Archiv ‘Solvency II’

Run-off wird interessanter

Rund zwei Drittel der Versicherungsvorstände in Kontinentaleuropa können sich vorstellen, Bestände oder Teilbestände in den Run-off zu geben. Das ergab eine Studie der Unternehmensberatung Willis Towers Watson im Auftrag des Finanzdienstleisters und Versicherers FWU. Von den 44 befragten Vorständen arbeitet die Hälfte in Deutschland. Als Haupthindernis sehen die Manager den Widerstand des Vertriebs und das Fehlen des abgegebenen Bestandes als Kostenträger. Sie fürchten außerdem Auswirkungen auf die Reputation und nennen IT-Probleme, wenn es um die Schwierigkeiten eines Run-offs geht.

Alte Leipziger setzt Rivalen unter Druck

Die mittelgroße Alte Leipziger hat hervorragende Werte für die Kapitalausstattung unter Solvency II – und gibt die Zahlen gerne bekannt. Damit übt das Unternehmen heftigen Druck aus auf Rivalen, die schlechtere Werte aufweisen und sie gerne – wie rechtlich möglich – erst 2017 veröffentlichen wollen. Das Unternehmen mit Sitz in Oberursel bei Frankfurt wächst vor allem in der Berufsunfähigkeitsversicherung und der betrieblichen Altersversorgung. Zweites großes Geschäftsgebiet neben der Lebensversicherung ist die private Krankenversicherung in Gestalt der Halleschen. Über die Zukunft der sehr kleinen Kfz-Sparte will Konzernchef Walter Botermann nachdenken.

Empörung über Rating-Gebühren

Europäische Versicherer sind empört über die großen Rating-Agenturen. Mit der Einführung von Solvency II verlangen sie hohe zusätzliche Gebühren von den Versicherern, die Ratings über ihre Kapitalanlagen an die Behörden weitergeben müssen. Die Vereinigung der Europäischen Gegenseitigkeitsversicherer spricht von Erhöhungen von 80 Prozent und hat sich bei der EU-Versicherungsaufsicht Eiopa in Frankfurt sowie der EU-Kommission beschwert.

Allianz will Leben-Bestand in Italien verkaufen

Die Allianz will sich von einem geschlossenen Lebensversicherungsbestand in Italien mit einem Volumen von 4,5 Mrd. Euro trennen, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Der Finanzinvestor Cinven soll Interesse bekundet haben. Die Allianz wollte das nicht kommentieren. Allerdings hatte Allianz-Chef Oliver Bäte bereits im vergangenen Herbst angekündigt, sich von Lebensversicherungsbeständen im Ausland trennen zu wollen.

Solvency II: Schöne, neue, transparente Berichtswelt?

 Meinung am Mittwoch  Mit dem risikobasierten Aufsichtsregime Solvency II und entsprechenden Berichtspflichten ab 2017 über das Geschäftsjahr 2016 wird sich der Detaillierungsgrad öffentlich verfügbarer Daten zur Finanzlage der Versicherer verbessern. Jedoch hat auch die Komplexität zugenommen, was Transparenz und Vergleichbarkeit erschwert. Wer Solvency II-Berichte lesen will, muss  über Fachwissen verfügen, um die unterschiedlichen Solvenzquoten richtig interpretieren zu können. Für Versicherer, Aufsicht und Fachnutzer gibt es viel zu tun, um die Vielfalt an Informationen in kundenverständlicher Form aufzubereiten.

Rechtsschutzversicherer leiden unter Solvency II

Die neuen Eigenkapital- und Aufsichtsregeln und die deutsche Rechtsschutzversicherung passen nicht gut zusammen. Die Kapitalanforderungen an Gesellschaften, die nur in einer Sparte aktiv sind, sind sehr hoch. Es gibt einige Auswege, die sich allerdings nicht für alle Versicherer anbieten. Die Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss empfiehlt, auch die sogenannten unternehmensspezifischen Parameter zu prüfen. Damit können Unternehmen das Standardmodell unter Solvency II individualisieren, ohne direkt ein aufwändiges internes Modell zu entwickeln.

