Die Infrastruktur steht unter Druck: Bis 2035 braucht Deutschland mindestens 1,7 Billionen Euro an Investitionen, vor allem für Energie, Digitalisierung und klimaresiliente Systeme. Private Kapitalgeber wie die Versicherer können eine große Rolle dabei spielen, die Finanzierungslücke zu verringern, hieß es bei einem Pressegespräch der Allianz. Dafür seien allerdings attraktivere und verlässliche Rahmenbedingungen erforderlich.
Archiv ‘Digitalisierung’
VKB über KI: „Wir haben aufgehört zu spielen“
Künstliche Intelligenz (KI) ist für die Versicherer kein Spielzeug mehr, das sie in Pilotphasen testen und über die sie in langen Besprechungen diskutieren. Vielmehr geht es um konkrete Anwendungsbereiche – und gesteigerte Effizienz. Bei einer Fachveranstaltung sprachen Isabel Martorell Naßl von der Versicherungskammer Bayern (VKB) und Jan Malmendier von Allianz Deutschland darüber, wo sich die Branche angesichts der rasanten technologischen Entwicklung verortet.
Das Jahr der Konsolidierung kommt erst noch
Es gibt immer weniger Versicherer in Europa – und doch wachsen die Märkte. Der Grund dafür ist die Konsolidierung, die seit einigen Jahren voranschreitet. Die Fusionen und Übernahmen haben den Markt deutlich verändert, schreibt das Beratungsunternehmen Zeb. Insbesondere technologische Entwicklungen wirbeln die Versicherer auf, meint der Berater Sollers. Und: Die Konsolidierungswelle rollt im kommenden Jahr erst so richtig an.
Tenhagen: KI-Schulung dringend nötig
Versicherer sollten Mitarbeitende im Umgang mit künstlicher Intelligenz schulen, empfahl Hermann-Josef Tenhagen vom Verbraucherportal Finanztip bei der Verleihung der „Digitalen Leuchttürme 2025“ der Süddeutschen Zeitung in Köln. KI bietet seiner Meinung nach das Potenzial, die größten Ärgernisse für Kundinnen und Kunden zu beseitigen: lange Bearbeitungszeiten, schlechter Service und Probleme bei der Schadenregulierung. Über die Auszeichnungen freuen konnten sich Domcura, Hiscox, Schunck und die Hanseatische Versicherungsbörse.
Oletzky: Nicht nur auf generative KI setzen
Die Versicherer sollten sich beim Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) nicht nur auf Sprachmodelle wie ChatGPT oder Gemini beschränken, empfahl Branchenkenner Torsten Oletzky auf der SZ-Konferenz „The Digital Insurance“. Bislang habe künstliche Intelligenz die Branche noch nicht dramatisch verändert. Das könne sich aber ändern, wenn die Versicherer stärker auf KI-Agenten setzen. Das wird auch Folgen für die Zahl der Mitarbeiter in der Branche haben. Der Assekuradeur Domcura stellt etwa seit einem Jahr im operativen Bereich keine neuen Mitarbeiter mehr ein.
Individuelles Lernen mit KI bei Ergo
Der Düsseldorfer Versicherer Ergo will dem Fachkräftemangel mit einem hyperpersonalisierten Lernangebot entgegenwirken. Dafür setzt das Unternehmen eine künstliche Intelligenz des Start-ups Chunk X ein. Sie soll auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeitenden eingehen und einen persönlichen Lehrplan erstellen.
Wie KI-Agenten die Kfz-Versicherung retten sollen
Der Dienstleister Solvd will Kfz-Schäden vollautomatisiert abwickeln. Dabei übernehmen KI-Agenten die einzelnen Schritte: Sie kommunizieren mit dem Kunden, prüfen die Deckung, bewerten den Schaden, vereinbaren einen Werkstatttermin und bearbeiten sogar Regresse – ganz ohne menschliche Hilfe. Das soll der kriselnden Kfz-Sparte helfen, effizienter zu werden und Kosten zu senken.
