Bayerische-Vorstand Herbert Schneidemann sieht die deutschen Lebensversicherer in einem Dilemma: Aufgrund der stillen Lasten infolge des Zinsanstiegs sind sie darauf bedacht, ihre Papiere bis zur Endfälligkeit zu halten, um Abschreibungen zu vermeiden. Das gleichzeitige Vorhaben, die Kapitalanlagen zügig nachhaltig umzubauen, sei unrealistisch, sagte er beim Handelsblatt Insurance Summit. Anders sehe es erst 2027 aus, wenn in größerem Umfang Mittel aus der Zinszusatzreserve frei werden. Die Bayerische stehe aufgrund ihrer ungewöhnlichen Anlagestrategie besser da.
Aufsicht & Regeln
BGH: Riester-Gebührenklausel ist unwirksam
Kundinnen und Kunden von Riester-Sparverträgen müssen ihre Verträge prüfen. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat einer Klage der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg stattgegeben, so dass die Kostenklausel eines Riester-Sparvertrages, der bundesweit von Sparkassen und Volksbanken angeboten wurde, unwirksam wird. Demnach darf das Sparguthaben von Verbrauchern nicht mit Kosten belastet werden. Nach Einschätzung der Verbraucherschützer sind rund 700.000 Verträge betroffen.
Hielkema fordert mehr Macht für Eiopa
Wenn es im grenzüberschreitenden Versicherungsgeschäft zu Problemen kommt, kann die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa oft nicht viel mehr ausrichten, als alle betroffenen Aufseher an einen Tisch zu holen und Handlungsempfehlungen auszusprechen. Eiopa-Chefin Petra Hielkema wünscht sich mehr Befugnisse für ihre Behörde, um in solchen Fällen Schäden von Verbrauchern abzuwenden. Die im kommenden Jahr anstehenden Europa-Wahlen könnten ihr dabei in die Karten spielen.
Brodesser: „Was ist die Trophäe der Grünen?“
Die Vorschläge der Regierung für eine Reform der privaten Altersvorsorge sind in einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde aus Politik, Vermittlern und Wissenschaft in Berlin auf viel Zustimmung gestoßen. CDU-Finanzexperte Carsten Brodesser säte aber Zweifel daran, dass eine rasche Umsetzung gelingt. Die Grünen könnten in der Altersvorsorge anders als die übrigen Koalitionspartner bislang keinen großen Erfolg verbuchen, keine „Trophäe“. „Solange die fehlt, bin ich mir nicht sicher, ob da so schnell was kommt“, sagte er. Stefan Schmidt von den Grünen gab sich gelassen – und versprach eine zügige Reform. Die Kleinanlegerstrategie stieß auf viel Kritik.
Regierung plant Öffnung der Nahles-Rente
Die Regierung plant eine Überarbeitung des Betriebsrentenstärkungsgesetz und im Zuge dessen eine Öffnung des als Nahles-Rente bekannten Sozialpartnermodells für nicht-tarifgebundene Unternehmen. Das sagte der Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium Rolf Schmachtenberg auf der Handelsblatt-Tagung betriebliche Altersversorgung in Berlin. Die Regierung hat sich im Koalitionsvertrag zu dem Modell bekannt, bei dem die Arbeitgeberhaftung wegfällt und fixe Garantien verboten sind. Vertreter aus der Chemiebranche berichteten über erste Erfahrungen.
ESG: Wenig Konkretes im sozialen Bereich
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung der Versicherer hat sich erneut verbessert, zeigt eine Studie des Analysehauses Zielke Research Consult. Bei den Themen Umwelt und gute Unternehmensführung attestiert Analyst Carsten Zielke den Gesellschaften verschärfte Anstrengungen. Er vermisst allerdings Informationen zu sozialen Themen. Hier sind die Versicherer sogar weniger auskunftsfreudig als im Vorjahr. Ihre Einstellung werden sie mit der ab nächstem Jahr geltenden neuen Corporate Sustainability Reporting Directive überdenken müssen, glaubt Zielke.
