Unternehmen haben im vergangenen Jahr vermehrt Schäden durch politische Risiken erlitten. Dies hat dazu geführt, dass die Firmen nun ihr eigenes Risikomanagement überdenken. Außerdem darf die Gefahr eines politischen Schadens nicht mehr wie eine Art Naturgefahr eingeschätzt werden, sondern wie ein ganz alltägliches Risiko, das jeden treffen kann. So lauten die Ergebnisse einer Umfrage des Makler- und Beratungsunternehmens WTW in Zusammenarbeit mit Oxford Analytica.
Versicherer
Luko sieht sich auf Kurs
Der bis zur Übernahme durch das französische Insurtech Luko unter dem Namen Coya bekannte Digitalversicherer hat jetzt auch 18.000 französische Kunden, die gesamten Beitragseinnahmen blieben stabil. Das zeigt der Solvenzbericht von Luko Insurance. Das versicherungstechnische Ergebnis fällt deutlich besser aus. Außerdem gibt es Veränderungen an der Führungsspitze.
Kfz-Versicherern drohen rote Zahlen
Die Kfz-Versicherer bräuchten deutlich stärkere Beitragssteigerungen, um den inflationsbedingten Belastungen entgegenzuwirken. Das Plus bei den Durchschnittsbeiträgen von 2,3 Prozent, das die Gen Re für 2023 branchenweit prognostiziert, reicht dafür nicht, erklärte Marco Morawetz, Kfz-Versicherungsexperte bei dem Rückversicherer, bei einer Fachveranstaltung. Sorge bereitet ihm auch, dass das unterjährige Neu- und Ersatzgeschäft und auch das Jahresendgeschäft schon seit 2019 stark rückläufig sind. Das laufende Jahr wird die deutsche Kfz-Sparte vermutlich mit einem versicherungstechnischen Verlust abschließen.
Lemonade: Deutschland-Geschäft schwächelt
Der US-Digitalversicherer Lemonade hat 2022 in Deutschland mehr Schäden als Einnahmen verbucht. Das zeigt der aktuelle Solvenzbericht der niederländischen Tochter Lemonade Insurance N.V., die das Europa-Geschäft des Insurtechs betreibt. Auch in Großbritannien reichten die Einnahmen nicht zur Deckung der Schäden aus. Für Europa insgesamt fiel die Differenz aber positiv aus. Die Beitragseinnahmen bewegen sich in Europa immer noch in niedriger einstelliger Millionenhöhe.
Nachhaltigkeit: Viele Vertriebe tun nur das Nötigste
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung von deutschen Finanzvertrieben lässt zu wünschen übrig. Abseits der Offenlegungspflicht im Sinne der europäischen Transparenzverordnung bieten die Unternehmen aktuell wenig bis keine weiteren Nachhaltigkeitsinformationen auf ihren Internetseiten an. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Assekurata Solutions auf Basis der aktuellen Websites der 15 größten deutschen Finanzvertriebe. Am umfangreichsten informieren Swiss Life Deutschland und der Finanzberater MLP über ihre ESG-Themen. Beim Rest herrscht laut der Ratingagentur noch Verbesserungspotenzial.
Münchener Verein verstärkt Leben-Maklervertrieb
Leute – Aktuelle Personalien Karoline Viktoria Mielken ist neue Vorstandsbevollmächtigte für die Lebensversicherung im Maklervertrieb der Münchener Verein Versicherungsgruppe. Anfang des Jahres verließ sie ihren alten Arbeitgeber Nettowelt. Die Wiener Städtische bekommt am ersten Juli eine stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Personelle Neuigkeiten gibt es außerdem bei DUAL Europe, DEVK und Swiss Re.
Moody’s sieht USA als Grund für NZIA-Austritte
Die Ratingagentur Moody’s sieht in dem kürzlich verkündeten Austritt von Munich Re und Zurich aus der Klimainitiative Net-Zero Insurance Alliance (NZIA) eine Schwächung des Bündnisses. Kleinere Versicherer würden es dadurch schwieriger haben, ambitionierte Klimapläne aufzustellen und umzusetzen, meinen die Analysten. Den Hauptgrund für die von der Munich Re genannten Kartellbedenken sieht Moody’s in den USA und dem dortigen Vorgehen einiger Bundesstaaten gegen die Parallel-Initiative aus dem Bankenbereich.
