Schwellenländer zeigen, wie es geht

Von Digitalisierung und verstärkter Datennutzung profitieren sowohl die Versicherer als auch ihre Kunden, das ist die Kernthese der neuen Sigma-Studie des Swiss Re Institute. Die Vielzahl an Informationen, die Versicherern über ihre Kunden zur Verfügung stehen, können sie für maßgeschneiderte Angebote nutzen – und um empathischer zu wirken. Schwellenländer sind die Vorreiter bei der Umsetzung datengestützter Geschäftsmodelle.

Schreiber: Versicherer haben die Datenhoheit verloren

Traditionelle Versicherungsunternehmen haben die Führungsrolle bei einer ihrer Kernkompetenzen aus der Hand gegeben, die sie seit langer Zeit innehatten. Es geht um die Analyse der großen Datenmengen, die das Geschäftsmodell Versicherung generiert. Davon zeigte sich Daniel Schreiber, Chef des US-Digitalversicherers Lemonade, auf dem Versicherungstag der Süddeutschen Zeitung überzeugt. In den USA sieht Schreiber sein Unternehmen als führend bei jungen Kunden. In Deutschland verlief der Start zufriedenstellend, aber langsam.

Lebensversicherer wachsen stark im Einmalgeschäft

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zieht eine positive Bilanz des vergangenen Jahres. Die Beitragseinnahmen der Branche legten um 6,7 Prozent auf 216 Mrd. Euro zu. Besonders stark war der Zuwachs in der Lebensversicherung, allen voran im Einmalbeitragsgeschäft. Hier betrug das Plus 37 Prozent. Die Versicherer hätten paradoxerweise von den Niedrigzinsen profitiert, sagte GDV-Präsident Wolfgang Weiler. Auf der Anlageseite wünscht sich der Verband mehr Projekte im Infrastrukturbereich.

Kommission: Vergütungssysteme harmonisieren

In der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung sollte es weiterhin zwei getrennte Honorarsysteme mit unterschiedlichen Preisen geben, sie sollten aber reformiert und zumindest teilweise harmonisiert werden. Das schlägt die Wissenschaftliche Kommission für ein modernes Vergütungssystem in dem Gutachten vor, das sie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn übergeben hat. Spahn will jetzt prüfen, wie er mit den Vorschlägen umgeht. Die privaten Krankenversicherer begrüßen, dass dazu keine gemeinsame Honorarordnung gehört. Die Anhänger der Bürgerversicherung sind mit dem Gutachten nicht zufrieden.

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