Die Pfingstunwetter haben die Diskussion um eine Naturgefahrenpflichtversicherung erneut angefeuert. Auch auf einer aktuellen Veranstaltung der Deutschen Aktuarvereinigung war sie ein Thema. Während Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen, 2003 als Politiker in Sachsen noch für die Einführung einer Pflichtversicherung plädierte, sieht er das heute ganz anders. Die Aktuare wollen die Entscheidung der Politik überlassen – schlagen sich dann aber doch auf die Seite der Versicherer.
Archiv ‘Naturkatastrophen’
Widerstand gegen Pflichtversicherung schadet
Herbert Frommes Kolumne Die Diskussion über eine Pflichtversicherung für Elementarschäden lässt die Versicherer nicht mehr los. Der Druck aus der Politik nimmt zu. Es gibt viele gute Gründe, die gegen eine Pflichtversicherung für Elementarschäden sprechen. Sie sind aber angesichts der realen Probleme, die sich aus der Zunahme von Schadenhäufigkeit und Intensität ergeben, nicht stichhaltig. Die Versicherer sollten selbst ein intelligentes Modell entwickeln und in die Diskussion einbringen. Sonst müssen sie mit dem leben, was ihnen die Politik vorgibt.
Wie sich die Versicherungslücke schließen lässt
Nicht nur in Deutschland wird angesichts des Hochwassers im Saarland und in Rheinland-Pfalz über die Pflichtversicherung diskutiert. Auch bei einem Workshop der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa kam das Thema zur Sprache. Julian Müller vom Europäischen Verbraucherverband BEUC hält eine wie immer geartete Form von Verpflichtung für eine der vielversprechendsten Maßnahmen, um die Versicherungslücke bei Naturkatastrophen in Europa zu schließen. Eiopa selbst hat dagegen Bedenken und verweist darauf, dass dabei andere wichtige Aspekte außer Acht gelassen werden.
Die Schadenlast aus „Bernd“ steigt
Die Gesamtbelastung der Versicherungswirtschaft durch das Sturmtief „Bernd“ im Jahr 2021, das vor allem im Ahrtal gewütet hatte, steigt weiter. Sie beträgt nach aktuellen Zahlen 9,4 Mrd. Euro. Das hat die BaFin bei einer Abfrage bei deutschen Gesellschaften ermittelt. Die internationalen Rückversicherer tragen dabei einen sehr großen Anteil, die deutschen Erst- und Rückversicherer kommen vergleichsweise glimpflich davon. Doch ist ihr Rückversicherungsschutz deutlich teurer geworden.
BaFin sorgt sich um Katastrophenrisiken
Die Finanzaufsicht BaFin hat die Versicherer aufgefordert, ihre Ausstattung mit Risikokapital für Risiken aus Naturkatastrophen genau im Auge zu behalten. Das erklären leitende Mitarbeiter der Behörde im BaFin-Journal, dessen Aktualität die Fluten an der Saar (Bild) zeigen. Insgesamt seien die Versicherer gut aufgestellt. Aber besonders Gesellschaften mit geringer geografischer Diversifikation müssten ihre Exponierung genau unter die Lupe nehmen und prüfen, ob sie unter Solvency II ausreichend Risikokapital vorhalten. Wenn nicht, sollten sie handeln, sonst kann die BaFin Aufschläge auf das Risikokapital verlangen.
Der lange Arm der Gebäudeversicherung
Der Klimawandel betrifft Versicherer in vielerlei Hinsicht, Verbraucher spüren die Folgen vor allem in der Gebäudeversicherung. Besonders in den USA steigen die Preise enorm, und immer mehr Gesellschaften ziehen sich ganz aus dem Segment zurück. Das hat in Amerika weitreichende Folgen in vielen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft. Einige Experten gehen davon aus, dass der Gebäudeversicherungsmarkt nicht zu retten ist. Ein Scheitern hätte auch Konsequenzen für den Weltmarkt.
