Die Versicherungsbranche setzt große Hoffnungen in künstliche Intelligenz (KI). Den Kreditversicherern bereitet die Technologie momentan jedoch vor allem Kopfzerbrechen. Sie verzeichnen eine starke Zunahme erfolgreicher Betrugsfälle bei Unternehmen, bei denen die Täter KI einsetzen. Das führt zu steigenden Zahlungen in der Vertrauensschadenversicherung. Über alle Sparten halten sich die Schäden allerdings in Grenzen – trotz des wirtschaftlich schwierigen Umfelds.
Archiv ‘Vertrauensschadenversicherung’
Cyberschutz ohne Cyberversicherung?
Der stetige Anstieg von Cyberangriffen auf Unternehmen verdeutlicht die Dringlichkeit, sich adäquat gegen Cyberrisiken abzusichern. Während Cyberversicherungen spezifische Deckungen für Schäden durch Cybervorfälle bieten, wird jedoch oft fälschlicherweise angenommen, dass auch Vertrauensschaden- oder D&O-Versicherungen hinreichenden Schutz gegen diese Risiken gewähren. Hierbei handelt es sich um einen folgenschweren Trugschluss, der für den Versicherungsnehmer empfindliche Einbußen bedeuten kann.
Paragraf 81 Absatz 2 VVG – ein echter Dauerbrenner
Legal Eye – Die Rechtskolumne In wirtschaftlich angespannten Phasen gewinnt die Vertrauensschadenversicherung an Bedeutung. Durch sie sichert sich ein Unternehmen gegen finanzielle Schäden durch kriminelle Handlungen ihrer Mitarbeiter oder Dritter ab. Angesichts der komplexen Schadenregulierung und der rechtlichen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Paragraf 81 Absatz 2 Versicherungsvertragsgesetz (VVG), ist es für Unternehmen wichtig, präventive Maßnahmen zu ergreifen und das interne Kontrollsystem zu stärken.
Video-Konferenz mit dem falschen Chef
Der Versichererverband GDV warnt vor der unterschätzten Gefahr der Wirtschaftskriminalität. Eine Sonderauswertung von Schäden in der Vertrauensschadenversicherung zeigt, dass Mitarbeiterkriminalität zu besonders hohen Schäden führen kann. Und: Die Bedeutung externer Angriffe hat zugenommen, auch weil zunehmend künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz kommt. Unternehmen sollten Schäden mit klaren Regeln für Finanztransaktionen vorbeugen und ein Hinweisgeber-System verankern.
Allianz Trade: Steigende Schäden durch ChatGPT
Nachdem die Zahl der Fake-President-Angriffe in den vergangenen Jahren stagniert hat, erlebt sie jetzt ein echtes Revival. Nach einer aktuellen Schadenstatistik des Kreditversicherers Allianz Trade hat die Zahl der Fälle im laufenden Jahr bereits um 17 Prozent zugenommen, die Höhe der gemeldeten Schäden sogar um 24 Prozent. Anwendungen mit künstlicher Intelligenz wie ChatGPT werden die Zahl nochmal in die Höhe schnellen lassen, erwartet Rüdiger Kirsch, Betrugsexperte bei dem Versicherer.
Dual weitet Cyber-Kapazitäten aus
Der Assekuradeur Dual setzt seinen Plan, im Cyberbereich zu wachsen, in die Tat um und hat seine Deckungs-Limits von 10 Mio. Euro auf 15 Mio. Euro erhöht. „Zum Renewal 2024 wollen wir weitere Kapazitäten bieten“, sagte Ali Khodabakhsh, Head of Cyber für Kontinentaleuropa bei Dual, bei der Financial Lines-Tagung des Assekuradeurs. Kleineren Unternehmen will er den Einstieg in die Cyberversicherung mit einem abgespeckten Fragebogen schmackhaft machen. Zurückhaltender gibt sich die Howden-Tochter dagegen in der Vertrauensschadenversicherung.
GDV begrüßt Whistleblower-Schutz
GDV-Geschäftsführer Jörg Asmussen sieht die Einführung des Hinweisgeberschutzgesetzes positiv. Das Gesetz soll Whistleblower schützen, die auf Fehlverhalten in Unternehmen aufmerksam machen wollen. Zudem müssen Unternehmen und Kommunen Meldestellen einrichten, die unabhängig sind. Der GDV erwartet, dass dadurch Wirtschaftsdelikte und Schadenzahlungen sinken. Das Gesetz ist am Donnerstag vom Bundestag verabschiedet worden, der Bundesrat soll Freitag folgen.
