Die börsennotierten Versicherer, die in den vergangenen Jahren die größten Werte für ihre Anleger geschaffen haben, sind laut einer Analyse des Beraters BCG Bajaj, Discovery, Swiss Life, AFG und Hiscox. Die Erfolgsrezepte sehen dabei durchaus unterschiedlich aus, sie können strategische Partnerschaften, Digitalisierung, Übernahmen oder auch ganz altmodische Portfolio-Optimierungen umfassen. Versicherer, die am Aktienmarkt erfolgreich sein wollen, müssen auf jeden Fall schnell und mutig handeln, glaubt der Berater.
Analyse
US-Insurtechs wachsen, aber noch nicht profitabel
Die Wachstumsraten von amerikanischen Insurtechs sind beeindruckend. So hat der Kfz-Versicherer Root, der seit kurzem mit einer Bewertung von über 1 Mrd. Dollar zu den Einhörnern der Branche zählt, im zweiten Quartal seine Prämien um 88 Prozent auf 14,9 Mio. Dollar gesteigert. Auch Lemonade und Metromile weisen immer noch hohe Zuwächse bei den Prämien auf, schreiben die Insurtech-Experten Matteo Carbone und Adrian Jones in einer Analyse. Profitabel ist das Wachstum allerdings noch lange nicht, die Schaden- und Kostenquoten liegen weit über 100 Prozent.
Generali Leben-Run-off findet geteiltes Echo
Medienanalyse Im Vorfeld und Nachgang des Verkaufs der Generali-Leben-Bestände an die Abwicklungsplattform Viridium diskutierten Branche und Öffentlichkeit in den Medien erneut lebhaft den Run-off. Aus Sicht von Branchenexperten könnte der Verkauf für die Versicherungsbranche eine gewisse Signalwirkung entfalten. Viridium-Chef Heinz-Peter Roß versuchte, Ängste der Versicherten zu beschwichtigen, während Generali-Chef Giovanni Liverani in die Offensive ging: Der Verkauf sei beste Lösung für die Kunden.
Allianz steigert Marktanteil – aber nur in Leben
Die Allianz, der Marktführer unter den deutschen Versicherern, hat ihren Marktanteil im vergangenen Jahr erneut ausgebaut, zeigt die aktuelle Auswertung des Kölner Instituts für Versicherungsinformation und Wirtschaftsdienste. Allerdings sorgt nur die Lebensversicherung für den Zuwachs. In den Kranken- und Schadensparten ging es weiter abwärts für den Marktführer. Die öffentlichen Versicherer liegen weiterhin auf Platz zwei, verlieren aber leicht. Die Generali verliert deutlich. Eine Veränderung unter den Top Ten: Die Debeka hat die Axa überholt und steht jetzt wieder auf Platz sechs. Weitere Gewinner sind Alte Leipziger und Continentale.
Europäische Versicherer reden viel über Blockchain
Die Datenanalysefirma S&P Global Market Intelligence, eine Schwesterfirma der Ratingagentur S&P, sieht die europäischen Versicherer weiter vorn als ihre US-Konkurrenten, was die Anwendung der Blockchain-Technologie angeht. Zumindest reden sie häufiger darüber, denn S&P hat analysiert, ob das Thema bei den Telefonkonferenzen zur Sprache kommt. Der unangefochtene Blockchain-Vorreiter kommt mit dem Ping An-Konzern allerdings aus China.
Wie sich Versicherer auf den Brexit vorbereiten
Viele britische Versicherer rechnen inzwischen mit einem harten Brexit. Laut einer Umfrage der Financial Times unter den größten 20 Anbietern hat die Mehrheit bereits Notfallpläne umgesetzt. Neben der Gründung neuer EU-Niederlassungen und der Umwandlung von Unternehmen in europäische Aktiengesellschaften umfasst das auch den kostspieligen Transfer von bestehendem EU-Geschäft. Das soll Schadenzahlungen an EU-Kunden auch nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ermöglichen. Gleichzeitig dringen Versicherer- und Maklerverbände auf eine politische Lösung.
Lebensrückversicherung bleibt profitabel
Während die Rückversicherer im Geschäft mit Naturkatastrophenrisiken mit sinkenden Preisen und bröckelnden Margen zu kämpfen haben, bescheinigt die Ratingagentur Standard & Poor’s den Lebensrückversicherern gute Wachstumsaussichten. Der von wenigen großen Anbietern dominierte Markt wird in den nächsten zwei bis drei Jahren bei den Prämieneinnahmen um jährlich drei Prozent zulegen, die Eigenkapitalrendite wird bei über zehn Prozent liegen, prognostiziert S&P. Wachstumstreiber ist vor allem die Asien-Pazifik-Region.
