Die Industrieversicherung befindet sich in einem fundamentalen Wandel. Die Digitalisierung erlaubt neue Einblicke bei der Risikoanalyse, sie schafft aber auch zusätzliche Risiken. Neue Anbieter wagen sich immer weiter in das traditionelle Geschäft der Versicherer und Makler vor. In diesen turbulenten Zeiten müssen Makler Schritt halten. Spartendenken und starre Konzernstrukturen passen da nicht mehr, warnte Eric Andersen, Co-President des Großmaklers Aon, am dritten Tag des GVNW-Symposiums in München. „Wir müssen die Silos einreißen“, sagte er.
Versicherer
Branche fürchtet den Brexit nicht
Im Gegensatz zu vielen anderen Teilen der Wirtschaft sind die Versicherer vergleichsweise gut auf den geplanten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union vorbereitet. So argumentierten hochkarätige Teilnehmer einer Diskussion im Rahmen des Industrieversicherungs-Symposiums des Gesamtverbandes der Versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW). Dennoch: Kommt es zum Brexit, wird es Unsicherheiten geben. Schäden müssten auf jeden Fall gezahlt werden, hieß es. Und: Viele britische Firmen nehmen den Brexit zum Anlass, ihr gesamtes Versicherungsprogramm auf den Prüfstand zu stellen.
Firmen werden zu Bewerbern
Langweilig, eingestaubt, wenig attraktiv – so sehen viele junge Menschen die Versicherungsbranche. Das schlechte Image macht es der Branche schwer, Nachwuchs zu finden. Der demografische Wandel verstärkt das Problem, Schulabgänger haben häufig die freie Auswahl bei Ausbildungs- und Studienplätzen. Die Versicherer ziehen oft den Kürzeren. Dass Versicherungsmanager und Makler bei Umfragen zum Wunschberuf regelmäßig auf dem letzten Platz landen, liegt auch an ihnen selbst, meint Matthias Beck, Versicherungsmanager beim Schraubenhersteller Würth. Auch Manfred Kaiser, verantwortlich für die Personalgewinnung bei der Versicherungskammer Bayern, sieht die Versicherer in der Pflicht.
Autonome Fahrzeuge nicht aufzuhalten
Fahrzeughersteller wie Audi und BMW arbeiten unter Hochdruck an der Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Beim BMW iNext, der 2021 auf den Markt kommt, muss der Fahrer im Autobahnverkehr kaum noch eingreifen, berichtete Armin Gräter von BMW beim GVNW-Symposium. Bis Autos jedoch gänzlich ohne einen Fahrer auskommen, wird noch einige Zeit vergehen. Versicherer sollten das jedoch nicht als Ausrede nutzen und sich nur zögerlich mit dem Thema befassen, warnt Eric Schuh (Bild), Managing Director Global P&C Solutions bei Swiss Re, beim GVNW-Symposium in München. „Die Technologie und ihre Möglichkeiten werden sich ihren Weg bahnen“, sagte er. Den Wettlauf mit China hat die […]
Gossmann ernennt Manager für neuen Risikoträger
Leute – Aktuelle Personalien Im Oktober 2018 hatte Run-off-Experte Arndt Gossmann die Gründung eines neuen Risikoträgers angekündigt, der die fortlaufende Übertragung einzelner, noch laufender Policen ermöglichen soll. Jetzt hat er die ersten beiden Führungskräfte vorgestellt: Joanna Aquilina, die wie Gossmann von Darag kommt, wird den Risikoträger aufbauen, Patrick Riecken von Delvag Re wird Head of Underwriting. Außerdem organisiert der Industrieversicherer AIG sein Haftpflichtteam neu, der Dienstleister Carexpert hat eine neue Führung in der Sachverständigenorganisation und die Prosperity Company einen neuen operativen Chef.
Autonomes Fahren verändert den Markt dramatisch
Wer kauft die Versicherung für ein autonom fahrendes Auto? Halter oder Hersteller? Welche neuen Kumule können entstehen? Wie hilfreich ist Telematik wirklich? Diesen und weiteren Fragen gingen Experten aus der Versicherungs- und Automobilbranche bei der diesjährigen K-Tagung nach. Auf der vom Rückversicherer Scor und dem aktuariellen Beratungshaus Meyerthole Siems Kohlruss organisierten Fachveranstaltung wurde eines besonders deutlich: Kfz-Versicherer können nur von der Digitalisierung profitieren, wenn sie anfangen zu handeln.
Aon: Versicherer sollen Nachhaltigkeit fördern
Alle reden über Nachhaltigkeit. Die Versicherer sollten innovative Deckungskonzepte zur Verfügung stellen, die den Ausbau erneuerbarer Energien und der Stromnetze ermöglichen und Unternehmen gegen Schäden durch den Klimawandel absichern, fordert der Großmakler Aon in seinem neuen Marktreport. Dafür müssen sie sich allerdings von einer spartengetriebenen Denkweise verabschieden. Für die Industrieversicherer erweist sich dabei allerdings als problematisch, dass das Sachgeschäft weiter defizitär läuft. Traditionelle Problembranchen können Policen deshalb nur zu höheren Preisen oder gar nicht mehr abschließen.