UDV: Aggressivität im Verkehr nimmt zu
Es gibt mehr Aggressivität auf den deutschen Straßen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Befragung der Unfallforschung der Versicherer (UDV). So ist der Anteil der Autofahrer gestiegen, die bereit sind, ihrer Verärgerung hinter dem Steuer umgehend Luft zu machen oder einem regelwidrig überholenden Fahrzeug den Weg zu versperren. UDV-Chef Siegfried Brockmann sprach bei der Vorstellung von einem erheblichen Unterschied zwischen Fremd- und Selbsteinschätzung der Fahrer. Er fände mehr Verkehrskontrollen sinnvoll.
Rückenwind für Staatsfonds
Der unabhängige Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung spricht sich in der zusätzlichen Altersvorsorge für einen öffentlich verwalteten Fonds mit Opt-out aus. Das soll die durch die Demografie belastete gesetzliche Rentenversicherung entlasten. Ein solcher Fonds könnte mit geringen Kosten und einer höheren Rendite als die Riester-Rente punkten, so das gesetzlich legitimierte Gremium. Von der von der Regierung geplanten Aktienrente halten die Ökonomen nicht viel. Der GDV reagiert kritisch.
Keine Sieger bei Klimarating von Insure Our Future
Immer mehr Versicherer implementieren Strategien für den Kohle- und mittlerweile auch den Öl- und Gasausstieg. Allerdings sei die Entwicklung zu langsam im Vergleich mit dem Fortschreiten des Klimawandels, kritisiert die Initiative Insure Our Future. Sie wirft der Versicherungsbranche Versagen beim Klimaschutz vor. Deshalb vergibt die Organisation in diesem Jahr keinen ersten, zweiten oder dritten Platz beim Klimaranking der Versicherer. Besonders viel Kritik erntete die Zurich.
Rollinger: Es geht um das Geschäft
Der Gesamtverband der Versicherer (GDV) betont auf seiner Veranstaltung zur Nachhaltigkeit in Berlin sein Eigeninteresse an einer Verringerung der klimaschädlichen Emissionen. Präsident Norbert Rollinger sagte, die Branche könne einen guten Beitrag leisten, warnte aber vor einer fehlgeleiteten Regulierung. Der GDV hat anlässlich des „TransVer Day“ seinen neuen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht.
HDI baut Captive-Einheit in Paris auf
Der Industrieversicherer HDI Global hat in Paris ein Kompetenzzentrum für alternativen Risikotransfer namens „HDI Enablers“ eingerichtet, das Unternehmen beim Thema Captive unterstützen will. Mit der neuen Gesetzgebung, durch die der Aufbau eines solchen konzerneigenen Versicherers in Frankreich leichter werden soll, hat die Entscheidung für Paris als Standort der Einheit aber nichts zu tun, betont HDI Global.
A.M. Best sieht Captives im Aufwind
Die Zahl der Captives in Europa wird weiter zunehmen, prognostiziert A.M. Best. Dabei spielen laut der Ratingagentur verschiedene Faktoren eine Rolle: die Bemühungen mehrerer Länder, als Standort für diese firmeneigenen Versicherer attraktiver zu werden, der nach wie vor harte Industrieversicherungsmarkt sowie regulatorische Erleichterungen durch die Überprüfung von Solvency II.
Greensill soll BaFin getäuscht haben
Der Versicherer IAG wirft dem 2021 kollabierten Finanzunternehmen Greensill vor, die deutsche Finanzaufsicht BaFin im Zusammenhang mit einer Kreditversicherung der deutschen Banktochter getäuscht zu haben, um die Kapitalanforderungen zu senken. Das berichtet die Financial Times. Die Aufsicht sei nicht darüber informiert worden, dass etwaige Schäden eigentlich von Greensill Capital selbst übernommen worden wären. IAG wehrt sich derzeit vor Gericht gegen Ansprüche von Investoren aus Kreditausfallversicherungen.
Versicherer müssen Daten in die Cloud bringen
Aufsichtsbehörden und Gesetzgeber verordnen immer strengere Regeln, um die Auswirkungen von Cyberangriffen auf Unternehmen zu mildern und Kunden zu schützen. Versicherer sollen demnach ihre Daten zukünftig in Clouds speichern, um eine schnelle Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs gewährleisten zu können. Technische Vorbereitung ist wichtiger als eine Cyber-Police, sagen die Cyber- und Versicherungsexperten der Anwaltskanzlei Taylor Wessing.