Ein Blick ins Jahr 2026: Zwischen Regulierung, Resilienz und Kundenzentrierung
Mit einer Mischung aus Zuversicht und Anspannung schaut die Versicherungsbranche ins Jahr 2026. Kaum ein anderes Segment der Finanzwirtschaft steht unter einem vergleichbaren Reform- und Innovationsdruck. Politische Weichenstellungen, neue Risiken und die Digitalisierung treiben einen Strukturwandel voran, der weit mehr ist als eine Modernisierung von IT-Systemen, schreibt Anke Zeller, Industry Leader Insurances bei Cognizant.
Blockchain-Firma Ritablock aufgelöst
Die Blockchain-Firma Ritablock ist Geschichte. Das Gemeinschaftsunternehmen des Beraters Consurance und des Softwareherstellers Inveos wollte die Verwaltung von Rückversicherungen mithilfe der Blockchain-Technologie revolutionieren. Laut Handelsregister wurde die Ritablock GmbH bereits Ende August 2025 aufgelöst, sie hat ihr Vermögen auf Consurance übertragen und ist mit dem Berater verschmolzen. Das einstige Hype-Thema Blockchain hat in der Branche stark an Popularität eingebüßt.
Aktuelle Serie: Digitale Trends 2026
In unserer Serie „Digitale Trends 2026“ stellen wir Projekte vor, die für den Preis „Digitaler Leuchtturm Versicherung“ eingereicht wurden. Er wird am 2. Dezember 2025 in Köln vom Süddeutschen Verlag verliehen. In diesem Jahr haben sich Versicherer, Insurtechs, Makler und Dienstleister mit 14 Initiativen beworben. Hier finden Sie alle Teile der Serie.
Digitale Ernüchterung in der PKV
In der privaten Krankenversicherung (PKV) hat die Euphorie mit Blick auf die elektronische Patientenakte (ePA) merklich nachgelassen, berichtet Klaus Leyh, Vorstand der Versicherungskammer Bayern. Noch seien die Dinge zu kompliziert und die Kundinnen und Kunden skeptisch, sagt er im Interview. Dabei ließe sich im Gesundheitswesen durch die Digitalisierung vieles erreichen. Die Versicherungskammer selbst will Ende des Jahres die ePA zunächst für einen kleinen Kundenkreis einführen.
Die Debatte um FiDA lenkt ab
Aktuell beschäftigen sich viele Branchenexperten damit, ob und in welcher Form die Financial Data Access Regulation (FiDA) kommt. Die Diskussionen über Sinn und Unsinn der Entwürfe wirken in Teilen wie eine Stellvertreterdebatte über ein viel tiefer liegendes Problem: die technologische und strukturelle Reife des eigenen Datenmanagements.
Emil gewinnt Zurich-Tochter als Kunden
Der Technologieanbieter Emil soll für den Schweizer Rechtsschutzversicherer Orion ein neues Kernsystem aufbauen. Die Zurich-Tochter will auf die Cloud-basierte Software-as-a-Service-Lösung von Emil umsteigen. Die Partnerschaft kommt nur wenige Monate, nachdem Emil in der Schweiz eine eigene Tochter gegründet hat.
Warum Assekuradeure zu KI-Vorreitern werden müssen
Künstliche Intelligenz (KI) verändert nicht nur die Prozesse in Versicherungsunternehmen – sie verändert das Zusammenspiel in der gesamten Wertschöpfungskette. Assekuradeure haben aufgrund ihrer größeren Agilität und des klaren Fokus beim Geschäftsmodell gute Chancen, KI schnell tief in ihre Prozesse einzubetten und damit zu den „Early Adopters“ in der Branche zu gehören. So erhöhen sie ihre Effizienz – und werden zugleich attraktiver für Risikoträger und Investoren.