A.M. Best: Naturkatastrophen gefährlicher als Cyber
Die Ratingagentur A.M. Best hat zwei Großschadenszenarien in der Cyberversicherung modelliert: einen Zusammenbruch von Cloud-Servern und eine Sicherheitslücke in einer weit verbreiteten Software. Sollte eines davon eintreten, könnte das mehrere der größten 20 Cyberversicherer viel Geld kosten. Die prognostizierten Schadenhöhen liegen zwischen 15 und 119 Prozent des Eigenkapitals. Das liege allerdings immer noch deutlich unter den Maximalannahmen für Naturkatastrophenschäden, so A.M. Best.
Bis zu 40 Prozent der Arbeitsplätze werden überflüssig
Der digitale Wandel kostet die Versicherungswirtschaft schon jetzt viele Arbeitsplätze. Der Unternehmensberater McKinsey erwartet eine Fortsetzung des Trends. Langfristig können durch Automatisierung und Analytik 20 bis 40 Prozent der Stellen wegfallen. Momentan sind die Fortschritte der Versicherer durch die Digitalisierung noch überschaubar. Außerdem rücken Versicherer das positive Kundenerlebnis oft zu sehr in den Fokus. Darunter leidet die Optimierung der internen Prozesse.
A.M. Best: Britische Versicherer weiten EU-Geschäft aus
Die britischen Versicherer treiben die Gründung von neuen Niederlassungen in der EU in Vorbereitung auf den Brexit unter Hochdruck voran. Die meisten Gesellschaften haben sich für Luxemburg oder Dublin als Standort in der EU entschieden. Um die zusätzlichen Betriebskosten wettzumachen, werden die Versicherer sich bemühen, ihr EU-Geschäft stark auszubauen, erwartet die Ratingagentur A.M. Best. London wird dennoch der wichtigste Versicherungsstandort weltweit bleiben.
Fallbeispiel Waldbrände in Kalifornien
Die US-Versicherungswirtschaft muss sich auf Milliardenschäden aus den Waldbränden in Kalifornien einstellen. Sie wüten vor allem in Regionen, die bislang als wenig oder moderat gefährdet galten. Die Ratingagentur A.M. Best hat die Auswirkungen der Feuer auf die Branche untersucht und rät zum Umdenken in der Zeichnungspolitik. Die Waldbrandsituation könnte zum neuen Normalzustand werden. Kalifornien liefert ein Musterbeispiel für rasche Veränderungen in der Risikosituation durch veränderte Klimaumstände und vermehrte Bautätigkeit.
Preise in der Industrieversicherung steigen leicht
Das globale Preisniveau für Industrieversicherungen hat das dritte Quartal in Folge zugelegt, berichtet der Großmakler Marsh. Sein spartenübergreifender Index weist für das zweite Quartal 2018 ein Plus von 1,2 Prozent aus, nach einem Zuwachs von 0,9 Prozent im ersten Quartal des Jahres. Treiber waren die Schadenversicherung und Financial Lines, insbesondere die Managerhaftpflichtversicherung. Besonders stark legte das Preisniveau in Australien zu, wo sich die Folgen eines Finanzskandals bemerkbar machen. In Europa gab es dagegen gegen den globalen Trend einen Rückgang der Preise.
Euler Hermes warnt vor Schifffahrtskrise
Kreditversicherer beobachten die Lage einzelner Branchen und Unternehmen ganz genau. Das Ausfallrisiko von Unternehmen zu bewerten, gehört zu ihrem Geschäftsmodell. Jetzt hat der Kreditversicherer Euler Hermes vor einer Krise in der Schifffahrt gewarnt. Die Branche sei hoch verschuldet und stehe unter hohem Modernisierungsdruck. Auch in der Papier- und Textilindustrie seien die Risiken hoch, schreibt Euler Hermes in einer aktuellen Studie.
Axa vor Allianz bei Prämieneinnahmen
Trotz sinkender Prämieneinnahmen bleibt die Axa der größte europäische Versicherer. Das geht aus einem aktuellen Bericht von Mapfre Economic Research hervor, dem Wirtschaftsforschungsinstitut des spanischen Versicherers Mapfre. Es hat eine Rangliste der 15 größten Anbieter in Europa im Jahr 2017 zusammengestellt. Branchenübergreifend und im Bereich Lebensversicherung ist die Axa der Spitzenreiter, im Nicht-Leben-Segment hat die Allianz die Nase vorn. Beeinflusst wurden die wirtschaftlichen Ergebnisse hauptsächlich durch die Niedrigzinsen und die teuren Naturkatastrophen in Nord- und Südamerika.
Clyde & Co. sieht mehr Fusionen und Übernahmen
Im ersten Halbjahr hat es erneut mehr Fusionen und Übernahmen bei Versicherern weltweit gegeben, berichtet die britische Anwaltskanzlei Clyde & Co., die den Markt genau beobachtet. Die Zahl der Transaktionen legte gegenüber dem zweiten Halbjahr 2017 um 6 auf 186 Deals zu. Der Markt profitiert von einer stärkeren US-Wirtschaft und weniger regulatorischer Unsicherheit in China. In Europa ging die Zahl der Käufe und Zusammenschlüsse dagegen zurück.













