Wenn die Politik nicht innerhalb der kommenden zwei Wochen Erleichterungen für die Zinszusatzreserve (ZZR) beschließt, stehen acht Lebensversicherer vor dem Aus, warnt der Analyst Carsten Zielke. Die betroffenen Anbieter hätten nicht genug stille Reserven, um die Anforderungen der ZZR zu erfüllen, erklärte er bei einer Presseveranstaltung mit dem Bund der Versicherten zu den aktuellen Solvency II-Berichten der Versicherer. Bei den Solvenz-Berichten der Versicherer sieht er eine deutliche Verbesserung.
Archiv ‘Solvency II’
Die Übernahmewelle rollt
Herbert Frommes Kolumne Die Scor-Führung unter Denis Kessler hat das Übernahmeangebot des französischen Erstversicherers Covéa abgelehnt. Covéa wollte 8,3 Mrd. Euro zahlen, ein Aufschlag von 21 Prozent auf den Börsenkurs. Kessler hatte gute Gründe für seine Entscheidung. Aber es wird nicht das letzte Angebot für Scor sein. Ohnehin steht die Branche vor einer Welle von Übernahmen und Zusammenschlüssen. Der Deal zwischen Axa und XL war erst der Anfang. Zu den Gründen für die neu zu spürende Bewegung zählen ausgerechnet die steigenden Zinsen.
Irische Aufsicht: Millionenstrafe für Partner Re
Die irische Finanzaufsicht hat eine Strafe von 1,54 Mio. Euro gegen zwei irische Töchter des Rückversicherers Partner Re verhängt. Die beiden Unternehmen hatten sich Rückversicherungslösungen zunutze gemacht, um ihre Risikokapitalanforderungen zu senken. Dabei verstießen sie gegen die Regeln von Solvency II. Ohne die Hilfsmaßnahmen war das Solvenzkapital der Unternehmen deutlich geringer, bei einer Gesellschaft lag es sogar unter den Mindestanforderungen. Beide Unternehmen waren frühzeitig von Beratern auf die Probleme aufmerksam gemacht worden.
Moody’s: Schlechte Aussichten für Lebensversicherer
Die Ratingagentur Moody’s macht den deutschen Lebensversicherern keine großen Hoffnungen, dass sich die angespannte Lage im Markt bald verbessert. Zwar treiben die Gesellschaften mit Kraft den Umbau ihrer Geschäftsmodelle voran und setzen im Vertrieb auf zinsunempfindlichere Policen. Doch ihre Altbestände und der Niedrigzins drücken weiterhin auf die Ergebnisse. Noch zeigt die neue Policen-Generation mit eingeschränkten Garantieversprechen keine positiven Effekte, schreibt Moody’s. Angesichts der Probleme werde das Thema Run-off weiter Fahrt aufnehmen.
Ottonova zeigt Kapitalstärke
Der neue Krankenversicherer Ottonova in München hat mit seinem Bericht zur Solvabilität und Finanzlage (SFCR-Report) erstmals Zahlen für das Gründungsjahr bekannt gegeben. Danach kam das Unternehmen, das Ende Juni 2017 den Geschäftsbetrieb aufnahm, auf magere 31.000 Euro Prämieneinnahmen. Versicherungstechnisch endete das Jahr mit einem heftigen, aber erwarteten Verlust von 728.000 Euro. Spannender sind die Angaben zur Kapitalstärke: Ottonova verfügt über Eigenmittel von 10,3 Mio. Euro, das ergab für Ende 2017 eine SCR-Quote von 1.198 Prozent.
Branche verbessert Solvency II-Quoten
Trotz der schwierigen Marktlage konnten die Versicherer ihre Solvency II-Quoten 2017 im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Branchenweit lag der Wert bei 288 Prozent ohne Übergangsmaßnahmen (ÜM) und ohne Volatilitätsanpassung (VA). Am deutlichsten verbesserten sich die Krankenversicherer mit 581 Prozent nach 503 Prozent. Sorgenkind bleiben weiterhin die Lebensversicherer. Elf von ihnen erreichten ohne ÜM und VA keine 100 Prozent. Passend zur Veröffentlichung der Solvency-Berichte hat die Ratingagentur Assekurata ein Analyse-Tool auf den Markt gebracht, das die Solvency-Daten analysiert und bewertet.