Eiopa sorgt sich wegen Naturkatastrophen
Was die Woche bringt An dieser Stelle nehmen wir die Themen der kommenden Woche in den Blick und stellen wichtige Branchentermine vor. Dieses Mal: Eiopa veranstaltet einen Workshop zum Naturkatastrophenrisiko, der Vermittlerverband BVK hält seine Jahreshauptversammlung ab und Generali und die Deutsche Familienversicherung veröffentlichen Quartalszahlen.
Moody’s: Sekundäre Risiken sind Schadentreiber
Während das Hauptaugenmerk lange auf Hurrikans und Erdbeben lag, sind bisher als zweitrangig eingestufte Schäden wie Waldbrände und Überschwemmungen mittlerweile die Haupttreiber bei Naturkatastrophenschäden. Das betont die Ratingagentur Moody’s in einem aktuellen Bericht zu den größten Risiken für Versicherer. Die Analysten warnen auch vor steigenden Infrastrukturschäden und raten zu ausreichend hohen Rückstellungen für Long-Tail-Risiken.
Bericht: Allianz-Töchter investieren in fossile Industrie
In seiner Rede bei der Hauptversammlung der Allianz hat Oliver Bäte erneut gesagt, dass der Klimawandel die Lebensgrundlagen, Heimat und Gesundheit aller Menschen bedroht. Allein im vergangenen Jahr hätten Naturkatastrophen Schäden in Höhe von rund 280 Milliarden Dollar (260 Mrd. Euro) verursacht. Trotzdem fließen über die Vermögensverwalter der Allianz laut einem Bericht des Recherchenetzwerks Correctiv nach wie vor Gelder in die fossile Industrie. So sollen zwei Töchter des Versicherers im Januar 2023 mit Milliardenbeträgen in Firmen investiert gewesen sein, die Geschäfte mit fossilen Brennstoffen machen.
Munich Re: Preise stabilisieren sich
In der Erneuerungsrunde zum 1. April hat der Rückversicherer Munich Re keine Preiserhöhungen mehr erzielen können. Auch für die kommenden Vertragsverhandlungen mit den Erstversicherern rechnet der Konzern mit stabilen Preisen. Sorgen bereitet das dem Finanzchef Christoph Jurecka allerdings nicht. Die Preise hätten inzwischen ein attraktives Niveau erreicht, sagte er bei einer Telefonkonferenz. Im ersten Quartal hat der Rückversicherer glänzend verdient. Er bleibt aber vorsichtig.
Versicherungsmarkt in der Golfregion wächst
Immer mehr Menschen in der Golfregion kaufen sich eine Versicherungspolice. Gerade im Nicht-Leben-Bereich sind die Prämieneinnahmen in den vergangenen Jahren stark gestiegen, zeigt ein aktueller Bericht des Rückversicherers Swiss Re. Die Autoren sehen neben der regulatorischen und wirtschaftlichen Entwicklung in den Ländern auch das Risiko von Naturkatastrophen als Treiber der Entwicklung. Lebensversicherungen sind in der Region hingegen bisher ziemlich unpopulär.
Lohrmanns Verunsicherung: Weg vom Westen
An dieser Stelle nimmt sich unser Zeichner Konrad Lohrmann jeden Freitag ein Thema aus der Branche vor. Heute: Der Treck der Gebäudeversicherer geht in die andere Richtung.
Kalifornien: Nächste Versicherer ziehen sich zurück
Kalifornien ist in einer Versicherungskrise. Weil es für die Versicherer zunehmend schwierig wird, die hohen Schäden durch Waldbrände und andere Naturkatastrophen aufzufangen, verlängern sie bestehende Verträge nicht mehr oder ziehen sich ganz aus der Region zurück. Zuletzt ging der bisher größte Sachversicherer der Region State Farm diesen Schritt, nun folgen Tokio Marine und Trans Pacific. Die Behörden versuchen derweil gegenzusteuern.











