An dieser Stelle nimmt sich unser Zeichner Konrad Lohrmann jeden Freitag ein Thema aus der Branche vor. Heute: Geniales Marketing – Heidelberger Leben benennt sich nach Pokémon.
Archiv ‘Run-off’
Protektor nähert sich Bestandsabgabe
Der Berliner Lebensversicherer Protektor kommt der angestrebten Abgabe des alten Bestandes der Mannheimer Lebensversicherung näher. Die Hauptversammlung des Unternehmens, das den deutschen Lebensversicherern gehört, hat dafür am Dienstag die Voraussetzungen geschaffen. Zunächst sollen die noch aktiven Verträge auf eine neue Protektor-Tochter übertragen werden, von da aus zum Abwicklungsspezialisten Heidelberger Leben. Protektor wäre dann nur noch aktiv als gesetzlicher Sicherungsfonds für notleidende Lebensversicherungsbestände.
Arag verkauft Lebensversicherer
Der Düsseldorfer Rechtsschutzspezialist Arag steht kurz vor dem Verkauf seines Münchener Lebensversicherers Arag Leben. Nach Informationen des Versicherungsmonitors sind Gespräche mit einem potenziellen Interessenten weit fortgeschritten. Der mögliche Käufer ist die Run-off-Plattform Frankfurter Leben. Ende vergangener Woche hatte Eigner und Vorstandsvorsitzender Paul-Otto Faßbender die Belegschaft der Lebens-Tochter über einen möglichen Verkauf informieren lassen, dabei wurden aber keine Einzelheiten genannt. Schon im Juni hatte Faßbender öffentlich über die Zukunft des Lebensversicherers in der Arag-Gruppe nachgedacht – er passt nicht mehr in die Strategie des Unternehmens und bindet viel Kapital.
Swiss Re hofft auf Trendwende
Waldbrände in Kanada, Erdbeben in Japan und Überflutungen in Europa haben den Gewinn des Schweizer Rückversicherers Swiss Re im ersten Halbjahr von 2,3 Mrd. Dollar auf 1,9 Mrd. Dollar sinken lassen. Für sich genommen haben diese Schäden nicht das Potenzial, zu höheren Preisen für Rückversicherungsschutz zu führen, glaubt der neue Swiss Re-Chef Christian Mumenthaler. Zusammen mit sinkenden Margen, schwindenden Reserven und den niedrigen Zinsen könnten sie aber zumindest den Druck in Richtung einer Trendwende erhöhen, glaubt er.
Die Bayerische will auf Allianz-IT umsatteln
Die Münchener Versicherungsgruppe die Bayerische muss ihre IT-Kosten in den Griff bekommen und greift zu radikalen Mitteln: Der Versicherer will sein IT-System über Bord werfen und auf die IT der Allianz Österreich umsteigen. Derzeit laufen die Gespräche zwischen den Gesellschaften. Bei der Digitalisierung setzen die Bayern auf digitale Beiboote und kaufen spezialisierte IT-Firmen. Bald will der Versicherer einen digitalen Ordner anbieten, in dem Kunden alle Versicherungs-, Strom- und Gasverträge verwalten können. Auch im Run-off-Geschäft will die Bayerische mitmischen und Leben-Bestände Dritter übernehmen.
Darag kauft Ergo-Teile in Italien
Der Run-off-Spezialist Darag in Wedel bei Hamburg hat die Schadenversicherung der Ergo in Italien gekauft. Verkäufer ist der Finanzinvestor Cinven, der Ende 2015 die gesamte Ergo Italia in Mailand erwarb, aber offenbar nur an dem Lebensversicherer interessiert ist. Für Darag ist das die größte bisher gestemmte Transaktion. Die italienische Aufsichtsbehöre Istituto per la Vigilanza sulle Assicurazioni muss dem Deal noch zustimmen. Die Ergo Assicurazioni soll auch künftig Neugeschäft zeichnen und zur Run-off-Plattform ausgebaut werden.
IWF: BaFin soll unabhängiger werden
Der Internationale Währungsfonds in Washington tritt dafür ein, dass die Finanzaufsicht BaFin unabhängiger von der Bundesregierung wird. Das geht aus dem gerade veröffentlichten Länderbericht über Deutschland hervor, der sich ausführlich mit der Lebensversicherung befasst. Weitere wichtige Empfehlungen: Die Aufsicht soll dafür sorgen, dass große Gesellschaften und Versicherer, die besonders risikoreich sind, schon jetzt Sanierungs- und Notfallpläne aufstellen. Und: Die BaFin soll das Recht haben, Versicherer zur Übertragung von Beständen zu zwingen.