Kreditversicherer: Hoch-toxische Gemengelage
Die vielfältigen Krisen machen sich auch bei den deutschen Kreditversicherern bemerkbar. Die Schäden steigen im laufenden Jahr um voraussichtlich 45 Prozent auf über 900 Mio. Euro. Auch die Zukunftsaussichten sind nicht rosig: So rechnen die Anbieter damit, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen erstmals seit Jahren wieder zunehmen wird – und zwar um 15 bis 20 Prozent. Für Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im Versichererverband GDV, ist das trotzdem kein Grund zur Panik.
Diebische Kollegen
Habgier, Spielschulden oder die Sucht nach einem luxuriösen Lebensstil – es gibt viele Gründe, warum Mitarbeiter in die Firmenkasse greifen oder Unternehmenseigentum stehlen. Nach wie vor sind die eigenen Beschäftigten für die größten Schäden in Unternehmen verantwortlich, zeigt eine Statistik des Vertrauenschadenversicherers Allianz Trade. Mit viel Fantasie und krimineller Energie bereichern sich die Betrüger, auch, weil die Kontrollen lasch sind und das Vertrauen der Chefs in ihre Belegschaft zu groß. Abhilfe könnte ein neues Gesetz bringen.
Kreditversicherer sehen mehr Wolken am Horizont
Die Kreditversicherer sehen die wirtschaftliche Erholung durch eine Häufung komplexer Risiken bedroht – und richten sich auf steigende Insolvenzzahlen im kommenden Jahr ein. Einen neuen Schutzschirm hält Thomas Langen, Vorstandsvorsitzender der Kommission Kreditversicherung im Versichererverband GDV, dennoch nicht für erforderlich. Zu Beginn der Corona-Krise hatte die damalige Bundesregierung eine umfangreiche Staatsgarantie für Schäden abgegeben, damit die Kreditversicherer ihre Limite nicht kürzen. Das sei zum damaligen Zeitpunkt richtig gewesen, auch wenn sich der Deal für die Anbieter zum Verlustgeschäft entwickelt habe, so Langen.
Cyber-Schwachstelle Mensch
Wenn Mitarbeiter in die Firmenkasse greifen oder auf die Zahlungsanweisung eines externen Betrügers hereinfallen, brauchen Unternehmen eine Vertrauensschadenpolice. In der Pandemie verzeichnet der Kreditversicherer Euler Hermes deutlich mehr Fälle von Zahlungs- und Bestellungsbetrug. Der Experte bei der Gesellschaft Rüdiger Kirsch sieht dabei auch das Homeoffice als Treiber, der LKA-Experte Andreas Dondera beobachtet eine Professionalisierung der Täter. Beim Thema Fake President spielen gefälschte Videobilder bislang keine Rolle. Das kann sich in Zukunft aber ändern.
Cyberangriffe: Homeoffice ist nicht das Problem
Beim Thema Homeoffice scheiden sich die Geister: Während die einen darauf schwören, sehnen die anderen das Büro herbei. Versicherer beobachten die Entwicklung mit Sorge. Nicht nur, dass sich durch das Homeoffice neue Einfallstore für Hacker eröffnen, auch die kriminelle Energie im eigenen Unternehmen wird befeuert. Doch die Arbeit von zu Hause ist nicht das eigentliche Problem. Viele Firmen nehmen die neuen Cyber- und Betrugsrisiken nicht als solche wahr und handeln deshalb nicht, monierten Experten bei einer digitalen Veranstaltung des Versichererverbands GDV.
Anwaltskosten: Offenbar ein rotes Tuch
Legal Eye – Die Rechtskolumne Die Rechtsschutzfunktion ist ein Hauptbestandteil der Haftpflichtversicherung ebenso wie der Vertrauensschadenversicherung. Leider ist das Thema Rechtsanwaltskosten aber auch einer der Bereiche, um die am meisten gestritten wird. Dabei sind die Versicherungsbedingungen in dieser Hinsicht meist klar. Mit sturer Verweigerungshaltung schaden Versicherer sich nur selbst.











