The Long View – Der Hintergrund Spätestens die Sommerflut im vergangenen Jahr sollte den Menschen deutlich gemacht haben: Starkregen und Überschwemmungen können jeden treffen. Zwar sind die Abschlüsse von Policen gegen Elementarschäden nach Sturmtief „Bernd“ gestiegen. Trotzdem haben mehr als acht Millionen Hauseigentümer in Deutschland ihre Immobilien noch immer nicht gegen Extremwetter abgesichert. So ist es kaum verwunderlich, dass der Ruf nach einer Pflichtversicherung lauter wird. Das birgt aber auch Nachteile.
Allgemein
Entspannter Allianz-Vorstand beeindruckt Analysten
Die Allianz unter Oliver Bäte wird den geplanten Gewinn von rund 13,4 Mrd. Euro im Jahr 2022 erreichen, trotz des Structured Alpha-Skandals, der Inflation und der steigenden Zinsen. Das glauben die Analysten der Investmentbank Berenberg nach einem Treffen mit der Konzernführung. Besonders beeindruckt hat die Experten, wie entspannt das Führungsteam auftrat. Weil das Management dem negativen Effekt von Structured Alpha auf den Aktienkurs begegnen will, erwarten sie einen zusätzlichen Aktienrückkauf über 1 Mrd. Euro. In Deutschland habe die Allianz so viel Marktmacht, dass sie aktuell selbst bei risikoarmen Autofahrern neun Prozent Preiserhöhungen durchsetzen könne.
Krise beeinträchtigt bKV nicht
Die trüben Konjunkturaussichten halten Unternehmen nicht davon ab, ihren Belegschaften eine betriebliche Krankenversicherung (bKV) anzubieten. Als einer der etablierten Anbieter in diesem Segment spürt die Süddeutsche Krankenversicherung (SDK) noch keine Nachfrage-Delle. Gerade angesichts der Inflation könne es attraktiv werden, den Mitarbeitenden anderes als Geldleistungen zu bieten, sagte Oliver Schwab, Leiter des Firmenkundenvertriebs bei der SDK. Wie in der betrieblichen Altersversorgung gehören auch in der Krankenversicherung die Arbeitgeber mit in Boot, findet Vertriebsvorstand Olaf Engemann.
Morgen & Morgen: PKV-Beiträge steigen leicht
Das Analysehaus Morgen & Morgen sieht einen leichten Anstieg der Beiträge im Neugeschäft mit privaten Krankenvollversicherungen. Laut dem aktuellen Beitragsstabilitäts-Rating des Unternehmens ist das Prämienniveau 2022 im Schnitt um 2,07 Prozent gestiegen. Das sei vor allem dem medizinischen Fortschritt und der Alterung der Bestände geschuldet. Einen Zusammenhang zur steigenden Inflation und der Corona-Pandemie sehen die Analysten noch nicht. Das kann sich aber ändern.
Ahrtal-Flut: Noch ein Viertel der Schäden offen
Ein Jahr nach der verheerenden Flut an Erft und Ahr sind noch rund ein Viertel der Schäden nicht abschließend reguliert. Bislang wurden von den 8,5 Mrd. Euro Gesamtschaden 5 Mrd. Euro ausgezahlt, teilte der Versichererverband GDV mit. Auch die Debeka legte Zahlen vor und warnt, dass sich zu wenige Menschen gegen die Risiken versichern. Einer KfW-Umfrage zufolge spüren viele Menschen bereits Beeinträchtigungen durch den Klimawandel und stehen einer Pflichtversicherung offen gegenüber.
Ergo vermarktet Abwicklungsplattform Thipara
Der Ergo-Konzern hat damit begonnen, die Abwicklungsplattform Thipara aktiv anzubieten. Das Gemeinschaftsunternehmen mit IBM soll Versicherern mit veralteter IT helfen, stillgelegte Bestände zu verwalten. Dafür sehen Ergo und IBM zurecht einen großen Markt. „lch glaube, dass am deutschen Markt 90 Prozent des Lebensversicherungsgeschäfts de facto im Run-off ist“, sagte Ergo-Manager Frank Wittholt der „Börsen-Zeitung“. Große Zweifel gibt es in der Branche allerdings daran, ob Thipara wirklich lieferfähig ist.