Lohrmanns Verunsicherung CXLVII
An dieser Stelle nimmt sich unser Zeichner Konrad Lohrmann jeden Freitag ein Thema aus der Branche vor. Heute: Ergo versenkt abgekapselte Lebensversicherungsverträge.
Run-off: Wie sicher sind die Kundengelder?
Medienanalyse Weil sie die einst zugesagten Garantien im Niedrigzinsumfeld nicht mehr nachhaltig erwirtschaften können, stellen immer mehr Anbieter die Frage nach der Zukunft der Kapitallebensversicherung. Viele Gesellschaften wollen keine klassischen Lebensversicherungen mehr verkaufen. Um einen für die Branche maximalen Imageschaden durch pleitegegangene Lebensversicherer abzuwenden, wurden schon in der Vergangenheit Auffanggesellschaften gegründet, die kriselnde Bestände übernehmen sollen. Der Ansatz der Konsolidierungsplattformen gewinnt nun im Nullzinsumfeld ganz neue Aktualität, wie nicht nur die Restrukturierungspläne der Ergo zeigen.
Run-off: „Nicht das Ende des Abendlandes“
Wenn sich Versicherer aus einem bestimmten Geschäftsfeld zurückziehen wollen, stellt sich die Frage, was mit dem geschlossenen Bestand passiert. Sie können die Verträge abwickeln oder aber veräußern – zum Beispiel an einen darauf spezialisierten Run-off-Anbieter. Vor einer Bestandsübertragung prüft die BaFin allerdings, ob der Kunde dadurch nicht benachteiligt ist, betonte ein BaFin-Mitarbeiter auf einer Veranstaltung des Vereins zur Förderung der Versicherungswissenschaft. Dabei spielt neben der wirtschaftliche Lage des Käufers auch dessen Reputation eine Rolle.
Assekurata: Wenige Run-off-Anbieter überleben
Die Ratingagentur Assekurata sieht angesichts der Herausforderungen durch Solvency II und Niedrigzinsen einen wachsenden Markt für Run-off-Gesellschaften. Allerdings sind die Anforderungen an diese Spezialisten hoch. Nicht alle der Unternehmen, die derzeit in dem Geschäft aktiv sind, werden erfolgreich sein. Gleichzeitig hat Assekurata die Forderung nach Nachbesserungen bei der Zinszusatzreserve bekräftigt.
Arag prüft Zukunft des Lebensversicherers
Der Düsseldorfer Rechtsschutzspezialist Arag denkt über die Zukunft seiner Lebensversicherungstochter in München nach. Vorstandschef und Arag-Eigner Paul-Otto Faßbender wollte keine Einzelheiten nennen, sagte aber, das Unternehmen überprüfe alle Möglichkeiten. Branchenquellen sprechen davon, dass die Arag den Verkauf der Lebens-Tochter oder den Übergang des klassischen Geschäfts in den Run-off überdenkt. Faßbender wollte das nicht kommentieren. Im Kerngeschäft Rechtsschutz wuchs die Arag im In- und Ausland kräftig um 6,9 Prozent auf 842 Mio. Euro. Zurzeit muss sich das Unternehmen mit zahlreichen Schadenfällen befassen, in denen es um den VW-Dieselskandal geht oder um Darlehenswidersprüche im Zusammenhang mit Hypotheken.
Schwitzend am Telefon
Herbert Frommes Kolumne Langsam dämmert dem deutschen Markt, was die Ergo-Entscheidung bedeutet, weitere 5,5 Millionen klassische Policen in den internen Run-off zu geben. Die Hamburg-Mannheimer, einst die Nummer zwei unter den deutschen Lebensversicherern und über ihre Werbefigur Herr Kaiser Ikone der Branche, ist Geschichte. Kleine und mittelgroße Gesellschaften, die bislang Treueschwüre auf die klassischen Policen mit Zinsgarantie geleistet haben, kommen erheblich unter Druck – nicht nur durch die Aufsichtsbehörde, sondern auch durch die eigenen Aufsichtsräte und Mitgliedervertreter. Wir dokumentieren im Folgenden ein Telefongespräch zwischen dem Vorstandsvorsitzenden der XY-Versicherung und seinem Aufsichtsratschef, das natürlich vollständig fiktiv ist.











