Archiv ‘Risikomanagement’

Schäden verhindern statt nur bezahlen

 Meinung am Mittwoch  Künstliche Intelligenz und Big Data bieten Versicherern große Chancen. Statt nur Schäden zu zahlen, können sie durch die Analyse großer Datenmengen und entsprechende Services Mehrwert beim Kunden schaffen und eine strategische Antwort auf die neuen technischen Möglichkeiten geben. Wenn es gelingt, die durch das Internet der Dinge generierten Daten zur Schadenverhütung zu nutzen, werden die Versicherer von besseren Schadenquoten profitieren. Sie müssen aber auch mit erhöhtem Preisdruck rechnen.

Gothaer: „Telematik für Tarifierung ungeeignet“

Immer mehr Kfz-Versicherer kommen mit Telematik-Tarifen auf den Markt. Sie sollen die Kunden zu einer vorsichtigeren Fahrweise anhalten und für eine individuellere Bepreisung der Policen sorgen. Thomas Winkler vom Versicherer Gothaer hält Telematik allerdings für ungeeignet für die Tarifierung. Der Erkenntniszugewinn durch die Telematik-Daten sei gering, sagte er auf einer Kfz-Konferenz in Köln. Die meisten Informationen hätten die Versicherer ohnehin schon. Telematik kann sich seiner Ansicht nach aber in anderen Bereichen wie dem Risikomanagement als nützlich erweisen.

Schnelles Vorgehen nach Großschäden Trumpf

Rasche Entscheidungen über Schadenminderungsmaßnahmen sind ein zentraler Punkt beim Management von Großschäden. Darüber waren sich Branchenexperten von Aon, Belfor Deutschland und Continental auf einer Veranstaltung im Rahmen des GVNW-Symposiums in München einig. Sie lobten in diesem Zusammenhang das Vorgehen des Geflügelherstellers Wiesenhof nach dem Großbrand im März 2016. Das Werk habe weniger als drei Wochen nach dem Feuer wieder produziert.

Versicherer sollen Staatenrisiken berücksichtigen

Die europäische Staatsschuldenkrise hat gezeigt, dass es auch bei Staatsanleihen Kredit- und Ausfallrisiken gibt. Die neuen Eigenkapitalregeln Solvency II berücksichtigen diese Gefahren in der Standardformel allerdings kaum. Dennoch sollten sich die Versicherer mit den Risiken intensiv auseinandersetzen, mahnt die Finanzaufsicht BaFin. Ob zusätzlicher Vorsorgebedarf besteht, sollen die Unternehmen bei ihrer eigenen Risikobewertung in der Säule II von Solvency II ermitteln. Zudem sollen sie Obergrenzen für Investitionen in Staatsanleihen festlegen und sich bei der Kreditrisikobewertung nicht allein auf die Urteile von Ratingagenturen verlassen.

Bitkom: Cyberpolicen können sinnvoll sein

Im produzierenden Gewerbe scheinen Cyberpolicen an Bedeutung zu gewinnen. Nach einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitcom haben zurzeit zwar erst knapp elf Prozent der Unternehmen eine solche Versicherung. Aber neun Prozent planen den Abschluss und 26 Prozent diskutieren darüber. Der Verband selbst findet, dass sich die Industrieunternehmen angesichts der faktischen Bedrohung durch Cyberangriffe mit dem Thema auseinandersetzen sollten. Bitkom sieht in den Versicherungslösungen eine sinnvolle Ergänzung des notwendigen Risikomanagements.

Cyber: Konzerne fürchten Betriebsunterbrechungen

Bei Cyberrisiken fürchten Konzerne vor allem Betriebsunterbrechungen durch Hackerangriffe. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Versicherungsmaklers Aon unter firmeneigenen Versicherern, sogenannten Captives. Ein Großteil der Befragten hat noch keine Versicherung gegen Cybergefahren abgeschlossen. Den Unternehmen sind vor allem die stark unterschiedlichen Bedingungswerke der Versicherer und die steigenden Preise für die Deckungen nicht geheuer. Die Bereitschaft, die Risiken über die Captive selbst zu tragen oder mit anderen Industrieunternehmen zu teilen, ist groß.

Solvency II: Nicht blind den Verbandsvorgaben folgen

 Legal Eye – Die Rechtskolumne  Am 1. Januar ist das neu gefasste Versicherungsaufsichtsgesetz in Kraft getreten, das die Solvency II-Richtlinie in nationales Recht umsetzt. Es stellt die Versicherer in Deutschland vor neue Herausforderungen. Eine der wichtigsten Neuerungen: Jedes Unternehmen kann und soll das Regelwerk auf das eigene Risikoprofil maßgerecht zuschneiden. Insbesondere im Bereich der rechtlichen Fragen, die sich im Rahmen der Säule zwei und des Systems of Governance stellen, sollten Orientierungshilfen der Branchenverbände nicht als schematische Vorgabe verstanden werden.

Solvency II: Was lange währt, wird endlich gut?

