Die EU-Eigenkapitalregeln Solvency II gelten seit dem Brexit als Musterbeispiel für einen Bereich, in dem Großbritannien rasche Veränderungen anstreben kann, um den Forderungen der Versicherer im Land entgegenzukommen. Konkrete Vorschläge ließen lange auf sich warten. Jetzt sind erste Ansätze da, eine ausführliche Ausarbeitung soll im April folgen. Die Regierung peilt sehr viel deutlichere Veränderungen an als bisher erwartet.
Aufsicht & Regeln
BaFin besetzt drei Top-Positionen neu
Exklusiv Die Finanzaufsicht BaFin ist mitten in einem weitreichenden Generationswechsel in der Versicherungsaufsicht. Ein Abteilungsleiter hat sich bereits in den Ruhestand verabschiedet, eine Abteilungsleiterin und ein weiterer Abteilungsleiter folgen in absehbarer Zeit, darunter der als Chef der Lebensversicherungsaufsicht bekannte Kay-Uwe Schaumlöffel. Schaumlöffels Nachfolger ist bereits im Amt, es ist der Mathematiker Andreas Zapp (Bild). Die beiden anderen Positionen will BaFin-Versicherungschef Frank Grund ebenfalls zeitnah intern besetzen.
Derivate-Nutzung ruft BaFin auf den Plan
Die deutsche Finanzaufsicht BaFin will sich die zunehmende Nutzung sogenannter derivativer Finanzinstrumente durch die Versicherer genauer anschauen. Eine umfangreiche Abfrage im Jahr 2020 und Gespräche mit einer Reihe von Versicherern ein knappes Jahr später haben ergeben, dass diese Form von Termingeschäften bei den Gesellschaften immer beliebter werden. Die Gründe für die Nutzung haben sich zuletzt deutlich verändert.
Remington-Versicherer zahlen 73 Mio. Dollar
Rund zehn Jahre nach dem Massaker an der Sandy Hook Elementary School hat sich Remington, der Hersteller des halbautomatischen Gewehrs, das dabei zum Einsatz kam, zur Zahlung von 73 Mio. Dollar verpflichtet. Vier Versicherer des Unternehmens kommen für die Summe auf, teilte der Opferanwalt Josh Koskoff mit. Bislang galten die Waffenhersteller in solchen Fällen als unantastbar. Den Klägern gelang es, das Gericht davon zu überzeugen, dass das aggressive Marketing von Remington eine unfaire Handelspraxis darstellte.
Taxonomie wegen Atom und Gas in der Kritik
Der Vorschlag der EU-Kommission, Atomenergie und Gaskraftwerke unter bestimmten Voraussetzungen als nachhaltig einzustufen, kommt bei Experten nicht gut an. Der Finanzexperte der Grünen Stefan Schmidt kritisierte ihn bei einer Veranstaltung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge als zu pauschal und forderte eine Änderung. Der Vermögensverwalter Andreas Enke nannte es völlig unnötig, Gas zu fördern. Und Roland Kölsch vom Forum für Nachhaltige Geldanlagen sprach von einem verheerenden Signal.
GDV: Keine Entwarnung bei Provisionen
Die Leiterin des Bereichs Vertrieb beim Versichererverband GDV Elisabeth Stiller sieht den Provisionsvertrieb angesichts der Pläne der EU-Kommission für eine Kapitalmarktunion in Gefahr. Hier gebe es Überlegungen, den Kleinanlegerschutz stärker an der Finanzmarktrichtlinie MiFID II auszurichten, die Provisionen in der unabhängigen Beratung ausschließt, sagte sie auf einer Veranstaltung des Berliner Assekuranz-Clubs. Auch sei nicht auszuschließen, dass die Regierung sich das Thema vornimmt.
Ifa: Zu hohe Anforderungen an Europarente
Ab März können Versicherer sogenannte PEPP-Policen anbieten. Mit dem paneuropäischen privaten Pensionsprodukt, wie PEPP in Langfassung heißt, will die EU eine grenzüberschreitende Altersvorsorge schaffen, die gleichzeitig einfach, sicher, kostengünstig und transparent ist. Doch die Anforderungen, die Anbieter erfüllen müssen, um die Europarente anbieten zu können, sind hoch. Im aktuellen Kapitalmarktumfeld gibt es kein Produkt, das alle Vorgaben erfüllt, lautet das niederschmetternde Fazit einer Untersuchung des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (Ifa) in Ulm.
Klassik-Tarife im Neugeschäft immer unwichtiger
Die laufende Verzinsung von klassischen Lebensversicherungen, Tarifen der „Neuen Klassik“ und Indexpolicen für 2022 ist über sämtliche Tarifgenerationen im Markt gegenüber dem Vorjahr nur marginal gesunken – im Durchschnitt um 0,03 Prozentpunkte auf 2,61 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die Ratingagentur Assekurata in einer aktuellen Studie. Klassische Verträge, deren Bedeutung seit Jahren abnimmt, werden immer mehr zum Auslaufmodell. Assekurata hat auch festgestellt, dass die Lebensversicherung wegen der zuletzt stark gestiegenen Inflation inzwischen im Schnitt keinen Inflationsausgleich mehr bietet.
BdV hofft auf gerichtlichen Sieg gegen Victoria Leben
Auf die Ergo-Tochter Victoria Leben könnten Kundenforderungen in Milliardenhöhe zukommen – wenn das Landgericht Düsseldorf (LG) entscheiden sollte, dass Überschusskürzungen seit 2014 nicht rechtens waren. Geklagt hatte der Bund der Versicherten (BdV) in einem Musterverfahren bis zum Bundesgerichtshof. Der hat den Fall nun an das LG zurückgegeben. Das Verfahren beginnt am Donnerstag.
Eiopa mit Plan für einheitlichere Aufsicht
Die Versicherungsaufsicht Eiopa hat ihren Konvergenzplan 2022 vorgelegt. Mehr Einheitlichkeit in der europäischen Aufsichtspraxis wünscht sie sich demnach im Umgang mit Unklarheiten und Lücken von Versicherungsbedingungen im Hinblick auf Corona sowie bei Fragen der digitalen Transformation. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin begrüßt das Papier. Es ist der dritte Konvergenzplan bislang.








