Archiv ‘Russland’

Herbert Fromme

Der Krieg wird teuer

 Herbert Frommes Kolumne   Swiss Re-Chef Christian Mumenthaler hat Schluss gemacht mit der Mär, dass der Ukraine-Krieg die internationale Versicherungswirtschaft praktisch nichts kostet. Natürlich wird die Branche Schäden erleben, Mumenthaler vergleicht sie mit Naturkatastrophenbelastungen von rund 15 Mrd. Dollar. Der tatsächliche Schaden wird höher ausfallen. Dazu kommen direkte Belastungen auf der Investmentseite und indirekte durch die Inflation, die Krieg und Sanktionen anheizen. Im Lichte des menschlichen Leids und der Zerstörung in der Ukraine erscheint die Lage der Versicherer trivial. Aber sie ist relevant für die Gesellschaften und viele andere Unternehmen.

Allianz drohen Russland-Abschreibungen

Die russische Staatspleite rückt näher: Die US-Regierung verweigert Russland den Rückgriff auf Devisenreserven bei US-Banken, um Staatsschulden in Dollar begleichen zu können. Das Land versucht jetzt, in Rubel zu bezahlen – was vertragsmäßig nicht vorgesehen ist und als Zahlungsausfall gelten würde. Unter den Versicherern würde das die Allianz stark treffen, sie ist laut Experten der größte europäische Anleihe-Investor in Russland. Laut Berenberg Bank drohen Abschreibungen in Höhe von 300 Mio. Euro.

Russische Gewässer als Hochrisikogebiete eingestuft

Die Kriegsversicherer des Londoner Marktes haben am Montag alle russischen Gewässer zum Hochrisikogebiet erklärt. Bisher waren nur die russischen und ukrainischen Hoheitsgewässer im Schwarzen Meer und im Asowschen Meer auf der Gefahrenliste. Reedereien müssen ihren Versicherern jetzt melden, wenn eines ihrer Schiffe einen russischen Hafen anläuft – die Folge könnten hohe Risikoprämien sein. Außerdem: Die Nato warnt Schiffseigner vor Treibminen im Schwarzen Meer.

Ukraine-Roundup: Rückzug, Schiffe, Spenden

Die nächsten Sanktionen der EU gegen Russland treten am 15. April in Kraft, doch die Ratingagenturen A.M. Best und S&P greifen diesem Datum vor. Sie haben ihre Aktivität in Russland komplett eingestellt. Auch der französische Versicherer Axa zieht sich aus dem Land zurück, inklusive personeller Konsequenzen. Außerdem: Noch immer stecken Schiffe in den Häfen der Ukraine fest. Das ist ein Problem für Reeder und Versicherer. Der polnische Versichererverband PIU hat eine spezielle Spendenaktion gestartet.

Leasingflugzeuge können Versicherer Milliarden kosten

Am Mittwoch hat die irische Flugzeugleasinggesellschaft Aercap Zahlen für das Jahr 2021 vorgelegt. Dabei erklärte das weltweit größte Unternehmen der Branche auch, dass sich sein Schaden aus dem Verlust zahlreicher Flugzeuge in Russland auf rund 2,5 Mrd. Dollar belaufen könnte, dass es aber bereits 3,5 Mrd. Dollar an Schäden bei den Versicherern angemeldet hat. Langwierige juristische Auseinandersetzungen sind sehr wahrscheinlich.

Ukraine-Roundup: Insolvenzen, Inflation, Prognosen

Der Kreditversicherer Euler Hermes erwartet aufgrund des Ukraine-Kriegs in diesem Jahr einen Anstieg der Insolvenzen in Europa und passt seine Prognosen für das weltweite Wirtschaftswachstum an. Außerdem: Moody’s warnt vor den Auswirkungen einer anhaltend hohen Inflation für die Versicherer. Global Data rechnet damit, dass die russische Versicherungsbranche infolge der Wirtschaftssanktionen schrumpfen wird. Anbieter von Deckungen für Übernahmen und Fusionen werden vorsichtiger.

Hohe Schäden für Luftfahrtversicherer

Die mehr als 500 Flugzeuge ausländischer Leasinggesellschaften, die in Russland gestrandet sind, könnten zu hohen Schäden für die Luftfahrtversicherer führen. Die Ratingagentur Fitch rechnet für die Kaskoversicherer mit einer Belastung von 5 bis 6 Mrd. Dollar, im schlimmsten Fall könnten es auch 10 Mrd. Dollar sein. Vor allem der Versicherungsmarkt Lloyd’s of London wird das zu spüren bekommen. Abgesehen von Einzelfällen rechnet Fitch aber nicht damit, dass die Kapitalbasis der Anbieter dadurch nennenswert in Mitleidenschaft gezogen wird.