 Meinung am Mittwoch  In diesen Tagen lassen sich im niederländischen Reichsmuseum Rembrandts Werke der letzten 18 Jahre vor seinem Tod betrachten. Von den rund 100 ausgestellten Gemälden gilt jedes einzelne als ein Hauptwerk der Kunstgeschichte. Auch an den Aufsichtsregeln Solvency II wurde insgesamt 18 Jahre lang gearbeitet. Ziel war, mehr Klarheit über die eingegangenen Risiken der Versicherer sowie der Branche insgesamt zu schaffen und angemessene Kapitalanforderungen zu definieren. Trotz einiger Schönheitsfehler ist das gelungen.

Krankenhaushaftpflicht: Versicherer anspruchsvoller

Krankenhäuser werden auch in zehn Jahren noch ausreichenden Haftpflichtversicherungsschutz finden – allerdings nur, wenn sie sich aktiv für die Patientensicherheit einsetzen. Nicht zuletzt aufgrund der Anforderungen durch Solvency II werden die Versicherer auf ein systematisches Risikomanagement drängen. Davon geht der Versicherungsmakler Ecclesia aus. Hauptgeschäftsführer Tilman Kay erwartet, dass die Klinken höhere Selbstbehalte vereinbaren werden. Die komplette Übernahme der Risiken durch die Häuser selbst hält er aber für unwahrscheinlich.

Willaert: „Ich vermisse aktives Zuhören“

Jo Willaert ist Risikomanager bei Agfa-Gevaert in Belgien und neuer Präsident der europäischen Risikomanagervereinigung Ferma. Im Interview mit dem Versicherungsmonitor kritisiert er, dass Versicherer bei der Entwicklung von neuen Produkten wie Cyber-Policen noch viel zu sehr in den Linien der traditionellen Sparten denken. Statt im stillen Kämmerlein an Innovationen zu tüfteln, sollten sie herausfinden, was Kunden wirklich wollen. Willaert sieht hier große Chancen für Makler.

Eine Versicherung wie ein Smartphone

Viele Versicherungseinkäufer großer Konzerne beklagen sich über die Komplexität der Deckungen für die Industrie. Cyberversicherungen sind ein Beispiel. Dabei kann eine Versicherung so einfach für die Nutzer sein wie ein Smartphone, sagte Zurich-Industriechef Thomas Hürlimann beim Treffen der europäischen Risikomanagervereinigung Ferma in Venedig. Diese Ansicht teilen allerdings nicht alle Experten. Neben der Komplexität der Policen plagen die Risikomanager auch Nachwuchssorgen.

Kritik an Reputationsversicherungen

Reputationsrisiken werden für Unternehmen immer wichtiger. Die Versicherer sind auf den Zug aber noch nicht richtig aufgesprungen, monieren Wissenschaftler. Die verfügbaren Policen, die Firmen vor den Folgen eines Reputationsverlustes schützen sollen, seien meist noch nicht sehr weit entwickelt. Meist würden lediglich die Kosten für die Pressearbeit erstattet. Kasper Nielsen vom Reputation Institute erwartet in den kommenden drei bis fünf Jahren aber viel Bewegung in der Versicherungsbranche.

Schiffshaftpflichtversicherer in ruhigerem Fahrwasser

Nach einem Jahr mit wenigen Großschäden veröffentlichen die P&I Clubs, reedereigene Versicherungsvereine für Haftpflichtdeckungen, gute Zahlen. Die Kapitalausstattung vieler Clubs ist so gut wie noch nie. Das ist zwar im Hinblick auf die Einführung der neuen EU-Eigenkapitalregeln Solvency II gut, könnte mittelfristig aber zu Konflikten mit den Mitgliedern führen.

Kliniken: Risikomanagement lohnt sich

In der Krankenhaushaftpflicht wird für die Versicherer das Risikomanagement immer wichtiger. Zumindest die etablierten deutschen Anbieter haben die Maßnahmen in der Fehlerprävention und der Prozessoptimierung der Kliniken im Blick. Ergo verweigert Häusern, die den Mindestanforderungen nicht genügen, die Deckung, auch die Versicherungskammer Bayern sieht das Risikomanagement als Zeichnungsgrundlage. Grundsätzlich ist das Prämienniveau in der Krankenhaushaftpflicht immer noch nicht auskömmlich, die Lage hat sich aber stabilisiert.

Wegener im Ferma-Vorstand

 Leute – Aktuelle Personalien  Die europäische Risikomanagervereinigung Ferma hat zwei neue Vorstandsmitglieder gewählt, darunter den Deutsche Bank-Versicherungschef Dirk Wegener. Zudem hat die Vereinigung die Weichen für die Übergabe des Präsidentenamtes von Julia Graham an Jo Willaert im Oktober 2015 gestellt. Außerdem: Jörg Sinner übernimmt im Vorstand der VGH Versicherungen die Verantwortung für die Personenversicherungen und die Kapitalanlagen von Thomas Krüger.

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