Ratingagentur: Lebensversicherer vor Problemen

Die Ratingagentur Moody‘s bescheinigt dem deutschen Lebensversicherungssektor eine schwierige Zukunft. Die Niedrigzinsen führen zu niedrigeren Anlagegewinnen und bedrohen die Profitabilität der Anbieter, heißt es in einem aktuellen Bericht. Die Ratingagentur belässt den Ausblick für die Branche auf negativ. Die Analysten erwarten, dass sich der Trend zu neuartigen Lebensversicherungen in dieser Situation beschleunigen wird. Das könne den Gesellschaften auch bei der Erfüllung der neuen Eigenkapitalregeln Solvency II helfen. Allerdings sei eine erfolgreiche Umstellung kein Selbstläufer.

Doppelspitze aus Donnet und Minali führt Generali

Die Spekulationen aus der vergangenen Woche haben sich bewahrheitet: Italien-Chef Philippe Donnet wird künftig den Versicherer Generali führen, ihm zur Seite steht Finanzchef Alberto Minali als Generaldirektor. Donnet ersetzt Mario Greco, der zum Konkurrenten Zurich gewechselt ist. Der von Greco bei der Generali eingeleitete Großumbau scheint erste Früchte zu tragen: Das Unternehmen verbuchte ein ordentliches Gewinnplus und will den Aktionären eine höhere Dividende zahlen.

Auch Pensionsfonds und -kassen droht Solvency II

 The Long View – Der Hintergrund  Das neue EU-Aufsichtsregime Solvency II gilt nicht für Pensionsfonds und -kassen. Das sollte für diese Anbieter betrieblicher Altersversorgung (bAV) aber kein Grund sein, sich zurückzulehnen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Aufsicht wesentliche Elemente der Säulen 2 und 3 auch für diese Unternehmen vorschreiben wird. Pensionsfonds und -kassen sollten nicht die gleichen Fehler machen wie Lebensversicherer und wichtige Zeit zum Handeln verstreichen lassen.

Wolfsdorf: Run-off nicht nur für Halbtote

Die Abgabe von Versicherungsbeständen an externe Abwicklungsspezialisten lohnt nicht nur für Gesellschaften, die kurz vor dem Exitus stehen, findet Kurt Wolfsdorf, Chef der neuen Run-off-Plattform Frankfurter Leben. Auch gesunde Versicherer könnten sich Beständen entledigen, die sie nicht weiterführen wollen. Die Stunde der Run-off-Plattformen ist jetzt gekommen, meint Wolfsdorf. Den Schlüssel zum Erfolg im Run-off-Geschäft sieht er in der schnellen Integration der Bestände. Dass sein Großinvestor, Fosun-Chef Guo Guangchang, im Dezember plötzlich tagelang verschwand, beunruhigt den Frankfurter-Leben-Chef nicht.

Lebensversicherungs-Run-off im Aufwind

Das Geschäft mit der Abwicklung von Lebensversicherungsbeständen wird anziehen, meint Michael Dreibrodt, Chef des Versicherers MyLife, der seit Mitte 2015 im Run-off-Geschäft aktiv ist. Die Zahl der Anfragen werde steigen, nicht aber die Zahl der Anbieter, sagte er auf einer SZ-Fachkonferenz in Hamburg. Dafür sei das Geschäft zu komplex. Johannes Lörper, Vorstandsmitglied der Ergo-Tochter Victoria Leben, sprach über Fehlentscheidungen der Lebensversicherer und erklärte, warum der Versicherer mit seiner IT zu kämpfen hat. Im Juli 2015 war bekannt geworden, dass Rechenkerne bei Ergo falsche Ergebnisse für die Auszahlungen an Kunden lieferten.

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