Der französische Versicherer Axa schwächt das Management seiner Deutschlandtochter. Der Konzern habe eine neue Region aus den Gesellschaften in Deutschland, der Schweiz sowie den Beneluxländern gebildet, sagte Konzernchef Henri de Castries vor Journalisten. Chief Executive Officer sei mit Alfred Bouckaert der Chef der belgischen Landesgesellschaft – und nicht Claus-Michael Dill, der an der Spitze der ungleich größeren deutschen Axa steht.
Das dürfte sich negativ auswirken. Schon jetzt versucht die Konkurrenz, die deutsche Axa als von Paris ferngesteuert und entscheidungsunfähig hinzustellen. Die neue Struktur dürfte die Angriffsfläche noch verbreitern. Die deutsche Gruppe hatte jahrelang unterdurchschnittliche Wachstums- und Gewinnzahlen gemeldet, sich 2004 aber stark verbessert. De Castries sagte, Dill und Bouckaert blieben im zentralen Steuerungsgremium des Konzerns, dem Executive Committee. Bouckaert ist auch Mitglied im Aufsichtsrat der Kölner Gesellschaft.
Die Regionalgruppe soll den Ländergesellschaften helfen, Synergien zu heben. „Diese Märkte haben viel gemeinsam“, sagte de Castries. Auch wichtige Aufgaben der Finanzchefs sollen auf regionaler Ebene erledigt werden, ebenso das Asset Management. „Wir planen Initiativen zur Hebung von Synergien im Feld Bancassurance.“ Die Axa hat vergleichbare Strukturen für die Region Mittelmeer mit Spanien, Italien, Portugal, Türkei und Marokko sowie die Region Asien/Naher Osten gebildet.
De Castries sagte, Axa wolle in der Lebensversicherung jährlich um fünf bis zehn Prozent wachsen, im Schaden- und Unfallgeschäft um drei bis fünfProzent. Im Asset Management strebt er organisches Wachstum von mehr als zehn Prozent an Gebühreneinnahmen pro Jahr an. „Daneben können wir uns externes Wachstum vorstellen. Wenn es gute Gelegenheiten gibt, werden wir sie ergreifen. Wir gehören langfristig zu den Konsolidierern.“ Auch den Ausbau von Partnerschaften mit anderen Gesellschaften und Vertriebsnetzen könne er sich vorstellen. Details zu möglichen Zukäufen nannte er nicht – auch nicht zur schweizerischen Winterthur, für die Axa Marktkreisen zufolge 2004 geboten hatte. Der niederländische Finanzkonzern Aegon würde nicht gut in die Axa-Gruppe passen, sagte de Castries.
Die Axa habe durch die kräftige Verbesserung von Wachstum und Ertrag die Basis für eine Rolle als Konsolidierer geschaffen und Rivalen abgehängt – zum Beispiel die Allianz (siehe Tabelle).
Für Deutschland plant de Castries eine Angebotsreihe für Kunden, die in den Ruhestand gehen und dafür eine Summe Geld anlegen wollen. Damit könne die Gesellschaft auch das Problem mit dem bisherigen System hoher Garantien angehen. „Es geht darum, die Garantien zu bieten, die die Kunden tatsächlich wollen.“ Das könnten garantierte Vererbungssummen sein oder garantierte Renten. Die deutsche Axa hatte Anfang 2005 die Zinsgarantien für neue Lebensversicherungspolicen aufgeweicht, musste nach Protesten von Maklern und Vertretern aber zurückrudern.
Details nannte der Axa-Chef zur geplanten Verbriefung von Risiken in der Autoversicherung: Risiken aus einem französischen Kfz-Versicherungsbestand mit rund 800 Mio. Euro Prämie sollen als Anleihen in mehreren Tranchen je nach Risikohöhe an Anleger verkauft werden. Bei der Verbriefung von Versicherungsrisiken erhalten Anleger eine Verzinsung über Marktniveau, riskieren aber, bei hohen Schäden einen Teil oder alle Zinsen zu verlieren – oder in bestimmten Konstruktionen sogar das Kapital. Bisher werden Verbriefungen fast nur für Großrisiken eingesetzt und dafür Katastrophenanleihen (Cat Bonds) ausgegeben. Neu sind Bonds, die Massenrisiken wie das der Autoversicherung abdecken.
„Die Vorbereitung dauert mindestens ein Jahr“, sagte Philippe Derieux, als Chef des hausinternen Rückversicherers Axa Cession an der Aktion beteiligt. „Unser Kapitalbedarf für dieses Geschäft sinkt von 16 auf 2 Prozent“, sagte de Castries. Vor de Castries hatte Swiss-Re-Chef John Coomber ähnliche Pläne bekannt gegeben. Swiss Re hat bereits Lebensversicherungsbestände verbrieft und arbeitet an ähnlichen Aktionen für Autorisiken.
Quelle: Financial Times Deutschland
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