Die Ratingagentur Fitch rechnet damit, dass die Preise für Rückdeckungen gegen Naturkatastrophenschäden in der Erneuerungsrunde zum 1. Januar 2023 um mehr als zehn Prozent steigen werden. Ein wesentlicher Treiber sind dabei die hohen Naturkatastrophenschäden des laufenden Jahres. Allerdings werden die höheren Preise nicht zu großen Gewinnsprüngen führen, denn die Rückversicherer werden vor allem im kommenden Jahr mit einer steigenden Schadeninflation zu kämpfen haben, erwarten die Analysten.
Archiv ‘Kapazitäten’
Bitis: „Die Kunden merken, dass es sich lohnt“
Exklusiv Für Unternehmen wird es immer schwieriger und auch teurer, eine Cyberversicherung abzuschließen. Dass sich die hohen Ausgaben für die Deckung lohnen, sehen die Unternehmen spätestens im Schadenfall ein, sagt Howden-Experte Theodoros Bitis. Der Jurist leitet als Head of Cyber bei der deutschen Einheit des britischen Maklers ein 15-köpfiges Cyber-Team. Am Rande des Ferma-Forums in Kopenhagen in der vergangenen Woche äußerte sich Bitis gegenüber dem Versicherungsmonitor zur aktuellen Erneuerungsrunde in der Sparte, den Personalengpässen in der Branche und den steigenden Anforderungen der Versicherer.
Beim Cyber-Underwriting konsequent bleiben
So hoch die Nachfrage nach Cyberversicherungen derzeit ist, so schwierig ist es für Unternehmen, Deckung zu bekommen – sofern sie die inzwischen hohen Standards der Versicherer hinsichtlich der IT-Sicherheit nicht erfüllen. Nachdem die Versicherer in den vergangenen zwei Jahren Prämien erhöht, Kapazitäten verknappt und Bedingungen verschärft haben, sollten sie jetzt nicht wieder in ein lascheres Underwriting zurückfallen, forderte Fabian Willi, Cyberversicherungsexperte bei der Swiss Re, auf einer Handelsblatt-Konferenz. Das würde dazu führen, dass die Kapazitäten letztlich sinken und es nicht zu dem erhofften weiteren Wachstum in der Sparte kommt.
Mahnke: An die Zeit nach dem harten Markt denken
Die deutsche Industrie will sich nicht mehr alles von den Versicherern gefallen lassen. Der harte Markt werde nicht ewig anhalten und die Unternehmen werden sich daran erinnern, wer sich in der schwierigen Zeit als Partner gezeigt habe, sagte Alexander Mahnke, Vorstandsvorsitzender des Gesamtverbandes der versicherungsnehmenden Wirtschaft, zum Auftakt der Jahrestagung des Verbandes in Unterschleißheim bei München. Mahnke forderte die Versicherer auch dazu auf, angesichts des Krieges in der Ukraine und der drohenden Energiekrise ihre Nachhaltigkeitspolitik zu überdenken.
D&O: Noch keine Trendwende in Deutschland
Exklusiv In den USA haben die Preise in der Managerhaftpflicht bereits ihren Zenit überschritten und sinken wieder. Eine solche Entwicklung ist für Deutschland und Mitteleuropa noch nicht zu erkennen, sagte Christian Böhm, stellvertretender Vorsitzender des Gesamtverbands der versicherungsnehmenden Wirtschaft und Risikomanager beim Technologieunternehmen Freudenberg im Interview. Auch in der Cyberversicherung sieht er keine Entspannung. Insgesamt setzen die Versicherer zu stark auf Ausschlüsse, anstatt Lösungen zu finden, kritisiert er.
Cyber bleibt angespannt, D&O beruhigt sich
Die Prämien in der Cyberversicherung bleiben auf hohem Niveau. Wie der Global Insurance Market Index des Maklers Marsh zeigt, sind die Cyberpreise weltweit erneut deutlich gestiegen. Am stärksten legten die Prämien in den USA zu. In der D&O-Versicherung stellt Wettbewerber Arthur J. Gallagher eine entgegengesetzte Entwicklung fest. Die Preise sinken wieder, und die Kapazitäten steigen.
D&O: Preiserhöhungen für Kunden beste Lösung
Managerhaftpflichtversicherer, die ihre Profitabilität verbessern müssen, sollten lieber auf höhere Prämien setzen, anstatt die Kapazität zu verknappen oder den Deckungsumfang stark einzuschränken, sagte Armin Beier-Thomas vom Makler Krose auf der Euroforum Haftpflichtkonferenz. Die Preise müssten aber angemessen bleiben, betonte er. Nach zwei Jahren steigender Preise und stark geschrumpfter Kapazitäten ist immer noch unklar, wie sich der D&O-Markt weiter entwickeln wird.
Rückversicherer ziehen Preise deutlich an
Nach den hohen Naturkatastrophenschäden des vergangenen Jahres haben die Rückversicherer vor allem in Europa die Preise für den Schutz vor solchen Gefahren merklich in die Höhe geschraubt. Die Rückversicherungsmakler Guy Carpenter und Gallagher Re, vormals Willis Re, berichten von sehr späten und zähen Verhandlungen über die Vertragserneuerungen zum 1. Januar 2022. Gallagher Re bezweifelt, dass sich die Rückversicherer mit ihrem Beharren auf deutlich höhere Preise langfristig einen Gefallen getan haben.