Allianz baut Direct-Struktur um
Die Allianz hat die Strukturen ihres europäischen Direktversicherers Allianz Direct verändert. Kunden in Spanien und den Niederlanden sind künftig bei den dort ansässigen Niederlassungen der Münchener Gesellschaft versichert. In Italien – dem wichtigsten Direktmarkt der Gruppe in Europa – ändert sich nichts, die dortige Allianz Direct bleibt weiter Teil der italienischen Allianz. In Deutschland sind die Kunden bei der Allianz Direct AG versichert. Die italienische Schwester musste 2022 hohe Verluste hinnehmen. Sie soll auch schon bald zum einheitlichen Risikoträger gehören. In Frankreich will Allianz Direct noch 2023 starten.
Experten-Rat will Ergänzung zur Pflegeversicherung
Die Pflegeversicherung sollte durch eine obligatorische Zusatzversicherung ergänzt werden, die „Pflege + Versicherung“. Das schlägt der von den privaten Krankenversicherern (PKV) initiierte Experten-Rat Pflegefinanzen vor. Sein am Montag vorgestelltes Konzept basiert auf dem Kapitaldeckungsverfahren und zielt darauf ab, die pflegebedingten Eigenbeteiligungen der Versicherten in Pflegeheimen auf 10 Prozent zu begrenzen. Für die Anbieter sieht es einen Kontrahierungszwang und den Verzicht auf eine Gesundheitsprüfung vor, Provisionen werden keine gezahlt. Sowohl PKV-Unternehmen als auch gesetzliche Pflegekassen sollen die Policen anbieten können.
Relyens optimistisch für die Cyberversicherung
Der auf die Krankenhaus-Haftpflicht spezialisierte Versicherer Relyens – früher Sham – rechnet sich gute Chancen für den anstehenden Einstieg in die Cyberversicherung für Kliniken aus. Als spezialisierter Anbieter sei das Unternehmen in der Lage, auf die oft sehr unterschiedlichen individuellen Bedürfnisse der einzelnen Kliniken einzugehen, sagt der Leiter der deutschen Niederlassung Dirk Bednarek. Relyens hofft auch davon zu profitieren, dass viele Cyberversicherer in diesem Segment sehr zurückhaltend sind. Lösegeldzahlungen versichert die Gruppe zurzeit nicht.
Ottonova hofft auf die bKV
Der digitale private Krankenversicherer Ottonova setzt in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf den Vertrieb von betrieblichen Krankenversicherungen. Das Münchener Unternehmen ist vor Kurzem in dieses Segment eingestiegen und konnte bereits einen großen Kunden gewinnen. Im Jahr 2022 sind laut dem aktuellen Solvenzbericht sowohl die Prämieneinnahmen als auch die Versicherungsleistungen deutlich gestiegen. Bislang halten sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Grenzen.
Kfz-Versicherer müssen mittelfristig ihr Angebot anpassen
Autoversicherer müssen sich in den kommenden Jahren auf Veränderungen einstellen: Autonomes Fahren wird die Ausgaben der Versicherer für Unfallreparaturen verringern. Im Elektrofahrzeugbereich werden die Versicherer jedoch mehr Geld ausgeben müssen. Daher sollten Versicherer ihr Geschäftsmodell im Mobility-Bereich diversifizieren. Das ist das Ergebnis einer Studie der US-amerikanischen Ratingagentur Moody’s.
Der Allianz drohen Kapitalaufschläge wegen der IT
Exklusiv Die Allianz gehört nach Informationen des Versicherungsmonitors zu den drei Gesellschaften, deren IT-Systeme nach Ansicht der Aufsichtsbehörde BaFin schwerwiegende Mängel aufweisen. Die BaFin hat für diesen Fall Aufschläge auf das Solvenzkapital und die Veröffentlichung der Namen der betreffenden Gesellschaften angekündigt. Bei der Allianz könnten das knapp 2 Mrd. Euro sein. Sollte es dazu kommen, wäre das eine deutliche Blamage für das Unternehmen und seine Führung und würde bei Anlegern Stirnrunzeln auslösen. BaFin und Allianz äußerten sich nicht.
Mehr Schäden und Tote durch Naturkatastrophen
Vor allem wegen des Erdbebens in der Türkei und in Syrien fällt die Naturkatastrophenbilanz des ersten Quartals 2023 heftiger aus als im Schnitt der vergangenen Jahre. Die wirtschaftlichen Schäden durch Katastrophen weltweit lagen laut einem aktuellen Bericht des Industrieversicherungsmaklers Aon rund 10 Mrd. Dollar über der Norm, die Zahl der Todesopfer war mit über 57.000 so hoch wie seit 2010 nicht mehr. Das Beben vom Februar schlägt sich auch in den versicherten Schäden von insgesamt rund 15 Mrd. Dollar nieder.













