Herbert Frommes Kolumne Der italienische Lebensversicherer Eurovita hat große Probleme mit der Liquidität. Seit Februar sind Auszahlungen auf Anweisung der Aufsicht untersagt. Jetzt wollen fünf Konkurrenten die Verträge übernehmen und 25 Banken, die Eurovita-Policen verkauft haben, die Liquidität sichern. Die Krise zeigt, wie schnell Mittelabflüsse Lebensversicherer in Probleme bringen können. Und sie wirft die Frage auf, ob Private-Equity-Anleger wie Cinven gute Eigner von Lebensversicherern sind. In Deutschland kontrolliert Cinven den Run-off-Spezialisten Viridium, der gerade einen Zurich-Bestand übernehmen will. Kann die BaFin das noch genehmigen?
Archiv ‘Cinven’
Eurovita wird zerschlagen
Der italienische Versicherer Eurovita wird zerschlagen. Die Versicherungskonzerne Allianz, Generali, Intesa Vita, Poste und Unipol gründen eine Rettungsgesellschaft, die jeweils einen Unternehmensbereich des Run-off-Hauses übernehmen soll. Am Freitag tagen die Verwaltungsräte der Gesellschaften, um das Vorhaben zu bestätigen. Garantien aus Eurovita-Policen hätten somit Bestand.
BdV: Allianz Run-off wäre ein schlechtes Signal
Bei der Bilanz-Pressekonferenz der Allianz hatte Konzernchef Oliver Bäte mit Blick auf Lebensversicherungsbestände in Deutschland davon gesprochen, dass es „keine heiligen Kühe“ mehr gebe. Bei Verbraucherschützern kommt das nicht gut an. Ein möglicher externer Run-off wäre nicht nur ein herber Schlag für treue Kunden, sondern auch ein schlechtes Signal für die Anbieter in der Diskussion um eine Reform der geförderten Altersvorsorge, glaubt der Bund der Versicherten (BdV). Kunden rät der BdV schon mal prophylaktisch, sich nach alternativen Anlagemöglichkeiten umzuschauen. Die Allianz betont, dass ein externer Verkauf derzeit nicht zur Diskussion stehe.
Was der Fall Eurovita für Lebensversicherer bedeutet
Beim italienischen Versicherer Eurovita haben die schnell steigenden Zinsen zu Kapitalengpässen geführt. Die Aufsicht hat den Versicherer unter Sonderverwaltung gestellt und ein Auszahlungsverbot verhängt. Die Ratingagentur Fitch sieht zwar kein akutes Risiko, dass auch andere europäische Lebensversicherer in solch eine Situation kommen könnten. Um die Ansteckungsgefahr gering zu halten, müsse aber noch mehr Kapital in den finanziell schwachen Anbieter fließen als die 100 Mio. Euro, die die Muttergesellschaft Cinven bisher zugesagt hat.
Cinven verpasst Italien-Tochter Kapitalspritze
Nachdem die italienische Versicherungsaufsicht ein Auszahlverbot über die italienische Cinven-Tochter Eurovita verhängt hat, verpasst das Private Equity-Haus dem Lebensversicherer eine Kapitalstärkung über 100 Mio. Euro. Nach anhaltenden Kapitalproblemen hatte die Aufsicht den Run-off-Anbieter erst unter Sonderverwaltung gestellt und ihm dann verboten, weiter Kundengelder auszuzahlen. Allerdings dürfte die Summe von 100 Mio. Euro nicht ausreichen, die Bedenken der Aufsicht zu zerstreuen.
Weitere Abgänge bei Scor
Leute – Aktuelle Personalien Nachdem Scor-Chef Laurent Rousseau Mitte Januar auf Druck von Verwaltungsratspräsident Denis Kessler zurückgetreten ist, haben vier weitere Managerinnen und Manager den Rückversicherer verlassen, darunter Personalchef Emmanuel Joffre (Bild). Außerdem: Der österreichische Makler Greco hat ein neues Führungsduo für den Bereich Health & Benefits. In London geht ein neuer Haftpflicht-Assekuradeur mit Führungskräften der Hannover Rück-Tochter Argenta an den Start.
IVASS friert Kundengelder bei Cinven-Tochter ein
Die italienische Versicherungsaufsicht IVASS hat alle Rückkäufe von Policen des Lebensversicherers Eurovita bis zum 31. März 2023 verboten. Damit kommen Kunden nicht mehr an ihr Geld. Mit dieser drastischen Maßnahme reagiert die Aufsicht auf zahlreiche Rückkäufe, die ernsthaft die Liquidität des Run-off-Spezialisten gefährden könnten. Die Gesellschaft gehört dem britischen Private-Equity-Investor Cinven, der auch Mehrheitseigner des Abwicklungsspezialisten Viridium in Neu-Isenburg ist. Teil von Eurovita ist eine frühere Ergo-Tochter.
Cinven und Blackfin: Milliarden für Versicherer
Das Interesse der Private Equity-Investoren an der Versicherungsbranche wird immer größer. Jetzt haben mit Cinven und Blackfin gleich zwei Unternehmen Geld für millionenschwere Investitionen eingesammelt. Cinven hat 1,5 Mrd. Dollar eingeworben, die unter anderem in Versicherer, Rückversicherer und Versicherungsvermittler fließen. Blackfin will 350 Mio. Euro in Insurtechs und Fintechs investieren. Die Konsolidierung der Maklerbranche in Deutschland mithilfe der Investoren ist schon in vollem Gange.
Zurich und Axa näher am Run-off
Die beiden Versicherungs-Schwergewichte Zurich und Axa kommen dem externen Run-off von Lebensversicherungsbeständen, über den sie schon länger nachdenken, immer näher. Die Zurich hatte bereits Ende 2021 eine eigene Gesellschaft für Altbestände gegründet. Beide Unternehmen wollten am Donnerstag einen Bericht des „Handelsblatts“ nicht dementieren, nach dem sie in der zweiten Verhandlungsrunde mit möglichen Aufkäufern sind. Kommen die Deals zustande, wächst der Druck bei anderen Gesellschaften.
Zurich prüft Run-off für Lebenstochter
Exklusiv Der Versicherungskonzern Zurich erwägt den Verkauf seines deutschen Lebensversicherers Zurich Deutscher Herold an einen Run-off-Spezialisten. In Branchenkreisen heißt es, eine Entscheidung sei bislang nicht gefallen. Allerdings stoße der Konzernführung sauer auf, dass die Gesellschaft viel Kapital brauche und nur mäßige Erträge liefere. Außerdem konzentrieren sich die Schweizer lieber auf die Industrie- und Gewerbeversicherung.








