Reform der privaten Altersvorsorge zwingt Versicherer zum Handeln

Über Sinn und Zweck des Referentenentwurfs des Bundesfinanzministeriums zur Reform der privaten Altersvorsorge ist eine lebhafte Diskussion in der Branche entstanden. Reiner Will, Chef der Ratingagentur Assekurata, sieht zwar Chancen in dem Konzept, warnt aber auch davor, dass es die Versicherungsgesellschaften besonders in puncto Kosten und Transparenz unter Druck setzen könnte. In einem Blog skizziert er die Konsequenzen des Entwurfs und einen sinnvollen Umgang mit den Folgen.

Lebensversicherer: Leichtes Wachstum, alte Sorgen

Die deutschen Lebensversicherer konnten sich im vergangenen Jahr über gewachsene Bestände und verbesserte Überschüsse freuen. Gleichzeitig verschlechterten in der Vergangenheit angehäufte stille Lasten die finanzielle Position der Gesellschaften. Das zeigt ein Marktausblick der Ratingagentur Assekurata. Im politischen und ökonomischen Umfeld sieht die Agentur Unsicherheiten für die Lebensversicherer. Die Auswirkungen des demografischen Wandels könnten schon bald zu gesteigertem Handlungsbedarf der Branche führen.

PKV-Gesellschaften unter Druck, aber optimistisch

2024 war für die privaten Krankenversicherer (PKV) in puncto Vertrieb ein gutes Jahr. Die Leistungsausgaben sind aber erneut deutlich angestiegen und werden wohl auch in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Ihre aktuellen und künftigen Geschäftsaussichten beurteilen die PKV-Anbieter positiv, zeigt eine Analyse der Ratingagentur Assekurata. Die betriebliche Krankenversicherung spielt eine immer größere Rolle.

Sachversicherer ächzen unter Schadenlast

Der Schadenaufwand der deutschen Schaden- und Unfallversicherer hat sich seit der Ahrtal-Katastrophe nicht mehr auf das frühere Volumen eingependelt, sondern endgültig vom langjährigen Trend entkoppelt, berichtet die Ratingagentur Assekurata. 2024 haben die Gesellschaften mehr als 70 Mrd. Euro an Leistungen ausgezahlt. Setzt sich die Entwicklung fort, könnten sich die Anbieter bis zum Ende dieses Jahrzehnts auf ein jährliches Schadenvolumen von mehr als 85 Mrd. Euro einstellen.

Überschussbeteiligungen steigen langsamer

Die Überschussbeteiligungen in der Lebensversicherung gehen über alle Produktarten hinweg trotz der fünften Leitzinssenkung in Folge weiter nach oben. Allerdings hat sich die Entwicklung verlangsamt. Das zeigt die diesjährige Studie der Ratingagentur Assekurata zu Überschüssen und Garantien. Die klassische Kapitallebensversicherung braucht sich hinter den Produkten der Neuen Klassik nicht zu verstecken. Die Zukunft sehen die Anbieter weiterhin in Fondspolicen, insbesondere in Verträgen ohne Garantien, sowie in der betrieblichen Altersversorgung.

Assekurata kritisiert Value-for-Money-Umsetzung

Die Ratingagentur Assekurata äußert in einer aktuellen Analyse Kritik am Value-for-Money-Konzept der deutschen und der europäischen Finanzaufsicht. Assekurata kritisiert, dass sich die Behörden zu sehr an Kosten und Renditen orientieren und weniger an Faktoren wie Beratung und Produktflexibilität. Auch in Bezug auf die Weiterentwicklung der Value-for-Money-Umsetzung stellen die Expertinnen und Experten Forderungen.

„Wir müssen stärker weg vom Outsourcing“

Das Outsourcing der Schadenregulierung kann für Versicherer in Extremsituationen eine große Hilfe sein. Allerdings erhöht eine zu große Abhängigkeit von externen Partnern vor allem bei Kumulschäden die Gefahr, hohe Rückstände aufzubauen. „Wir müssen stärker weg vom Outsourcing“, sagte Ralf Eisenhauer (links im Bild), Leiter des Schaden-Außendienstes bei der Axa, bei einer Fachveranstaltung. Auch die Ergo Versicherung setzt laut Schaden-Chefin Karin Brandl wieder auf eine größere Truppe an eigenen Schadenregulierern.

Nützliche Daten-App von Assekurata

Die Kölner Ratingagentur Assekurata hat eine hilfreiche App auf den Markt gebracht. Sie nennt für die vergangenen drei Jahre die Kennzahlen deutscher Versicherer und macht bis zu fünf Gesellschaften direkt vergleichbar. Die App ist kostenlos, jedenfalls muss man kein Geld zahlen, wohl aber seine Daten übermitteln. Finanzielle Unterstützung hatte die von Reiner Will geleitete Rating-Agentur vom Rückversicherer E+S, der zur Hannover Rück gehört.