Solvency II und kein Sommerloch
Was die Woche bringt An dieser Stelle nehmen wir die Themen der kommenden Woche in den Blick und stellen wichtige Branchentermine vor. Dieses Mal: Webinar von Assekurata zum Analyse-Tool Solvency Data
Beale: Brexit-Plan vergrault Finanzunternehmen
Die Finanzbranche fühlt sich bei den konkreten Plänen der britischen Regierung zum Austritt aus der EU übergangen. Inga Beale, Chefin von Lloyd’s of London, kritisiert, dass die Bedürfnisse von Versicherern, Banken und Investmentfirmen nicht beachtet wurden. Für sie ist die geplante Regelung bei der gegenseitigen Anerkennung der Aufsichtsregime, die sich an ein Äquivalenzsystem anlehnt, von Nachteil. Beale rechnet damit, dass viele britische Firmen deshalb jetzt schnell auf das europäische Festland ziehen werden.
EU-Parlament beschäftigt sich mit Aufsichtsreform
Nach dem Willen der EU-Kommission sollen die europäischen Aufsichtsbehörden mehr Befugnisse erhalten, darunter auch die Versicherungsaufsicht Eiopa. Die beiden Berichterstatter des EU-Parlaments, der deutsche Christdemokrat Burkhard Balz und die französische Sozialistin Pervenche Berès, haben jetzt ihre lange erwartete Stellungnahme zu den Plänen vorgelegt. Ein Kompetenzzuwachs von Eiopa bei der Genehmigung interner Modelle ist nach wie vor vorgesehen, wenn auch auf eine andere Art und Weise als von der EU-Kommission vorgeschlagen.
Zinsanstieg: Lebensversicherern drohen Kündigungen
Die Versicherungswirtschaft hofft auf steigende Zinsen. Doch ein zu schneller Anstieg des Zinsniveaus könnte insbesondere den Lebensversicherern große Probleme bereiten. Das geht aus dem fünften Bericht zur Finanzstabilität vor, den der Ausschuss für Finanzstabilität dem Bundestag vorgelegt hat. Den Versicherern droht eine Kündigungswelle, wenn die Zinsen zu sprunghaft ansteigen, heißt es darin. Schlimmstenfalls könnten alle Kunden eines Versicherers auf die Idee kommen zu kündigen. Der Ausschuss ist der Meinung, Lebensversicherer sollten zinsabhängige Rückkaufswerte anbieten dürfen. Das würde die Liquiditätsrisiken der Branche verringern.
GDV: Zwanglos grün
Um nachhaltige Investments zu fördern, hatte die EU-Kommission in einem Aktionsplan unter anderem vorgeschlagen, die Eigenkapitalanforderungen für diese Kapitalanlagen zu ändern. Der Versichererverband GDV hat sich jetzt entschieden gegen diese Pläne ausgesprochen. Erleichterungen für grüne und zusätzliche Lasten für umweltschädliche Investments vorzusehen, widerspreche dem marktkonsistenten Solvency II-System, sagte GDV-Chefvolkswirt Klaus Wiener in Frankfurt vor Journalisten. Zudem fürchtet der Verband, dass solch ein Vorstoß die Eigenkapitalregeln zusätzlich verkomplizieren würde. Der GDV plädiert dafür, stärker auf die Eigeninitiative der Unternehmen zu vertrauen.
Digital und grün
Was die Woche bringt An dieser Stelle nehmen wir die Themen der kommenden Woche in den Blick und stellen wichtige Branchentermine vor. Dieses Mal: Insurtechs, Solvency II-Konferenz des Insurance Europe-Verbands, GDV-Pressegespräch zu nachhaltigen Finanzierungen und Urteil des BGH zu Bewertungsreserven
Solvency II: Große Unterschiede bei Risikofaktoren
Marktrisiken betreffen die Versicherer unterschiedlich stark bei der Berechnung der Kapitalanforderungen, die die Gesellschaften nach Solvency II erfüllen müssen, schreibt A.M. Best in einer aktuellen Studie. Risiken durch das Underwriting wirken sich bei den einzelnen Unternehmen ebenfalls unterschiedlich stark aus. Die Ratingagentur stellt – allerdings wenig überraschend – fest, dass ein hoher Anteil fondsgebundener Policen im Vertragsbestand in der Lebensversicherung die Kapitalanforderungen reduziert.
Grüne Investments: Eiopa will Erleichterungen prüfen
Wie sich die Investments großer Kapitalanleger klimafreundlich gestalten lassen, ist derzeit ein großes Thema, das auch vor den Versicherern nicht halt macht. Eiopa-Chef Gabriel Bernardino kann sich Erleichterungen bei den Kapitalanforderungen unter Solvency II vorstellen, wenn sie in grüne Kapitalanlagen investieren – sofern eine Untersuchung ergibt, dass die damit verbundenen Risiken diesen Schritt rechtfertigen. Das sagte er vor Journalisten in Frankfurt. Zudem verteidigte er den angestrebten Kompetenzzuwachs der Eiopa bei internen Modellen – und nannte Details zum laufenden Stresstest bei den europäischen Versicherern.