Der Betrüger im eigenen Haus
Kriminelle Mitarbeiter richten in Unternehmen weitaus größere Schäden an als Betrüger von außen. Bei den Vertrauensschadenversicherern waren im vergangenen Jahr 63 Prozent der gemeldeten Fälle auf eigene Mitarbeiter zurückzuführen und 75 Prozent der verursachten Schäden. Das zeigt eine Analyse des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) von 2.400 im Jahr 2018 den Versicherern gemeldeten Fällen. Sie machen aber nur einen Bruchteil der tatsächlichen Schadendimension aus, weiß Experte Rüdiger Kirsch von Euler Hermes. „Die Prognosen gehen in die Milliarden.“ Betroffen sind alle Branchen, die Täter sind vor allem männlich, über 40 und in höheren Positionen aktiv.
PKV muss weiter zittern
In der juristischen Auseinandersetzung über die Rechtmäßigkeit von Beitragsanpassungen in der privaten Krankenversicherung (PKV) ist noch kein Ende in Sicht. Nachdem der Bundesgerichtshof (BGH) in der Frage der Unabhängigkeit der Treuhänder in der PKV zugunsten der Versicherer entschieden hatte, liegt jetzt eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht. Außerdem müssen die BGH-Richter klären, wann die Begründung für eine Beitragsanpassung als ausreichend angesehen werden kann, berichtete Rechtsanwalt Joachim Grote von der Kanzlei BLD Bach Langheid Dallmayr auf einer Fachkonferenz in Berlin. Wann es jeweils zu einer Entscheidung kommt, ist nach seinen Angaben noch nicht abzusehen.
Blackfin vor Kauf von Formaxx und Mayflower
Weiterhin gibt es viel Bewegung bei Vertrieben und Maklerpools: Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung und Versicherungsmonitor kauft der französische Investor Blackfin zwei weitere Unternehmen, nachdem er im März bereits den Vertrieb Bonnfinanz von der Zurich übernommen hat. Deutschlandchef Kai Wilhelm Franzmeyer verhandelt mit Bernhard Termühlen, dem die Vertriebsorganisationen Formaxx und Mayflower gehören. Ein Deal soll kurz vor dem Abschluss stehen. Die Franzosen zahlen hohe Preise.
Wer schnell reguliert, hat zufriedene Kunden
In der Schaden- und Unfallversicherung kommt es Kunden weniger auf den Preis an als auf eine schnelle und kundenfreundliche Schadenbearbeitung. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Ratingagentur Assekurata. Für die Gesellschaften ist dabei noch viel Luft nach oben: Lediglich fünf von den zehn untersuchten Anbietern erfüllten die Kundenerwartungen an einen schnellen und reibungslosen Ablauf im Schadenfall. Für die Versicherer sollte das jedoch ein entscheidendes Kriterium im Wettbewerb mit anderen Anbietern sein. Denn nicht Marke oder Image spielen beim Vertragsabschluss für die meisten Versicherten eine Rolle, sondern bequeme Online-Services, gut erreichbare Kundenbetreuung – und die Empfehlung durch einen Bekannten.
PKV muss sinnvolles Kooperieren lernen
Bei Kooperationen zwischen den einzelnen Anbietern sind die gesetzlichen Krankenkassen schon deutlich weiter als die privaten Krankenversicherer (PKV). Dabei können gerade die PKV-Unternehmen angesichts ihrer geringen Marktmacht von einem einheitlichen Agieren profitieren, sagte Thomas Soltau, Geschäftsführer der Leistungsmanagement-Gesellschaft LM+, auf der Euroforum-Tagung „PKV aktuell und digital“ in Berlin. Bei Zusammenschlüssen müssen die Versicherer aber immer das Kartellrecht im Blick haben, betonte Rechtsanwalt Christoph Peter (Bild). So sei ein konzertiertes Vorgehen bei der Erstattung von Therapien, die nur Privatpatienten offenstehen, kritisch. Auch beim Poolen von Daten legen die Kartellbehörden strenge Maßstäbe an.
Axa betont das Einsparpotenzial durch Digitalisierung
Angesichts stark steigender Kosten muss die Krankenversicherung sich radikal ändern, glaubt die Axa. Im Mittelpunkt dürfe nicht mehr die Krankheit, sondern die Gesundheit der Kunden stehen, sagte Thilo Schumacher, Vorstand für Personenversicherung im Axa Konzern. Dabei hilft die Digitalisierung. In diesem Punkt sieht sich der Kölner Versicherer, der im Juni den auf digitale Gesundheit und Prävention fokussierten Tarif ActiveMe gestartet hat, ganz weit vorne. „Unser Anspruch ist klar, dass wir nicht einholbar sind, wenn wir uns weiterentwickeln“, so Schumacher.












