Herbert Frommes Kolumne Eigentlich wäre in den katholischen Gegenden der Republik am 11.11. der Karneval eingeläutet worden, aber im Jahr 2020 fiel der Sessionsauftakt aus. Selbst die notorisch undisziplinierten Kölner haben sich daran gehalten, in diesem Jahr nicht auf die Straße und in die Kneipen zu strömen. Etwas gedämpft ist die Stimmung auch in den Versicherungsabteilungen mancher Industriekonzerne, die ja oft die juristische Form eines Maklerunternehmens haben. Wir haben ein Gespräch zwischen dem Finanzchef und dem Risikomanager der Mayerwerke belauscht.
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W&W auf Erholungskurs
Der Bauspar- und Versicherungskonzern W&W hat einen Teil des Gewinneinbruchs infolge der Pandemie, den er im ersten Halbjahr erlitten hatte, im dritten Quartal wieder wettgemacht. Dabei half unter anderem, dass in der Betriebsschließungsversicherung keine zusätzlichen Schäden mehr anfielen. Der Gewinn in den ersten neun Monaten liegt mit 170,4 Mio. Euro dennoch deutlich unter den 220 Mio. Euro des Vorjahrs.
Sammelklage gegen Allianz Australien
Der Versicherer Allianz hat sich in Australien bei Autofahrern unbeliebt gemacht, glaubt jedenfalls die Anwaltskanzlei Maurice Blackburn. Sie bringt deswegen eine Sammelklage auf den Weg: Tausenden Autofahrern, die ihre Wagen über Autohäuser finanziert hatten, sollen verschiedene Arten „wertloser Allianz-Versicherungen“ verkauft worden sein, „um die Gewinne schamlos zu steigern“, kritisiert die Kanzlei. Der Versicherer habe die Autohändler dafür speziell geschult. Die Allianz hat in Australien seit Jahren Probleme mit den Policen und zahlte 2018 bereits eine millionenschwere Rückerstattung. Den Verkauf der Deckungen habe man inzwischen eingestellt, teilte eine Sprecherin von Allianz Australien mit.
VKB-Chef Walthes gewinnt Plattformkrieg
Exklusiv Die Provinzial hat nach Informationen des Versicherungsmonitors ihre Pläne beerdigt, zusammen mit dem Berliner Technologieunternehmen Finmas eine eigene Versicherungsplattform zu entwickeln. Damit hat der S-Versicherungsmanager der Versicherungskammer Bayern (VKB) freie Fahrt. VKB-Chef Frank Walthes setzt sich gegen den größten potenziellen Rivalen im Plattformkrieg durch. Walthes kann es verschmerzen, dass die Sparkasse Bremen sich für eine andere Lösung entschieden und gerade zusammen mit JDC eine Plattform freigeschaltet hat.
Ecclesia kauft Heilwesen-Makler in den Niederlanden
Der Makler Ecclesia verstärkt sich erneut in den Niederlanden: Die Detmolder übernehmen für einen nicht genannten Kaufpreis die Mehrheit an dem in Veenendaal bei Utrecht ansässigen Spezialmakler Sibbing, der vor allem auf das ambulante Gesundheitswesen spezialisiert ist. Ecclesia steigt dadurch in die Top fünf der Versicherungsmakler in dem Land auf. Das Unternehmen hält künftig „deutlich über 50 Prozent“ an der Gesellschaft, der Rest bleibt bei den bisherigen geschäftsführenden Gesellschaften. Sie haben sich auch dazu verpflichtet, in den kommenden Jahren im Unternehmen zu bleiben.
Aufsicht verbietet Generali zweite Dividendenzahlung
Der italienische Versicherungsgigant Generali darf nicht wie geplant die zweite Tranche seiner Dividende für 2019 Ende des Jahres an die Aktionäre auszahlen. Die italienische Aufsicht hat das untersagt, gab der Versicherer anlässlich der Veröffentlichung der Neunmonatszahlen bekannt. Generali hofft darauf, die Ausschüttung im kommenden Jahr vornehmen zu dürfen. Bei dem Versicherer sorgte die Entscheidung für Unmut, er beklagte ungleiche Voraussetzungen für die Anbieter in Europa. In Deutschland durften Allianz und Munich Re ihre Dividenden voll auszahlen. Die Corona-Pandemie und weitere Einmaleffekte belasteten das Ergebnis von Generali in den ersten neun Monaten – der Nettogewinn brach um 40 Prozent ein.
DFV will 2021 profitabel werden
Die Deutsche Familienversicherung (DFV) hält nach der Geschäftsentwicklung im dritten Quartal 2020 an ihren Zielen für das Gesamtjahr fest. Durch den starken Online-Vertrieb und das Wachstum in der Sachversicherung gebe es weiterhin kaum Belastungen durch die Corona-Krise, sagte Firmenchef Stefan Knoll. Seine Pläne bleiben ambitioniert: 2021 soll die DFV erstmals profitabel sein und ein Bestandsbeitragsvolumen von mehr als 200 Mio. Euro erreichen. Außerdem stehen die Gründung separater Risikoträger und danach die Expansion ins Ausland auf der Agenda.
