Meinung am Mittwoch Die Mobilität ist an einem Wendepunkt. Viele Jahrzehnte lang nahmen mit dem Bevölkerungswachstum auch die gefahrenen Kilometer zu, mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen der Fahrzeugbestand. Solche Automatismen gelten künftig nicht mehr. Der Kampf gegen den Klimawandel verändert gerade alle mobilitätsrelevanten Branchen – und damit auch den Versicherungsmarkt. Wie immer sind damit Herausforderungen, aber auch neue Chancen verbunden.
Archiv ‘Kfz-Versicherung’
Versicherer müssen sich auf die Hinterbeine stellen
Die Entscheidung des Autobauers Tesla, in den USA Policen ohne Kooperation mit Versicherern auf den Markt zu bringen, setzt die Versicherer auch hierzulande stark unter Druck. Das gilt auch für die Vorstöße von Amazon in den Versicherungsmarkt. Die Versicherer müssten viel mehr Geschwindigkeit entwickeln, sagte Karsten Crede (Bild), Chef von Ergo Mobility Solutions, auf einer Fachveranstaltung. Nach Ansicht von Cosmos Direkt-Chef Benedikt Kalteier sollten die Versicherer Amazon nicht vor allem als Bedrohung, sondern als Chance für das Geschäft sehen. Allerdings müssten sie dafür Sorge tragen, mit entsprechenden Kooperationen auch Geld zu verdienen.
Begeisterung für Telematik-Tarife lässt nach
Der richtige Umgang mit Daten ist entscheidend dafür, ob Kfz-Versicherer auch in Zukunft profitabel wirtschaften oder wieder in die Verlustzone geraten. Darin waren sich Experten auf einer Kfz-Konferenz von Business Forum 21 in Köln einig. Allerdings gibt es noch viel Nachholbedarf. Die Fähigkeiten der Versicherer reichen längst nicht an die der Tech-Unternehmen heran. Telematik-Tarife wären ein ideales Übungsfeld – doch die Begeisterung der Versicherer für die Tarife scheint zu schwinden.
So stark profitiert die Kfz-Sparte noch von Corona
Die deutschen Kfz-Versicherer haben nach dem pandemiebedingten Rekordgewinn 2020 auch das Jahr 2021 mit einem stark überdurchschnittlichen Gewinn abgeschlossen, erwartet Kfz-Experte Marco Morawetz vom Rückversicherer Gen Re. Auch das erste Quartal 2022 war in puncto Schäden noch positiv von der Pandemie geprägt, berichtete er auf einer Fachveranstaltung in Köln. Wie dieses Jahr insgesamt verläuft, hängt stark von der Inflation und vor allem dem weiteren Pandemiegeschehen ab. Es ist noch nicht sicher, dass die Kfz-Versicherer auch 2022 mit schwarzen Zahlen abschließen.
HDI-Vertreter sind sauer
Die Vermittler der HDI Deutschland sind empört über die ihrer Ansicht nach schlechte telefonische Erreichbarkeit des Unternehmens durch die Kunden und über hohe Rückstände. Beides sei „zunehmend unerträglich“, schreibt die Vertretervereinigung in einer Mail an Christopher Lohmann, den Chef der Talanx-Tochter. Der Hinweis des Unternehmens, man habe halt ein „super Neugeschäft“ gehabt, verfange immer weniger, argumentieren die Vermittler. Es seien einfach zu viele gute Leute entlassen worden. Der Konzern verspricht Abhilfe bis zum Sommer.
Betriebsschließungs-Zahlung hilft Talanx
Exklusiv Der Hannoveraner Versicherer Talanx meldet nach dem langjährigen Umbau seines Privat- und Firmenkundengeschäfts in Deutschland starkes Wachstum. Der zuständige Vorstand Christopher Lohmann spricht im Interview mit den Versicherungsmonitor über positive Effekte aus dem Umgang mit Betriebsschließungen infolge der Corona-Pandemie, die Folgen des Kriegs in der Ukraine und den ab Juli 2022 greifenden Provisionsdeckel in der Restschuldversicherung.
Lemonade: Cross-Selling soll Wende bringen
Trotz guter Zahlen bei den Prämieneinnahmen und beim Umsatz hat der US-Versicherer Lemonade auch im ersten Quartal 2022 einen deutlichen Verlust von 74,8 Mio. Dollar (70,9 Mio. Euro) nach 49 Mio. Dollar im Vorjahresquartal verzeichnet. Doch die Verluste sollen in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen. Dabei setzt das Start-up auf Prämienanpassungen und die Ausweitung des Policenangebots. Erste Zahlen aus dem US-Bundesstaat Illinois zeigen, dass die neue Kfz-Versicherung das Cross-Selling vorantreibt.