S&P sieht Rückversicherer immer noch negativ
Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) bleibt bei ihrem negativen Ausblick für die weltweiten Rückversicherer. Den Gesellschaften wird es wahrscheinlich auch in diesem und im kommenden Jahr nicht gelingen, ihre Kapitalkosten zu verdienen, begründen die Analysten ihre Entscheidung. Schuld sind unter anderem hohe Naturkatastrophen- und Pandemieschäden. Das Unternehmen erwartet eine Fortsetzung der Preiserhöhungen im kommenden Jahr – wenn auch in einem geringeren Tempo.
Makler profitieren von steigenden Courtagen
Die deutschen Versicherungsmakler sind im zweiten Corona-Jahr überwiegend guter Dinge – das hat zumindest eine Befragung des Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) unter seinen Mitgliedern ergeben. Der Optimismus stammt vor allem von den insbesondere in der Schaden- und Unfallversicherung steigenden Courtage-Einnahmen. An Kritik an den Versicherern kam BDVM-Präsident Thomas Haukje bei einem Pressegespräch jedoch nicht vorbei. Zwar fielen die Prämien-Mehrforderungen aktuell nicht mehr so drastisch aus wie in den vergangenen Jahren. Viele Anbieter überlegten aber nach wie vor bis zur letzten Minute, für welche Risiken und zu welchen Preisen sie Kapazitäten bereitstellen wollen.
Marsh sieht große Probleme in Sach
Exklusiv Die Fluten des Sommers 2021 führen in der Industrieversicherung zu einer neuen Verhärtung in den Sachsparten. Das befürchtet Marsh-Geschäftsführer Thomas Olaynig. Im Interview mit dem Versicherungsmonitor spricht Olaynig über die aktuelle Stimmung in der Branche, Verzögerungen bei Quotierungen und die Veränderungen im Maklermarkt. Er plädiert für mehr Stabilität auf Versichererseite, gerade bei Kunden mit geordnetem Risikomanagement und wenigen Schäden.
Harter Markt bestimmt Industrieversicherung
Der Industrieversicherungsmakler und Risikoberater Marsh hat seine aktuelle Einschätzung der Lage veröffentlicht, ein Update des im Februar 2021 erschienenen jährlichen Versicherungsmarktreports. Besonders im Fokus stehen dabei die Elementargefahren. Die Sachversicherung sorgt angesichts der aktuellen Flutschäden für besondere Probleme. Entspannung ist in der Luftfahrtversicherung angesagt, das Gegenteil ist der Fall bei Cyber, D&O und in den Industriesparten Chemie/Pharma/Medtech sowie im Gesundheitswesen.
Aon: Versicherer verspielen ihre Relevanz
Auch wenn sich die Lage in der Industrieversicherung gegenüber der Situation in den vergangenen anderthalb Jahren leicht gebessert hat: Für die Industrieunternehmen in Deutschland war es noch nie so schwierig, bezahlbaren Versicherungsschutz in erforderlichem Volumen zu bekommen. Davon zeigten sich die Aon-Geschäftsführer Kai-Frank Büchter und Hartmuth Kremer-Jensen im Gespräch mit dem Versicherungsmonitor überzeugt. Die Versicherer liefen zunehmend Gefahr, in wichtigen Sparten an Relevanz zu verlieren. Firmen mit ausreichender Kapitalstärke neigten dazu, immer mehr Risiken selbst zu tragen anstatt sich mit ihnen herumzuschlagen.
Intensives Ringen um D&O-Deckung
Makler haben in der Managerhaftpflichtversicherung offenbar ihre liebe Mühe, Angebote von den Risikoträgern zu erhalten – oder überhaupt eine Rückmeldung. „Die Versicherer machen uns das Leben schwer“, sagte Irnesa Jahic, Director Region Middle und Mitglied der Geschäftsleitung beim auf Directors and Officers-Policen (D&O) spezialisierten Makler Hendricks. Die Zügel sind straff: Die Kapazitäten sanken zuletzt deutlich, die Preise stiegen. Kunden müssen deutlich mehr Informationen liefern. Ein Versicherer tat sich jedoch besonders positiv hervor, verriet Jahic.
„Da war ich das erste Mal in meiner Karriere wütend“
Die Verhärtung des Marktes in der Industrieversicherung sorgt für schlechte Stimmung zwischen Kunden und Anbietern. Auf der Euroforum-Haftpflichtkonferenz berichtet Frank Gartmann vom Energiekonzern E.on anschaulich über die Probleme, die die vergangene Erneuerung mit sich brachte. Zum ersten Mal in seiner Karriere sei er richtig wütend geworden. HDI Global-Vorstand Mukadder Erdönmez gestand Fehler in der Kommunikation mit Industriekunden ein, kündigte aber an, dass die Preiserhöhungen in den kommenden Erneuerungsrunden weiter gehen werden.