Kfz: Wachsen um jeden Preis?

 The Long View – Der Hintergrund  Die Durchschnittsprämien in der Kfz-Versicherung haben sich nach der Pandemie bei den Gesellschaften deutlich unterschiedlich entwickelt. Es zeigt sich etwa, dass die Allianz, die beim Marktanteil in diesen Jahren gegenüber den HUK-Gesellschaften verloren hat, bei der Durchschnittsprämie das höchste Wachstum der größten Gesellschaften erzielt hat. Sie hat offensichtlich mehr auf Ertragsstabilität als auf Stückzahlwachstum gesetzt. Das könnte ihr in der laufenden Wechselsaison helfen.  

Kfz: Die Schwankungsrückstellungen schwinden

 The Long View – Der Hintergrund  Schwankungsrückstellungen sind vor allem in der Kfz-Versicherung wichtig, um in Jahren mit überdurchschnittlich vielen Schäden das versicherungstechnische Ergebnis zu verbessern. Ein Blick in Unternehmenskennzahlen der Jahre 2021 bis 2023 zeigt: Von den Schwankungsrückstellungen ist nicht mehr allzu viel übrig. In der anstehenden Wechselsaison in der Kfz-Versicherung besteht sowohl die Möglichkeit als auch die Notwendigkeit, auf der Preisseite zu reagieren.

Das Marktanteils-Puzzle

 Herbert Frommes Kolumne  Die jüngste Kivi-Analyse zu den Konzern-Marktanteilen 2023 wirkt auf den ersten Blick eher uninteressant, es hat sich nicht viel getan. Aber ein genauerer Blick zeigt spannende Trends. Mit Ausnahme der Allianz verlieren alle großen kapitalmarktorientierten Versicherer Marktanteile. Auch die öffentlichen Versicherer stehen nicht gut da. Kleine und mittelgroße Versicherungsvereine gewinnen.

Allianz dominiert den Markt

Die Allianz hat den Trend sinkender Marktanteile 2023 gestoppt. Im vergangenen Jahr stieg ihr Anteil über alle Sparten um 0,38 Prozentpunkte auf 17,51 Prozent. Das geht aus einer Analyse des Kölner Kivi-Instituts hervor. In den vier Jahren zuvor hatte sie 3,29 Prozentpunkte verloren. Allerdings hängt zumindest ein Teil des Wachstums mit Veränderungen der Allianz-Struktur zusammen. Hinter der Allianz folgen die öffentlichen Versicherer. R+V, Versicherungskammer Bayern und Debeka verloren Anteile, HUK-Coburg und Axa legten leicht zu.

Frank Grund kehrt zu Assekurata zurück

 Leute – Aktuelle Personalien  Der ehemalige Chef der Versicherungsaufsicht der BaFin Frank Grund sucht offenbar neue Aktivitäten während seines Ruhestands. Grund kehrt zur Ratingagentur Assekurata zurück und unterstützt als externer Spezialist das Rating-Komitee. Außerdem: Die Munich Re hat einen neuen Strategiechef mit prominentem Hintergrund, die Allianz verabschiedet sich nach drei Jahrzehnten von ihrem Head of Group Investor Relations, und State Farm bekommt im Sommer einen neuen CEO.

Assekurata sieht keine Kickback-Exzesse

Die Ratingagentur Assekurata hat in ihrer Überschussbeteiligungsstudie auch Rückvergütungen von Fondsgesellschaften an Versicherer bei Fondspolicen unter die Lupe genommen. Übermäßig hohe Rückvergütungen konnte Assekurata bei den elf Versicherern, die Daten lieferten, nicht feststellen. Zudem geben viele die Mittel an die Kunden weiter. Kickbacks sind der Finanzaufsicht BaFin ein Dorn im Auge, die Generali will auf Druck der Behörde einen Teil der Kosten an Kunden zurückzahlen.

Assekurata: Comeback der Riester-Rente

Sollte sich das Bundesfinanzministerium entschließen, den Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung entsprechend den Vorschlägen der Aktuare von 0,25 Prozent auf 1 Prozent zu erhöhen, könnte die Riester-Rente eine Renaissance erleben, glaubt Reiner Will, Chef der Ratingagentur Assekurata. Ähnlich äußerst sich der Versichererverband GDV. Momentan gibt es kaum Anbieter für die reformbedürftige staatlich geförderte Altersvorsorge. Mit steigenden Zinsen verbessert sich ihre Situation – ebenso wie die Überschüsse der Lebensversicherungskunden.

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