Schadenmanagement „as a Service“ lohnt sich
Kfz-Versicherer sollten prüfen, ob sie Dienstleistungen im Bereich des Schadenmanagements vor allem im Flottengeschäft verstärkt separat anbieten, und nicht nur über das reguläre Kfz-Versicherungsgeschäft. Das sagte Marco Riesenbeck, Leiter Kraftfahrt Schaden beim Talanx-Konzern, bei einer Fachveranstaltung. Das lohne sich nicht nur aus strategischen Gesichtspunkten, sondern auch finanziell. Auch für die Kunden sei das Modell attraktiv – nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen.
Bayerische nimmt Gewerbeversicherung ins Visier
Die Bayerische will ihr Engagement im Gewerbekundengeschäft ausbauen. Selbstständige, Freiberufler und mittelständische Unternehmen rücken in diesem Jahr in den Fokus der Münchener. „Das ist die Zielgruppe, in der es für uns das meiste Wachstumspotenzial gibt“, sagte Bayerische-Vorstand Martin Gräfer bei der Bilanzpressekonferenz des Versicherers. Kooperationen mit verschiedenen Partnern sollen beim forcierten Wachstum in dem Segment helfen.
Pandemie sorgt für Prämienrückgang bei Nexible
Der Digitalversicherer Nexible ist gezeichnet von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Wie der aktuelle Solvenzbericht der Ergo-Tochter zeigt, hat die Gesellschaft mit Sitz in Nürnberg im vergangenen Jahr einen spürbaren Beitragsrückgang verzeichnet. Grund dafür waren ein schwaches Neugeschäft in der Kfz-Versicherung sowie Stornos. Nichtsdestotrotz gibt sich Geschäftsführer Jonas Boltz zufrieden. „2021 haben wir mit Nexible einige wichtige Schritte vorwärts gemacht“, berichtete er.
Wefox-Chef Teicke steigt bei Luca-App ein
Julian Teicke, Chef des Versicherungs-Neulings Wefox, hat einen weiteren Nebenjob. Er ist jetzt Vorsitzender des Verwaltungsrats der Luca-App. Die war 2020 in der Pandemie als einfaches System zur Kontaktdatenanmeldung in Restaurants gegründet worden, gibt aber dieses Geschäft auf. Künftig will Luca als Bezahl-App fungieren. Die Liechtensteiner Versicherungstochter der Wefox-Gruppe hat inzwischen erste Zahlen für 2021 vorgelegt. Wie bei neuen Versicherern nicht anders zu erwarten ist, gab es einen heftigen Verlust.
Versicherungskammer meldet weniger Umsatz
Exklusiv Die erfolgsverwöhnte Versicherungskammer Bayern musste 2021 einen Umsatzrückgang hinnehmen. Aber Konzernchef Frank Walthes erklärt im Interview mit dem Versicherungsmonitor, dass genau diese Entwicklung geplant war – weil die Gruppe Lebensgeschäft gegen Einmalbeitrag sowie klassische Verträge zurückfährt. Außerdem geben die Bayern das in Großbritannien gezeichnete Geschäft auf. Für die Naturkatastrophen im Sommer mussten die Bayern 300 Mio. Euro aufbringen. Bei Vorhersagen für 2022 ist Walthes vorsichtig – denn ein Einbruch der Wirtschaft könnte auch die Einnahmen treffen.
Neugeschäft beschert W&W Rekordergebnis
Nach einem deutlichen Gewinnrückgang 2020 war das vergangene Jahr für den Finanzkonzern W&W ein Rekordjahr. Der Jahresüberschuss stieg um 67 Prozent auf 352,2 Mio. Euro. Dabei profitierte das Unternehmen von gutem Neugeschäft und dem Kapitalmarkt, auch dank des Rechnungslegungsstandards IFRS. Am Erfolg war auch der Digitalversicherer Adam Riese beteiligt. Seine Kundenzahl stieg um rund ein Drittel. Die Rückversicherung rettete den Konzern vor hohen Unwetterschäden, vom Ukraine-Krieg ist W&W nur sehr gering direkt betroffen.












