Der Kreditversicherer Euler Hermes hat 100 Jahre Tradition auf dem Buckel und verblüfft mit einem ziemlich modernen Arbeitskonzept. Am neuen Hamburger Firmensitz arbeiten die Vorstände bald gemeinsam an einem großen Tisch im Erdgeschoss. Für die Angestellten gibt es flexible Arbeitsplätze statt der bisherigen Einzelkabinen. Die Chefetage hat der Versicherer am bisherigen Standort bereits abgeschafft. „Wir wollen keinen Plüschteppich in der fünften Etage“, sagt Silke Grimm, Finanzchefin von Euler Hermes Deutschland. Der Konzern setzt bei der Digitalisierung auf Kooperationen und neue Denkanstöße. Digitale Garagen, wie sie andere Versicherer betreiben, gehören nicht zum Programm.
Versicherer
BVK legt Stellungnahme gegen Provisionsdeckel vor
Der Vermittlerverband BVK hält den von der Regierung angekündigten Provisionsdeckel in der Lebensversicherung für rechtswidrig und will die Fachpolitiker des Bundestags mit einer Stellungnahme davon überzeugen. Verbandspräsident Michael Heinz berichtet von hoffungsvollen Signalen aus Berlin, dass sich der angekündigte Deckel auf die von Banken vermittelten Restschuldversicherungen beschränken könnte. Schließlich seien die Provisionen in Folge des Lebensversicherungsreformgesetzes bereits gesunken. Er kündigte ein striktes Vorgehen gegen Vermittler an, die gegen das Provisionsabgabeverbot verstoßen.
Beitragstreiber medizinischer Fortschritt
Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) prognostiziert stark steigende Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung, sowohl in der gesetzlichen (GKV) als auch in der privaten Krankenversicherung (PKV). Nach neuen Berechnungen kann der Beitragssatz in der GKV bis 2060 im schlimmsten Fall von derzeit 15,6 Prozent auf knapp 25 Prozent steigen, in der Pflegeversicherung von 2,5 Prozent auf 8,5 Prozent. In der PKV droht eine Erhöhung um das bis zu 2,7-Fache in der Kranken- und das 4,5-Fache in der Pflegeversicherung. In beiden Systemen wird vor allem der medizinische Fortschritt stark zu Buche schlagen. Deshalb mahnt die DAV Effizienzsteigerungen an.
Warum ein Blick nach Japan lohnt
Die gesunkenen Zinsen an den Kapitalmärkten machen Versicherern und Banken das Leben schwer. Vor allem die Lebensversicherer haben zu kämpfen, weil sie die hohen Garantiezusagen aus der Vergangenheit bedienen müssen. In dieser Situation lohnt sich ein Blick nach Japan, glaubt Gerhard Wiesheu, Gesellschafter des Bankhauses Metzler. Die dortigen Lebensversicherer befinden sich in Folge einer geplatzten Immobilienblase Ende der 1980er in einer vergleichbaren Lage. Im Hinblick auf die Digitalisierung schrieb der Bankier auf einer Veranstaltung in Berlin vor allem der Blockchain großes Potenzial für die Versicherungswirtschaft zu.
Coya startet mit Hausratpolice
Der digitale Versicherer Coya aus Berlin geht live. Er ist ab sofort mit einer Hausratpolice auf dem deutschen Markt vertreten. Bald sollen weitere Versicherungen folgen. Die Policen sind online über die Webseite des Berliner Insurtechs abschließbar und sollen jederzeit kündbar sein. Coya will künftig auch mit Partnern zusammenarbeiten, die ihren Kunden die Policen des Start-ups anbieten sollen. Der Start hat einige Zeit gedauert, unter anderem auch weil die Prüfung der BaFin sich neun Monate hingezogen hat.
Deutsche fürchten Haltungsschäden am Arbeitsplatz
Eine ungesunde Körperhaltung am Arbeitsplatz ist für die Deutschen inzwischen das am meisten gefürchtete Risiko für Berufsunfähigkeit, gefolgt von psychischen Erkrankungen aufgrund von Stress, Leistungsdruck, Überforderung und zwischenmenschlichen Problemen im Berufsalltag. Zu diesem Ergebnis kommen die Gothaer und das F.A.Z.-Institut in einer Studie. Körperliche Gebrechen, gefährliche Arbeiten und Unfälle, von denen vor allem körperlich arbeitende Menschen betroffen sind, spielen inzwischen eine Nebenrolle. Mit ihrer neuen Police „Fähigkeitenschutz“ will die Gothaer diesen Arbeitnehmern eine Alternative zur klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung anbieten.
Apollo soll überzogene Gebühren kassiert haben
Im Streit mit einem ehemaligen Mitarbeiter muss der Vermögensverwalter Apollo den Vorwurf entkräften, dass er dem Lebensversicherer Athene mit Sitz in Bermuda überhöhte Managementgebühren in Rechnung gestellt hat. Es geht um einen Betrag von 409 Mio. Dollar für 2017. Apollo wirft seinem früheren Mitarbeiter seinerseits den Missbrauch vertraulicher Informationen vor und fordert dafür eine dreistellige Millionensumme. Der Konflikt könnte auch nach Deutschland abstrahlen, wo Apollo in der Kapitalanlage mit Athora, der früheren Athene-Tochter kooperiert.
Staatliche Flutversicherung bei „Florence“ in der Pflicht
Während die Schätzungen der Versicherungsschäden durch den Hurrikan „Florence“ immer weiter sinken, wird deutlich: Die Erstversicherer sind glimpflich davongekommen, weil die Sturmschäden viel geringer ausgefallen sind als erwartet. Die Ratingagentur Fitch geht davon aus, dass „Florence“ die Jahresergebnisse der Gesellschaften und auch ihre Ratings daher nicht wesentlich beeinflussen wird. Schlechter sieht es für das staatliche National Flood Insurance Program (NFIP) aus, bei dem US-Bürger Überschwemmungsrisiken absichern können. Versicherungsverbriefungen und Katastrophenanleihen dürften von „Florence“ dagegen kaum betroffen sein.
Digitalisierung: „Krawatte ablegen reicht nicht“
Viele Versicherer bemühen sich nach Kräften, mit der Innovationsfreude von Start-ups mitzuhalten, fremdeln aber mit neuen Methoden wie agilem Arbeiten. Wenn sie auf halber Strecke stehen bleiben, drohen sie aber die Vorteile der neuen Arbeitsweise aufs Spiel zu setzen, sagte Michael Trochimczuk von Sollers Consulting auf einer Veranstaltung in Köln. Nach Ansicht von Witold Jaworski, langjähriger Vorstand des polnischen Versicherers PZU, bleibt den Unternehmen aber noch genug Zeit für die Anpassung. Derzeit sei noch kein gefährliches Insurtech in Sicht.
Utecht rechnet mit Stellenabbau durch Digitalisierung
Während die Digitalisierung auf Hochtouren läuft, sind viele Auswirkungen des Wandels noch unklar. Die Zahl der Arbeitsplätze wird durch Automatisierung und Dunkelverarbeitung weiter sinken, sagte Torsten Utecht, Finanzchef von Zurich Deutschland, bei einer SZ-Konferenz in Köln. Er widersprach damit seinem Kollegen bei der Allianz Deutschland Burkhard Keese. Christopher Oster, Chef des Onlinemaklers Clark, rechnet damit, dass Kunden bald große Teile des Geschäfts selbst online abwickeln, bei komplexen Policen sei weiterhin ein persönlicher Ansprechpartner wichtig – der müsse aber nicht unbedingt vor Ort sein.