Ukraine-Roundup: Fitch, Ferma, Howden

Obwohl der Ukraine-Krieg europäische Erst- und Rückversicherer vor allem durch Schwankungen am Kapitalmarkt treffen wird, sieht die Ratingagentur Fitch bei einzelnen Gesellschaften das Risiko erheblicher Auswirkungen auf den Gewinn. Unterdessen will die EU-Kommission Ratingagenturen verbieten, russische Staats- und Unternehmensanleihen zu bewerten. Außerdem: Die Vereinigung der europäischen Risikomanager Ferma schließt russische Mitglieder aus, und Howden sieht den Versicherungsmarkt gut aufgestellt, um die Schocks durch den Ukraine-Krieg zu verkraften.

Munich Re: Kaum Russland-Engagement

Der Rückversicherer Munich Re erwartet keine signifikanten Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf sein Geschäft. Das teilte die Gesellschaft in ihrem Geschäftsbericht mit, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die Kernzahlen hatte der Konzern schon am 23. Februar 2022 veröffentlicht. Außerdem teilte der Rückversicherer mit, dass er eine Vertriebsorganisation für Kranken-Gruppenpolicen in Kanada gekauft hat.

Ukraine-Roundup: Luftfahrt, Anleihen, Munich Re

Die von russischen Airlines geleasten Jets könnten noch zu zahlreichen Schäden in der Luftfahrtversicherung und langwierigem Rechtsstreit führen. Russland will die Flugzeuge im eigenen Land registrieren, um den Luftverkehr aufrecht zu erhalten. Insgesamt soll es um 515 Flieger gehen. Außerdem: Plenum Investments sieht überschaubare Risiken für Versicherer, die Munich Re zieht sich nun auch offiziell zurück, und Lloyd’s will die Sanktionen aktiv begleiten.

Erichsen: „Cyber-Kriegsausschluss wäre schwierig“

 Exklusiv  Der Essener Versicherungsmakler Sven Erichsen hat sich auf Cyberversicherungen spezialisiert. Im Kurzinterview mit dem Versicherungsmonitor erklärt er seine Position zu Kriegsausschlüssen, die Versicherer nach Cyberangriffen von russischen oder ukrainischen Hackern ins Feld führen wollen. Er glaubt nicht, dass der Ausschluss bei Erpressungsversuchen greift. Allerdings kann er sich vorstellen, wann dies der Fall wäre.

Ukraine-Roundup: Andsafe, Scor, Schiffsversicherung

Der zum Provinzial-Konzern gehörende Digitalversicherer Andsafe will Kunden, die Flüchtlinge aus der Ukraine zuhause aufnehmen, mit einer kostenlosen Erweiterung des Privathaftpflicht- und Tierhalterhaftpflichtversicherungsschutzes unterstützen. Der französische Rückversicherer Scor verschiebt seinen ursprünglich für den 29. März 2022 geplanten Investorentag wegen der aktuellen Lage auf einen noch bekanntzugebenden Termin Ende Juli. Die Kaskoversicherung für die wenigen Schiffe, die im Schwarzen Meer und im Asowschen Meer unterwegs sind, wird immer teurer.

Ukraine-Roundup: Allianz, Grüne Karte, Alte Leipziger

Während sich immer mehr westliche Unternehmen aus Protest gegen den russischen Krieg gegen die Ukraine aus dem Land zurückziehen, ist die Allianz noch immer größter europäischer Investor in russische Staatsanleihen, kritisiert die Umweltorganisation Urgewald. Die deutschen Kfz-Versicherer gewähren unterdessen Deckung für ukrainische Pkw, und die Alte Leipziger versichert kostenfrei Geflüchtete, die ihre Kunden zu Hause aufnehmen. Der russische Versichererverband ist aus dem Dachverband Insurance Europe ausgeschlossen worden.

Ukraine-Krieg gefährdet Cyber-Lösegeldzahlungen

Während sich Experten einig sind, dass Cyberversicherer Ansprüche nicht aufgrund der Kriegsklausel ablehnen können, könnte der Ukraine-Konflikt Auswirkungen auf Lösegeldzahlungen haben. Das erwartet das Insurtech Finlex, das auf Gewerbe- und Industriepolicen spezialisiert ist. Aufgrund der Sanktionen gegen Russland sei zu erwarten, dass Versicherer nicht leisten, wenn ein deutsches Unternehmen von russischen Hackern erpresst wird.

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