Zurich spürt Preiserhöhungen
Deutliche Preiserhöhungen vor allem in der Industrieversicherung helfen der Zurich, für die ersten neun Monate des Jahres Wachstumszahlen in der Schaden- und Unfallversicherung zu melden. In der Lebensversicherung erlebte der Konzern im dritten Quartal eine Verbesserung, in den ersten neun Monaten ist das Neugeschäft aber weiterhin im Minus. Gewinnzahlen veröffentlicht der Konzern nur bei Halbjahres- und Jahreszahlen, diesmal also nicht.
Von Beirut, Corona und anderen Großschäden
Talanx hat in den ersten neun Monaten 520 Mio. Euro verdient. Das war zwar deutlich weniger als im Vorjahr, könne sich aber angesichts der Pandemie durchaus sehen lassen, sagte der neue Finanzchef Jan Wicke. Die Corona-Krise trägt einen gehörigen Teil dazu bei, dass 2020 schon nach neun Monaten zu den teuersten Jahren nach Großschäden seit 2010 für Talanx gehört. Für das abschließende Quartal peilt Talanx einen Gewinn von über 80 Mio. Euro an.
Schneller Draht für den Cybernotfall
Digitale Trends 2021 Experten warnen, dass Cyberrisiken in Zeiten von Homeoffice eher zunehmen. Das spielt Dienstleistern wie Perseus in die Hände, die Mittelständlern Prävention und Abhilfe im Ernstfall versprechen. Im Fall der Fälle haben Kunden Zugriff auf eine Hotline und können sich von IT-Experten per Fernwartung oder vor Ort helfen lassen. Für die Zukunft ist eine Plattform geplant, über die sie die Bearbeitung eines Vorfalls nachvollziehen können, sagt ein Sprecher.
Chubb kooperiert mit Munich Re bei Sensortechnik
Wasserschäden sind in Gewerbeimmobilien nicht weniger folgenschwer als in Wohngebäuden. Der Industrieversicherer Chubb bietet seinen Industriekunden in Deutschland im Rahmen der Sachversicherung daher künftig die Möglichkeit, besonders exponierte Bereiche in Immobilien rund um die Uhr durch Sensoren zu überwachen. Chubb setzt dabei auf das Sensorsystem „Connect & Protect“ der Munich Re, das auf der sogenannten Internet of Things-Technologie basiert. Die Munich Re-Tochter Hartford Steam Boiler hat in den USA schon viel Erfahrung damit gesammelt.
Scor bietet Gesundheits-App für Erstversicherer an
Der französische Rückversicherer Scor arbeitet in Deutschland künftig mit dem Technologieanbieter Fjuul zusammen. Die gleichnamige App des finnischen Unternehmens soll zu mehr Sport motivieren und zählt zum Beispiel mit Hilfe der Daten aus Smartphones und Fitness-Trackern die Schritte von Versicherten. Das soll Lebensversicherern helfen, Risiken besser einzuschätzen und Prämien flexibel anzupassen. Das gemeinsame verhaltensbasierte Angebot will Scor jetzt an Erstversicherer im deutschsprachigen Raum verkaufen.
Ausmaß der Corona-Schäden noch länger unklar
Die Schätzungen über die Folgen der Corona-Pandemie für die Versicherer gehen noch weit auseinander. Die Unsicherheit über die letztendlichen Schäden wird auch noch eine Weile anhalten, erwartet Analyst Carlos Wong-Fupuy von der Ratingagentur A.M. Best. Der Großteil der Schäden komme aus der Veranstaltungsausfallversicherung. Bei Betriebsunterbrechungs- und Betriebsschließungspolicen gibt es noch viele Streitigkeiten zwischen den Gesellschaften und ihren Kunden, das macht die Schadenschätzung schwierig.
Swiss Re: Biden gut für Versicherer
Swiss Re erwartet, dass sich die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten positiv auf die global agierenden Versicherer auswirkt. Biden sei ein Multilateralist, sagte Jérôme Haegeli (Bild), Chefvolkswirt des Unternehmens, bei einer virtuellen Pressekonferenz. Das nutze global agierenden Unternehmen und dem Kampf gegen Covid-19. Haegeli erklärte auch, warum der harte Markt in der Rück- und Industrieversicherung bleiben wird. Swiss Re-Konzernchef Christian Mumenthaler warnte parallel auf einer anderen Konferenz, dass die Belastung der globalen Volkswirtschaften durch die Pandemie 12 Billionen Dollar betragen werde.
Cyber: „Es werden die Falschen versichert“
Cyberversicherer melden steigende Schadenszahlen. Beim Allianz-Industrieversicherer AGCS kommt inzwischen auf jede vierte Cyberpolice ein Schaden. Der Anstieg ist nicht allein durch mehr Attacken zu erklären, warnte Linus Neumann, Experte für IT-Sicherheit. „Es wird nicht jedes vierte Unternehmen gehackt“, sagte er bei einer digitalen Cyberkonferenz. Stattdessen gebe es in dem Geschäft eine starke negative Risikoauslese. „Es werden die falschen Unternehmen versichert.“ Indes zeigte sich Dirk Wegener, Präsident der europäischen Risikomanagervereinigung Ferma, besorgt ob der verbreiteten Skepsis gegenüber den Deckungen.














