Chef der größten deutschen Charter-Reederei findet koreanischen Schiffbau besser “ Ausflaggen wegen Besatzungsqualität kein Thema
Deutsche Werften sind nicht nur zu teuer, sondern arbeiten auch qualitativ nicht mehr auf dem neuesten Standard, meint Helmut Ponath, Geschäftsführer und Gesellschafter der Reederei NSB Niederelbe in Buxtehude bei Hamburg. „Qualität und Standard sind in Korea eindeutig besser.“ NSB betreut derzeit eine Flotte von 72 Schiffen und hat fünf weitere im Bau – drei in Korea und zwei bei Aker MTW in Wismar.
Mit fast 250 000 Containerstellplätzen auf den Schiffen unter NSB-Management ist das Unternehmen der größte Charter-Reeder in Deutschland. Der NSB-Name steht allerdings auf keinem Schiff – die Reederei verchartert (vermietet) sie auf Zeit an Linienreeder wie Hapag-Lloyd oder Maersk, unter deren Flagge sie dann fahren. Für Linienreedereien konzipiert NSB auch neue Schiffe und überwacht ihren Bau, zumeist in Südkorea.
Deutsche und europäische Werften beschuldigen die Koreaner, sich ihren hohen Marktanteil von 37,1 Prozent im Weltschiffbau (2001) nur mit Hilfe von Dumpingpreisen erkauft zu haben. Doch Ponath überzeugt die Leistung der Asiaten, vor allem im Detail. „Bei den Festmacherleinen zum Beispiel ist in Deutschland nur die Standardware inklusive, in Korea die Luxusausführung.“ Das habe sich auch gezeigt, als NSB zwei Containerschiffe in Wismar bestellte. Auf Grund günstiger Wechselkurse waren diese zunächst 1 Mio. $ günstiger als in Korea. „Aber wir wussten damals nicht, dass wir diese Summe wieder reinstecken mussten, um auf den selben Standard zu kommen.“
Containerschiffe werden immer größer – auch da können viele deutsche Werften nicht mithalten. Ponath hat Pläne für Frachter mit 8200 Stellplätzen für Standardcontainer in der Schublade. Derzeit haben die größten Schiffe bis zu 7500 Standardcontainer an Bord. Der Sprung in der Größe werde nicht durch die technischen Möglichkeiten behindert, sondern durch Zu-und Abfuhrwege der Häfen per Eisenbahn und Lkw, meint Ponath. Die seien noch nicht in der Lage, so viele Stahlboxen auf einmal zu verteilen und für den Abtransport zu sorgen.
Bis zu seiner Pleite 1996 war NSB mehrheitlich im Besitz des Werftenverbundes Bremer Vulkan. Heute gehört das Unternehmen zu 25 Prozent dem Geschäftsführer Ponath, der Rest wird von Schiffsfinanzierern gehalten: 45 Prozent besitzt Conti aus München, zu je 15 Prozent Gebab aus Meerbusch und Norddeutsche Vermögen aus Hamburg. Sie sammeln Eigenkapital für neue Schiffe bei deutschen Anlegern ein und lassen sie dann von NSB managen.
Für den Betrieb der Schiffe bekommt NSB eine Gebühr von 2,3 Prozent der Chartereinnahmen. Im letzten Jahr betrug der Gewinn des Unternehmens 12 Mio. Euro – eine Umsatzrendite von rund 60 Prozent. In diesem Jahr erwartet Ponath einen Einbruch, da die Charterraten, also die Mietpreise, stark gefallen sind.
NSB lässt den größten Teil der Flotte unter deutscher Flagge fahren, auch wenn das im Jahr Mehrkosten von rund 150 000 Euro pro Schiff bedeutet. Die Hälfte davon wird über Subventionen für die deutsche Seeschifffahrt ausgeglichen. Das Personal tue sein Übriges, denn Schiffe unter deutscher Flagge müssen einen deutschen Kapitän und europäische Offiziere vorweisen. Die seien extrem qualifiziert, deshalb könnten viele Reparatur-und Wartungsarbeiten von der Besatzung selbst erledigt werden, was Zeit und Geld spart, erklärt Ponath. „Spätestens nach fünf Jahren liegen wir deshalb bei den Betriebskosten gleichauf mit den billigeren Flaggen.“
Die Besatzungsvorschriften sind aber gleichzeitig ein Hemmnis für die weitere Expansion der deutschen Flotte. Denn Kapitäne sind hier zu Lande rar. Deshalb will Ponath die NSB jetzt bekannter machen. „Wir müssen uns als Arbeitgeber einen Namen machen.“
Zitat:
„Qualität und Standard sind in Korea eindeutig besser“ – NSB-Chef Ponath.
Katrin Berkenkopf und Herbert Fromme
Quelle: Financial Times Deutschland
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