D&O – die Spannungen halten an
Meinung am Mittwoch Die Beweggründe der vergangenen Jahre hinter gestiegenen Preisen bei verringerten Zeichnungskapazitäten in der D&O-Versicherung sind nicht verschwunden, teilweise haben sie sich in ihrer Ausprägung sogar noch verschärft. Dies erhöht den Druck, frühzeitig Gespräche zu führen und gemeinsam Lösungen zu finden. Gewiss gibt es hierbei Verbesserungspotenzial aufseiten der Versicherer, doch Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Risikomanager und Makler sollten höchstmögliche Transparenz sicherstellen und gute Risikoinformationen liefern, um eine bestmögliche Einschätzung zu gewährleisten.
Finanzministerium sieht Provisionsrichtwert kritisch
Die Ankündigung der BaFin, an einem Provisionsrichtwert für Lebensversicherungen zu arbeiten, stößt beim Bundesfinanzministerium auf wenig Gegenliebe. Die Passage des Versicherungsaufsichtsgesetzes, auf die sich die Behörde dazu beziehen will, diene nur dazu, Fehlanreize und Interessenkonflikte zu vermeiden, nicht einen Provisionsdeckel durch die Hintertür einzuführen, betonte der parlamentarische Staatssekretär Florian Toncar (FDP) auf der Versicherungsregulierungs-Konferenz des GDV. Rückendeckung bekommt die BaFin von Eiopa-Chefin Petra Hielkema.
Totalverluste durch feststeckende Schiffe drohen
Der Industrieversicherer Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) schätzt, dass mehr als 100 Massengutfrachter aufgrund des Ukraine-Krieges in ukrainischen Häfen festsitzen. Je länger sie ausharren müssen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zum Totalverlust erklärt werden, berichtete Ulrich Kadow, Global Head of Marine bei AGCS, bei einem Webinar. Erste Meldungen könnten Ende August drohen. Die Allianz-Tochter sieht sich aber nicht in Bedrängnis.
Versicherer machen leichte Fortschritte bei ESG
Die Umsetzung von ESG-Kriterien (Environmental, Social und Governance) in der Versicherungswirtschaft geht voran, zumindest ein bisschen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Analysehauses Franke und Bornberg unter den deutschen Erstversicherern. Vor allem in der Kapitalanlagepolitik zeigen sich Veränderungen, immer mehr Gesellschaften ächten Waffen, Öl und Kohle als Investitionsobjekte. Auch beim Wassersparen haben die Versicherer Fortschritte gemacht. Luft nach oben ist dennoch.
Von „lame“ zu „totally hip“ – oder doch nicht
Nachschlag – Der aktuelle Kommentar Die Miniserie „Claims Apprentice” des britischen Fachmagazins Insurance Post und der Kanzlei Kennedys ist der misslungene Versuch, die langweilige (lame) Versicherungsbranche jünger, hipper und interessanter wirken zu lassen. Schon das Konzept der Show orientiert sich an einem TV-Format, das lange abgesetzt ist. Auch die Aufgaben der einzelnen Folgen laden eher zum Fremdschämen ein, als dass sie Spaß an der Schadenregulierung vermitteln.
Neuer Geschäftsführer für Marsh Deutschland
Leute – Aktuelle Personalien Der Makler Marsh ernennt mit Nicolas Wettstein einen fünften Geschäftsführer für Deutschland. Er übernimmt das neue Amt parallel zu seinen bisherigen Aufgaben. Außerdem: Dual Europe baut seine Cyber-Expertise aus und holt sich fünf neue Cyber-Underwriter an Bord. Auch beim Schweizer Versicherungsmakler Kessler gibt es eine personelle Veränderung.











